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Fotocredits: Worldsportpics / Frank Uijlenbroek

Tobias Hauke hat 300 Mal für Deutschland gespielt - für ihn nur eine schöne Randnotiz

WM: Der Fels in der Brandung

13. December 2018

13.12.2018 - 300 Länderspiele – für Fußballer eine unvorstellbare Zahl. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus brachte es in 21 Jahren auf gerade Mal die Hälfte, 150 Einsätze. Dass dieses ungewöhnliche Jubiläum von Tobias Hauke am Sonntag eine Randnotiz war im letzten Vorrundenspiel gegen Malaysia, ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass es im Hockey nichts gänzlich Außergewöhnliches ist.

Und dennoch befindet sich der Ur-HTHCer jetzt in einem erlesenen Club. Im DHB komplettiert er mit Matthias Witthaus (335), Philip Crone (327), Dr. Michael Green (308) sowie Tibor Weißenborn (307), Björn Michel (307) und Christian Mayerhöfer (303) nun ein Septett im „Club der 300er“. Und auch international bei dieser Weltmeisterschaft sind es nun genau eine Handvoll, die sich der Zahl von 300 Einsätzen in ihrem Nationalteam rühmen dürfen. Dort haben nur Australiens Kapitän Eddie Ockenden, der argentinische Olympiasieger Matias Paredes, Belgiens Mannschaftsführer Thomas Briels und Englands Altstar Barry Middleton diese Marke überschritten – alle wie Hauke schon jenseits der 30, wie sollte es sonst auch möglich sein, auf solch eine Zahl an Länderspielen zu kommen.

Er habe sich über die zahlreichen Gratulationen sehr gefreut, darüber, dass es eine Anerkennung gab für diese große Anzahl an Länderspielen, bekennt Familienmensch Hauke, der seit Mai Vater einer kleinen Tochter ist, um dann aber auch schnell klarzustellen: „Mehr ist es nicht, denn wir haben hier in Indien ja eine ganz andere Mission als meine 300 Länderspiele vollzubekommen!“ Das ist, was den Hamburger auszeichnet: Er stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft, im Verein wie im Nationalteam – als Vorbild in Sachen Einsatz. Hauke gibt immer 110 Prozent und ist dabei hart mit sich wie mit anderen. Fehler machen, wenn man vollen Einsatz gibt, ist okay, Kritik wird immer mannschaftsintern geäußert, nie öffentlich. Aber wer sich schont, nicht alles gibt, muss sich gewahr sein, dass er vom Team-Routinier einen Anraunzer kassiert – deutlich, kurz, auf den Punkt.

Es ist sein riesengroßer Ehrgeiz, der den Doppel-Olympiasieger zu dem macht, was er ist – ein Vorbild auf dem Platz. Kein Leuchtendes, wie sein über Jahre im deutschen Mittelfeld auch von ihm akzeptierter, kongenialer Partner und gleichzeitig als Hamburger Erzrivale vom UHC in der Bundesliga immer bekämpfter Konkurrent Moritz Fürste. Die Rolle liegt Hauke nicht. Auch im Job in der Profi-Abteilung des Hamburger SV, hat er sich durch seine eher unauffällige Verlässlichkeit unentbehrlich gemacht, wurde als Praktikant der Presseabteilung übernommen und war dann bis zu seinem Ausscheiden zum Teammanager des damaligen Bundesliga-Dinos befördert worden. Er ist bei den HONAMAS ein Vorbild durch seinen unerschütterlichen Kampfeswillen, seine Zuverlässigkeit – deutsche Tugenden, möchte man sagen, doch das wird ihm nicht gerecht. Wenn man ihn seine Rolle im Team beschreiben lässt, zögert er, sagt dann aber: „Ich versuche, dem Team mit einer gewissen Risikoabwägung im Spiel das zu geben, was es braucht. Den Jungs im Sturm und Abwehr, wo wir zum Teil ja sehr jung besetzt sind, Sicherheit mitzugeben, weil ich nahezu in jeder Situation auch Ruhe ausstrahlen kann.“

Und das wird offensichtlich, wenn man das deutsche Spiel verfolgt. Wenn den Aufbauern aus der Abwehr die Anspielstationen fehlen, dann ist ein Pass immer möglich – der auf Tobi Hauke, und zwar egal, ob er von zwei, drei oder vier Gegner flankiert wird. Kaum einer im internationalen Hockey behält in solchen Drucksituationen die Ruhe und Sicherheit so wie er. Und hat dann das Auge für einen tödlichen Pass in die Spitze, wie bei der Vorbereitung des Siegtreffers zum 1:0 gegen Pakistan im ersten WM-Spiel eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Beides hat ihm schon zweimal den Titel des Welthockeyspielers eingebracht. 2010 als U23-Welthockeyspieler sowie 2013 als „FIH Player of the Year“. Beide Titel konnten neben Hauke bislang nur die beiden australischen Doppel-Weltmeister Mark Knowles und Jamie Dwyer auf sich vereinigen – auch das zeigt, welch hohes Ansehen der deutsche Mittelfeld-Leader im internationalen Hockey genießt, bei Kollegen und Trainern, denn die sind es, die diese Auszeichnungen vergeben.

Heute wird sich Hauke wieder in den Dienst der Mannschaft stellen, gegen Belgien, das er als „harten Brocken und gute Mannschaft einschätzt“, die zuletzt völlig zurecht immer unter den Top-Zwei oder -Drei in der Welt stand. Und es dürfte allen Fans Mut machen, dass Tobi Hauke aber auch ergänzt: „Ich glaube, dass wir trotzdem keine Angst haben müssen, Respekt ja, aber wenn wir unsere Stärken ins Spiel einbringen können, sowohl defensiv als auch offensiv, dann ist ganz egal, was Belgien aufwartet, dann werden wir sie schlagen. Wir sind gut vorbereitet, es wird ein geiles Spiel für die Fans. Und wir wollen unbedingt ins Halbfinale!“

 

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