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Sporthilfe-Experten-Ausblick für Samstag, 11. August, Finale Hockey der Herren

Philipp Crone: „Momentum Changer“ - ein ganz spezieller Augenblick

10. August 2012

10.08.2012 - "Amerikanische Journalisten sprechen bei Sportereignissen gerne vom sogenannten „Momentum Changer“. Es ist der Moment, in dem ein Spiel kippt. Einen solchen Augenblick gab es auch am Donnerstagnachmittag. Australien führt gegen Deutschland mit 1:0, wie erwartet, zumindest nach den Leistungen beider Mannschaften in der Vorrunde. Es gibt eine Strafecke für Deutschland, und die Eckenschützen sind nicht auf dem Feld. Also steht Moritz Fürste auf der Position. Fürste ist einer der Leistungsträger, aber er hat in London nicht gut gespielt bislang, viele Fehler gemacht. Ecke wird hereingegeben, gestoppt, Fürste schlenzt den Ball flach ins Tor. Ein Moment, der für dieses Halbfinale steht.

Wie selten bei einem olympischen Turnier hat sich eine Mannschaft von einem Spiel zum nächsten derart gesteigert wie die deutsche. Ich kann mich in den zehn Jahren, als ich in der Nationalmannschaft spielte, an keine solche Situation erinnern. Wo noch im letzten Gruppenspiel gegen Neuseeland am Dienstag viele Spieler zögerlich waren, Fürste Fehler machte und oftmals als Mittelfeldspieler gar nicht anspielbar war, ist gegen Australien davon nichts mehr zu spüren.

Was unterscheidet eine unsichere von einer selbstbewussten Mannschaft? Die einfachen Dinge. Passhärte, körperliches Spiel, Spieler, die den Ball fordern. Das Spiel der deutschen Mannschaft von Beginn an in diesem Halbfinale: Enge Zweikämpfe, bedrängte gegnerische Stürmer, harte Anspiele und von den Mittelfeldspielern wie Fürste oder Tobias Hauke ein permanentes „Ja!“, „Hier!“ – spielt uns an.

Nun ist die Situation nach dem 4:2 gegen Australien allerdings nicht ganz einfach für das Endspiel. Wer im Halbfinale den Turnierfavoriten so souverän – in der zweiten Halbzeit hat Australien genau einmal auf das Tor von Max Weinhold geschossen – besiegt, der kann auf die Idee kommen, dass es nun wieder leichter wird. Da ist es geradezu ein Geschenk, dass die Niederlande Großbritannien im anderen Semifinale derart zerlegt hat, mit 9:2. Je stärker der Gegner, desto besser die Leistung der Deutschen bislang.

Wer wird das Momentum am Samstagabend um 21 Uhr auf seiner Seite haben? Fürste mit noch einer Strafecke? Das wird es nicht geben, solche Wechselpannen passieren nur einmal. Aber nach dem Halbfinale gibt es nun einige Spieler in der deutschen Mannschaft, die für einen ganz speziellen Augenblick sorgen können.

Euer Philipp Crone

Philipp Crone (* 16. März 1977 in Köln) war über zehn Jahre Mitglied der Hockey-Nationalmannschaft, gewann 2004 in Athen die olympische Bronzemedaille und wurde 2002 sowie 2006 bei der Heim-WM in Mönchengladbach Weltmeister. 2007 beendete er nach 349 Länderspielen seine Karriere, um sich ganz seinem Beruf als Journalist widmen zu können. Bei den Spielen in London ist er Co-Kommentator des ZDF. Der ehemalige Rekordnationalspieler wurde über 13 Jahre (von 1994 bis 2007) von der Deutschen Sporthilfe gefördert, heute ist er Mitglied in emadeus - dem Club der Sporthilfe-Athleten.

(Quelle: Deutsche Sporthilfe)

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