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Der Olympia-Bronzegewinner Mathias Müller im Interview über das Halbfinale gegen Belgien

Mathias Müller: „Ein ganzes Stadion mit einem Gegentor leise zu bekommen, hat auch seinen Charme!“

21. August 2019

21.08.2019 - Er ist neben Routinier Martin Häner der absolute Ruhepol in der deutschen Defensive. Der 27-Jährige besticht oft durch die Präzision und Überlegtheit, mit der er kritische Situationen löst. Im Interview spricht er über das bevorstehende EM-Halbfinale gegen Weltmeister und EM-gastgeber Belgien (Donnerstag, 20.30 Uhr) und über seine Einstellung zum Spiel und zu Gegnern.

Mathias, hättest Du gern einen anderen Halbfinalgegner als ausgerechnet Weltmeister Belgien gehabt?
Mathias Müller: „Der Gegner im Halbfinale war mir ehrlich gesagt egal. Und ich freue mich auf das Match gegen Belgien, denn ein Flutlichtmatch vor vollem Haus egen den Gastgeber ist etwas ganz Besonderes. Die Atmosphäre wirst du hier vielleicht nicht einmal im Finale wieder erleben.“

Also, ist das sogar ein zusätzlicher Ansporn?
Mathias Müller: „Ja, wir wollen unbedingt mal wieder in einem solchen Entscheidungsspiel bei einem großen Turnier gegen sie gewinnen. Die letzten beiden im EM-Halbfinale 2017 und im WM-Viertelfinale 2018 haben wir ja leider verloren. Ich bin kein Freund von ‚Rechnungen begleichen‘, darum geht es nicht. Es wäre nur auch für den Kopf wichtig zu sehen, dass wir es draufhaben.“

Was macht die Belgier denn zu diesem aktuellen Ausnahmeteam?
Mathias Müller: „Für mich haben sie mit Arthur van Doren den zurzeit besten Spieler der Welt. Und neben ihm noch breite Unterstützung weiterer starker Spieler, die das Spiel auf ein konstant hohes Level heben. An dieses Level muss man erstmal rankommen. Es ist letztlich genau diese Konstanz, die Belgien zur Weltranglisten-Nummer eins macht.“

Liegt der Druck voll auf Belgien, weil von allen erwartet wird, dass sie hier endlich auch mal im eigenen Land einen Titel gewinnen?
Mathias Müller: „Ich kann nicht in die belgischen Köpfe schauen, aber mich persönlich würde das nicht unter Druck setzen. Es ist sicher zudem eine besondere Motivation, wenn du von der eigenen Fankulisse bei jeder Aktion bejubelt wirst. Aber für mich hat diese Situation auch einen besonderen Charme, weil man mit einem Gegentor ein ganzes Stadion plötzlich still machen kann.“

Nervt es Euch, dass Ihr in dem Kontext häufig auf das 0:8 in der Pro League vor zwei Monaten angesprochen werdet?
Mathias Müller: „Das kommt tatsächlich häufig jetzt, aber es war halt auch eine historische Niederlage. Ich persönlich kann mich nicht erinnern, jemals in meiner Karriere so hoch verloren zu haben. Aber es war halt auch nur ein Pro-League-Spiel. Die Play-off-Niederlagen bei der letzten EM und WM gegen Belgier finde ich da viel bedeutender. Wir haben in den beiden Testspielen vor einer Woche gesehen, dass wir auch Belgien schlagen können. Deshalb habe ich absolut keine Angst vor einer weiteren hohen Niederlage!“

Man hat bei Dir auf dem Platz das Gefühl, dass Dich wirklich gar nichts aus der Ruhe bringen kann. Ist das etwas, was Du Dir anerzogen hast?
Mathias Müller: „Das ist schon generell eher meine Art. Ich mache Dinge gern mit Ruhe und überlegt. Im Spiel versucht man als zentraler Abwehrspieler schon auch bewusst, Ruhe auszustrahlen, um auf das Team einzuwirken – je nach Spielphase!“

Das kann ja von Gegenspielern schon auch als Arroganz ausgelegt werden...
Mathias Müller (grinst): „Ich hoffe, dass Gegenspieler nicht das Gefühl haben, dass ich arrogant bin. Aber wenn sie diese Art frustriert, habe ich nichts dagegen!“

Aber Du bist nicht der Typ, der mit seinem Gegenspieler im Match viel redet...
Mathias Müller: „Es gibt Spieler, die sich unbedingt austauschen wollen, aber daran habe ich wenig Interesse – erst recht nicht bei einer EM.“

Hat der Wechsel in der Liga von RW Köln zu Polo Deine Rolle als Führungsspieler nochmal verstärkt, denn bei Köln warst Du ja eher ein König unter Königen, bei Polo bist Du klarer Taktgeber...
Mathias Müller: „Ich war auch bei Köln einer der Führungsspieler und bin jetzt bei Polo Vize-Captain. Der Unterschied ist sicher, dass man bei Polo keine Spiele hat, bei denen man sich etwas zurücknehmen kann. Diese Luxussituation des Kölner Kaders haben wir da nicht. Und spielerisch bin ich in Hamburg sicher Orientierungsfigur.“

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