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Fotocredits: Worldsportpics / Frank Uijlenbroek

WM-Viertelfinale in Bhubaneswar: Deutschland – Belgien 1:2 (1:1) / WM als Fünfter beendet

WM: Das Aus gegen den Olympia-Zweiten

13. December 2018

13.12.2018 - Die deutschen Herren sind am Donnerstag gegen Vize-Europameister Belgien im Viertelfinale der Weltmeisterschaft ausgeschieden und beenden das WM-Turnier von Bhubaneswar als Fünfter. Die 1:2-Niederlage war insgesamt verdient, weil es die DHB-Herren nicht schafften, ihre Stärken, das individuelle Verteidigen sowie die Konterstärke, in voller Schlagkraft auf den Platz zu bringen. Zwar führten die HONAMAS zwischenzeitlich 1:0, doch Belgien war deutlich gefährlicher bei ihren Angriffen, holten allein neun Strafecken und ließen selbst keine einzige im gesamten Spiel zu.

Bundestrainer Stefan Kermas: „Belgien hat dieses Spiel verdient gewonnen, weil sie im Umschaltspiel schneller waren, es immer geschafft haben, viele Leute hinter den Ball zu bekommen. Wr haben uns an deren Abwehr heute die Zähne ausgebissen und unsere Offensive ist auch nicht so ins Rollen gekommen, wie wir das in solch einem Spiel brauchen. Dass wir uns keine Ecke in 60 Minuten erarbeiten konnte, spricht ja schon Bände. Und obwohl wir auch weniger Zweikämpfe gewinnen konnten, haben wir das Match lange offengehalten, hatten unsere zwei Chancen auf den Führungstreffer, und genau die musst du dann in solch einem Spiel nutzen. Es war fraglos nicht unsere beste Leistung heute. Wir müssen mit etwas Abstand nach der WM genau analysieren, was dafür heute ausschlaggebend war. Erst einmal überwiegt jetzt aber natürlich die Enttäuschung.“

Belgien versuchte von Beginn an das eigene Spiel durchzusetzen, die Deutschen standen im Raum dagegen und zeigten gute Konteransätze. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem sich die Teams belauerten und auf Fehler warteten. Als der neuseeländische Schiedsrichter Taylor in der 7. Minute den Belgiern einen Angriff abpfiff, nahmen die Belgier den Videobeweis für eine Ecke. Die Deutschen protestierten gegen die Eckenentscheidung, weil der Pfiff für die Deutschen vor dem Fuß von Windfeder gekommen war. Das durfte also nicht mehr sanktioniert werden, eine klare Fehlentscheidung des Videoschiedsrichters. Zum Glück liefen die Deutschen den Ball ab. Eigentlich hätte Belgien aber in der Szene das Anrufungsrecht verlieren müssen.

Die Deutschen ließen die Belgier weiter kommen und setzten nach Balleroberung die schnellen Stürmer ein. Noch hatte das aber keinen weiteren Erfolg. Eine erste große Chance gab es, als sich Didi Linnekogel auf der rechten Grundlinie durchsetzte und sein Pass in den Rückraum von einem Belgier im letzten Moment abgefangen wurde (12.). Die Deutschen nun immer wieder vorn gut vor dem Kreis. Und das wurde belohnt, als Linnekogel eine Minute vor Ende des ersten Viertels halblinks im Kreis mit einem Querpass gefunden wurde und hart und flach zur 1:0-Führung traf.

Diese kam zwar nicht aus heiterem Himmel, aber bis dahin war es erst ein-, zweimal gefährlicher im Kreis der Belgier geworden, während die Gegner auf der anderen Seite bereits eine Ecke und ein, zwei zumindest gefährliche Flanken in den Kreis hatten. Die Belgier nun natürlich bestrebt, möglichst bald das Match wieder auszugleichen. Sie pressten etwas höher gegen das deutsche Team und konnten sich drei Strafecken in Folge erarbeiten, die abgewehrt wurden. Wellen hatte eine gute Konterchance in der 18. Minute, verpasste aber die Gelegenheit zum Torschuss.

Dann gab es die nächste umstrittene Ecke für Belgien, als ein hoher Ball auf Boon im Kreis gegen Tom Grambusch als mangelnder Abstand bei der Annahme ausgelegt wurde. Da aber nicht ersichtlich war, dass Boon irgendwann wirklich fünf Meter von dem Kölner entfernt gewesen war, hätte es auch diese Ecke eigentlich nicht geben dürfen. Und die saß leider etwas unglücklich durch die Schienen von Tobias Walter hindurch zum 1:1 – Alexander Hendrickx war der Schütze. Es ging jetzt hin und her. Timm Herzbruch wurde auf dem Weg in den Kreis gefoult, bekam die Ecke aber nicht, auf der anderen Seite stoppte Walter Tom Boon, als dieser völlig frei vor ihm auftauchte.

Ein Foul von Müller an Charlier brachte schon die sechste Ecke für Belgien – dieses Mal völlig berechtigt, aus der die siebte resultierte. Diese hielt Walter aber stark (22.). Ein Solo von Grambusch endete mit einem Rückhandschuss am Außenbrett (25.). Es gab jetzt im Anspiel in die Offensive zu viele Fehler in der Verarbeitung. Grambusch hatte eine Großchance, in der er Ecke forderte, aber vom spanischen Referee erneut nicht belohnt wurde, obwohl man in der Zeitlupe den Ball am Körper des Belgiers sah. Dennoch mussten die Deutschen zur Pause froh sein, dass es noch 1:1 stand, denn die Belgier hatten sich im zweiten Viertel erheblich gesteigert und viele Ecken erarbeitet.

Belgien war auch zu Beginn des dritten Viertels das griffigere Team, das mehr klaren Zug zum Tor entwickelte. Dann kam Timm Herzbruch aber mal mit seinem Tempo über links in den Kreis, doch Vincent Vanash fischte die hohe Rückhand aus dem oberen linken Torwinkel, während Fuchs am langen Pfosten völlig frei gewesen wäre (34.). Kurz darauf wurde Wellen noch direkt vor dem Tor auf der Linie gestoppt (36.). Eine Riesenchance von Mats Grambusch dann 20 Sekunden später, als er aus fünf Metern einen Rückhandschuss nur Zentimeter über die Latte jagte. Belgien holte im Konter die achte Strafecke (37.), die Walter stark parierte.

Im nächsten Konter fing sich Dockier eine Grüne Karte. Miltkau hatte die Großchance aus sechs Metern, doch Vanash holte den Ball mit Weltklasse-Reflex aus der bedrohten unteren linken Ecke. Bitter, dass der neuseeländische Unparteiische Wellen eine Chance abpfiff, wo nichts vorlag (39.). Die Belgier dann wieder komplett. Und die holten sich in der 43. Minute bereits die neunte Ecke, weil die Deutschen nicht konsequent genug am eigenen Kreis verteidigten. Im Eckenkonter holte Timm Herzbruch die vermeintliche erste deutsche Ecke, gegen die die Belgier den Videobeweis nahmen und wieder Recht bekamen.

So blieb es beim 1:1 nach dem dritten Viertel und nun war das Remis absolut verdient. Die Deutschen spielten auf Augenhöhe mit dem Olympia-Zweiten und Weltranglisten-Dritten, hatten eigene Chancen in Führung zu gehen. Das DHB-Team verteidigte leidenschaftlich gegen die nun wieder mit mehr Ballbesitz ausgestatteten Belgier. Doch dann war es passiert, als ein Anspiel aus der Mitte auf den Siebenmeterpunkt zugelassen wurde, Thomas Briels mit seinem Drehschuss noch an Walter scheiterte, aber Tom Boon vor Windfeder am Ball war und aus kurzer Distanz zum 2:1 abstaubte (50.).

Die Schiedsrichter blieben mit ihren Entscheidungen zumindest selten von Vorteil für die Deutschen. Als Tobias Hauke einen Ball auf die Stirn geschlenzt bekam (52.), gab es kurioser Weise Freischlag für die Belgier. Sechseinhalb Minuten vor Ende nahm Stefan Kermas Walter vom Feld und Martin Häner hatte nun die Torwartrechte. Doch in künstlicher Überzahl wurde oft zu hektisch agiert. Mats Grambusch zeigte ein gutes Solo, aber verpasste das Abspiel im Kreis (56.). Die Deutschen versuchten ein Powerplay, aber kamen gegen stark verteidigende Belgier einfach nicht mehr zu einem richtig gefährlichen Abschluss.

Tore:
1:0       Dieter Linnekogel (14.)
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1:1       Alexander Hendricks (KE, 18.)
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-
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1:2       Tom Boon (50.)

Ecken:
GER keine / BEL 9 (1 Tor)

Grüne Karten:
GER - / BEL 1 (Sebastien Dockier)

Schiedsrichter:
Simon Taylor (NZL) / Francisco Vazquez (ESP)

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