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Nachlese zur U16-Länderpokal-Endrunde 2019 / Diskussion um Format und Termine

Erweitertes System stößt an Grenzen

23. October 2019

23.10.2019 - Mit der neuen Ausweitung von sechs auf acht Mannschaften pro Wettbewerb vergrößerte sich auch das Gesamtprogramm der U16-Länderpokal-Endrunde 2019. Erstmals wurde deshalb am Freitagabend bereits mit den ersten beiden Gruppenspielen begonnen, wobei hier nur die Hälfte der Teilnehmer zum Zuge kam, dafür die andere Hälfte ein noch kompakteres Pensum am Samstag und Sonntag (zusammen bis zu fünf Spiele über 50 Minuten) vor sich hatte.

So war auch ein volles Programm am Samstag nötig, um die restlichen zehn Gruppenspiele durchzuziehen. Von 9 Uhr morgens bis nach 21 Uhr abends herrschte auf den beiden parallel liegenden Kunstrasenplätzen auf der Anlage der Stuttgarter Kickers Dauerbetrieb. Und schon am Sonntagmorgen ging es ab 9 Uhr mit den ersten Halbfinals weiter.

Die beiden späteren Turniersieger starteten mit Niederlagen. Die Hamburger Jungenauswahl verlor ihr Auftaktspiel am Freitagabend gegen Gastgeber Baden-Württemberg mit 1:2. Zwei anschließende Siege führten die Norddeutschen dann noch als Gruppenzweiter hinter der verlustpunktfreien BaWü-Auswahl ins Halbfinale. Hessen und das erstmals aufgebotene „Team 8“ mit einer Zusammenstellung von Talenten aus den in der Vorrunde ausgeschiedenen Landesverbänden holten gegen die beiden Topteams der Gruppe A keinen Punkt. In der Gruppe B ging überraschend klar Berlin mit drei Siegen durch die Gruppenphase. Vorjahressieger Bayern und Franz-Schmitz-Pokal-Rekordgewinner West lieferten sich ein Rennen um den zweiten Halbfinalplatz, den die Westdeutschen bei Punktgleichheit dank des besseren Torverhältnisses für sich entschieden.

Rheinland-Pfalz/Saar war chancenlos und wurde abgeschlagen Letzter.

Auf weiblicher Seite misslang dem späteren Triumphator Berlin der Start mit einem 1:4 gegen Bremen. Mit zwei klaren Erfolgen über Team 8 und Hessen ließen die Hauptstädterinnen aber keinen Zweifel an ihrer Halbfinalteilnahme. Bremen konnte sich ein folgenloses Unentschieden gegen Bayern leisten und wurde trotzdem Sieger der Gruppe A. Das Team 8 musste punkt- und torlos auf ein Erfolgserlebnis warten. In der Gruppe B war bis zu den letzten Spielen offen, wer den Sprung ins Halbfinale schaffen würde. Gastgeber Baden-Württemberg hatte nach seinem Auftaktsieg über Hamburg klare Ambitionen, aber die wurden mit zwei Zu-Null-Niederlagen gegen Bayern und West zunichte gemacht. Am Ende rutschte BaWü gar auf den letzten Gruppenplatz ab, und Hamburg zog zusammen mit West vor den Bayern in die Vorschlussrunde ein.

In den Halbfinals am Sonntagmorgen zogen alle Gruppensieger den Kürzeren. Bei den Jungen verlor Baden-Württemberg gegen West 1:2 sowie Berlin gegen Hamburg 3:4 nach Shoot-out, bei den Mädchen zauberte Hamburg gegen Bremen beim 3:2 auf einmal tolle Strafeckentore aus dem Hut, und West scheiterte nach Shoot-out 5:6 an Berlin. So knapp die Halbfinalspiele verliefen, so überraschend deutlich gingen die Endspiele über die Bühne. Die Hamburger Jungen kämpften West mit 5:1 nieder und holten damit beim 67. Franz-Schmitz-Pokal die Siegertrophäe zum sechsten mal nach Hamburg, die Berliner Mädchen ließen beim 3:0 über Hamburg nichts anbrennen und beendeten beim 65. Hessenschild ihre immerhin 25 Jahre lange Durststrecke seit dem letzten von jetzt neun Pokalsiegen.

„Hamburg ist ein verdienter Sieger, weil sie in beiden K.o.-Spielen sehr präsent waren. Mit Jami Staudinger, David Jehn und Torwart Klaudius Byok hatten sie die Spieler in ihren Reihen, die am Sonntag den Unterschied ausgemacht haben. Die Platzierungen der Teams waren aus meiner Sicht völlig gerechtfertigt“, sagte DHB-Beobachter Peter Maschke über den Franz-Schmitz-Pokal. „Berlin mit den meisten DHB-Kaderspielerinnen in seinen Reihen hat letztlich zurecht gewonnen“, beurteilte Bundestrainer Akim Bouchouchi den Hessenschild. Gefallen hat ihm generell die „sehr hohe Qualität“ der Partien mit vielen Spielerinnen, die neben technischem und spielerischem Geschick „auch die Steuerung von Taktik und Tempo schon sehr gut beherrscht“ hätten. „Da wird auch in den Verbänden richtig gute Arbeit geleistet“, so Bouchouchi.

Beim „Team 8“, das im weiblichen Bereich im Platzierungsspiel um Rang sieben immerhin ein Tor erzielte und im männlichen Bereich die Partie um Platz sieben sogar ganz deutlich gewann, saßen die Nachwuchs-Chefbundestrainer Valentin Altenburg (Jungen) und Akim Bouchouchi (Mädchen) selber auf der Bank. „Das war für uns selber eine großartige Erfahrung, auf diese Weise aktiver Teil des Länderpokals zu sein. Und allen Beteiligten im Team 8 waren sehr motiviert, es hat ihnen viel Spaß gemacht, sich hier mit den anderen Talenten messen zu können.

Die Jungen und Mädchen nehmen eine ganze Menge mit nach Hause und auch ganz viel Motivation“, sagten die beiden Bundestrainer zum Pilotprojekt „Team 8“. DHB-Vizepräsidentin Anette Breucker sah das Turnier durch das „Team 8“ „positiv bereichert“, gleichwohl sie die Schwierigkeiten nicht unter den Tisch kehren wollte: „Durch die Ausweitung des Spielverkehrs sind wir an Grenzen gestoßen. Der Samstag wurde von vielen Beteiligten zurecht als zu lange empfunden. Man müsste alle Verbände bereits am Freitag ein erstes Mal spielen lassen, um den Samstag dann wieder normalisieren zu können. Wir werden beim anstehenden Sportseminar der DHB-Jugend in Kassel analysieren müssen, wie wir hier in Zukunft fortfahren werden.“

Zur kritischen Diskussion über die Länderpokal-Endrunde kam eine generelle Unzufriedenheit über die Termingestaltung auf den Tisch. „Wir haben eine ungesunde Häufung von großen Events im Herbst“, führt Breucker aus. Der Länderpokal-Endrunde folgen für viele der U16-Talente die DM-Zwischenrunde und dann noch die DM-Endrunde mit ihren Vereinsmannschaften. Drei Wochenenden in Folge, bei denen im ungünstigsten Fall jedes Mal weite Reisen durch die ganze Republik verbunden sind. „Wir waren uns alle einig, dass die Belastung in dieser Form einfach zu groß ist und es zu einer Veränderung kommen muss“, gab Valentin Altenburg im Anschluss an das Landestrainer-Seminar, das in Heidelberg im Anschluss an die Stuttgarter Länderpokalendrunde stattfand, ein Stimmungsbild.

Altenburg hatte schon mal eine konkrete Idee, die er als „einen Diskussionsbeitrag“ verstanden wissen will: „Der Franz-Schmitz-Pokal und der Hessenschild sollten im Sommer ohne eine Vorrunde ausgetragen werden. Dazu sollte es eine Sichtungsmaßnahme im Frühjahr geben, bei dem die Bundesstützpunkte West, München, Berlin, Hamburg und Mannheim je ein Team stellen, hinzu käme ein Mischteam wie jetzt Team 8. Wir hätten dann den Herbst frei für die DM-Wettbewerbe. Das wäre meines Erachtens eine gute Lösung für die bessere Verteilung der Belastung übers Jahr hinweg.“

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