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“DHB-Digital” Projekt

Interview mit Niclas Thiel (DHB) und Christian Richter (Computer Rock) zur Digitalstrategie

06. July 2022

Um sich in Zukunft digitaler und breiter aufzustellen, setzt der Deutsche Hockey-Bund (DHB) in Zusammenarbeit mit dem Software-Dienstleistungsunternehmen Computer Rock einen Relaunch der aktuellen Hockey-Websites sowie eine Umstellung auf ein neues „Betriebssystem des Hockeys” um. Wir haben mit dem kaufmännischen Vorstand des DHB, Niclas Thiel, und dem Geschäftsführer von Computer Rock, Christian Richter, über die Strategie und den Aufbau der neuen digitalen Plattformen gesprochen.

Was ist der Ansatzpunkt für die neue digitale Strategie des DHB?

Christian Richter: „Der Relaunch hat bereits 2020 begonnen. Wir haben sechs Monate lang die Anforderungen für den DHB analysiert, Interviews mit Trainer*innen, Spieler*innen, Betreuer*innen und Nutzer*innen geführt, um ein Bild über die Anforderungen des deutschen Hockeys zu bekommen. Ziel war und ist es, das digitale System für das Deutsche Hockey komplett neu zu entwickeln.”

Welche Ziele verfolgt der DHB mit der Digitalstrategie?

Niclas Thiel: „Der DHB möchte für sich und die Landesverbände einen einheitlichen und zeitgemäßen Internetauftritt. Wir wollen auf der magazin.hockey.de-Website zum einen Content kreieren, der ansprechend für den Hockey-Fan ist und zum anderen den Service in Bezug auf Termine, Anstoßzeiten, Paarungen etc. für die Hockey-Fans und -Interessierten erhöht. An dem Servicegedanken müssen wir derzeit noch arbeiten. Zielbild ist es, auf den (Landes)Verbands-Websites den Trainer*innen, Betreuer*innen, Haupt- und Ehrenamtler*innen die Arbeit zu erleichtern z.B. durch die Nutzung eines elektronischen Spielberichtsbogens, das Anlegen von Spielerpässen, den automatisierten Abgleich von Spielberechtigungen und der Erleichterung der Spieltags- und Zeit-Koordination. All das wird es auch in einer mobilen Ansicht geben.”

Welche Websites wird es in Zukunft geben? 

Christian Richter: „Grundsätzlich besteht das System aus einer Website für den Hockey-Fan, auf der alle Infos, Videos, Bilder und Berichte über Hockey, die Nationalmannschaften, aber auch die Bundesliga oder Hintergrund-Berichte gesammelt sind. Dies ist die Seite magazin.hockey.de. Davon getrennt ist die Seite verband.hockey.de. für die Macher*innen und Hauptamtlichen des deutschen Hockeys, einschließlich der offiziellen Verbandsinfos. Zudem gibt es noch die regionalen Verbandsseiten der Landesverbände, auf denen lokale und regionale Nachrichten abgebildet werden. Das sind die drei neuen, sichtbaren Seiten des DHB und der Landesverbände.“

Wir wollen den Zeitaufwand der vielen ehrenamtlich tätigen Nutzer*innen, ohne die dieser Sport gar nicht funktionieren würde, reduzieren und so deren Arbeit erleichtern.

Christian Richter

Welches digitale System steckt hinter den Websites? 

„Dahinter verbirgt sich ein neues, grundlegendes System, das alle notwendigen Daten zum Spielbetrieb nicht nur verwaltet, sondern daraus auch dynamisch Pläne generiert und Aufgaben automatisiert – wir sprechen von einem neuen „Betriebssystem des Hockeys”. Die drei Websites, die wir eben beschrieben haben und die jetzt zum Teil schon veröffentlicht sind, werden erst dann ganzheitlich funktionieren, wenn dieses System komplett umgesetzt ist. Erst dann können zum Beispiel die Ergebnisse in Echtzeit angezeigt werden. Unser Plan ist, dass wir bis Ende dieses Jahres einen großen Schritt in diese Richtung gemacht haben und das Passwesen, die Mannschaftsverwaltung, Ligaverwaltung, Spielberichtsbogen und den Liveticker komplett neu gebaut haben. Bis 2023 ist somit das bestehende System der sogenannten „grünen Seite” noch sehr wichtig und wir schauen genau hin, bevor wir es abschalten.”

Welche Mehrwerte sollen für die Nutzerinnen und Nutzer entstehen?

Christian Richter: „Grundsätzlich ist das aktuelle System sehr veraltet. Dahinter hängen Datenbanken, die über Jahrzehnte hinweg stetig gewachsen sind. Dieses System verträgt aber die Last der Anfragen nicht mehr, sodass grundsätzlich ein neues System notwendig ist. Ziel ist es, durch den Neubau für eine Stabilität des gesamten Systems zu sorgen und die Schnelligkeit zu erhöhen und so eine höhere Nutzerzufriedenheit zu erreichen. Wir wollen den Zeitaufwand der vielen ehrenamtlich tätigen Nutzer*innen, ohne die dieser Sport gar nicht funktionieren würde, reduzieren und so deren Arbeit erleichtern. Vielleicht können wir – durch einen neuen Spaß an der Arbeit in dem System – sogar junge Menschen dazu bringen ehrenamtlich tätig zu werden. Es soll viel einfacher werden Spielerpässe, elektronische Spielberichtsbögen zu erstellen und Vereinswechsel sollen standardisiert werden. Durch die Fülle an Mehrwerten, soll jede Nutzerin und jeder Nutzer einen deutlichen Schritt nach vorne spüren.“

Durch das Zusammenspiel von Seiten des DHB und der Landesverbände können Inhalte websiteübergreifend ausgespielt werden.

Christian Richter

Welche Strukturen werden für Vereine und Landesverbände umgesetzt?

Christian Richter: „Viele der Prozesse und Strukturen sind auf der „Grünen Seite” grundsätzlich vorhanden. Diese werden verbessert in dem neuen System zu finden sein. Wir werden ein festes System an Rechten und Rollen beim DHB, in den Landesverbänden und in den Vereinen schaffen. Durch das Zusammenspiel von Seiten des DHB und der Landesverbände können Inhalte websiteübergreifend ausgespielt werden. Die Umsetzung geschieht über ein CMS (Content Management System), in dem Redakteur*innen mit verschiedenen Möglichkeiten und Zugriffen auf ihren Verbandsseiten Inhalte erstellen können, sodass über ein System gewährleistet ist, die Seiten der Landesverbände verändern und betreiben zu können. Diese Vernetzung ist nicht nur im Bereich der News wichtig, da z.B. Jugendspieler*innen mitunter im Erwachsenenbereich spielen oder Spieler in unterschiedlichen Ligen im Einsatz sind. Dies muss ein neues System abbilden können. Nur um ein Beispiel der übergreifenden Funktionen zu nennen.“

 Was wurde bisher umgesetzt?

Christian Richter: „Wir stehen noch relativ am Anfang. Im ersten Schritt haben wir ein paar Funktionen verbessert, das CMS aufgesetzt, speziell für die Eventseite für die Olympischen Spiele in Tokio im vergangenen Jahr, wo vor allem der Live-Ticker und die Nationalmannschaft angelegt wurden. Im Fokus steht nach wie vor die Aktualisierung und Vernetzung der Magazin-Seite, die auf dem neuen CMS basiert und mobil optimiert wurde. Eine Anbindung an das alte, grüne System ist notwendig, um überhaupt Tabellen und Spielstände anzuzeigen. Sämtliche Spiel- und Ligen-Informationen sind aber noch innerhalb des alten Systems vorhanden und werden nur dort dargestellt. Parallel dazu sind wir auf den letzten Metern in Bezug auf die Fehlerbeseitigung im alten, grünen System. Plan ist, dass wir im Juni / Juli dieses Jahres das Problem gelöst haben und die Anwender*innen wieder reibungslos mit dem System arbeiten können. Im zweiten Schritt gibt es jetzt in einer ersten Version eine offizielle Verbandsseite, die bereits fertig entwickelt ist, aber auf dem gleichen CMS basiert. Auf diesem System werden die ersten Landesverbands-Seiten funktionieren, die bereits in der Umsetzung sind und demnächst folgen."

Bis Ende des Jahres wollen wir dann das alte System komplett ablösen und den neuen Ansatz auf alle anderen Ligensysteme erweitern.“

Christian Richter

Was ist noch geplant?

Niclas Thiel: „Die Zeitleiste für dieses Projekt ist noch relativ lang, wir sind voraussichtlich bis Ende 2023 mit der Umsetzung beschäftigt. Weiter in die Zukunft zu planen, ist zu diesem Zeitpunkt zu früh. Es gibt aber einige Ideen, was wir, wenn wir eine zeitgemäße, digitale Infrastruktur haben, noch zusätzlich optimieren und entwickeln wollen.”

Wann sind die Plattformen online?

Christian Richter: „Der nächste Schritt ist bereits in Vorbereitung und soll zum Bundesliga-Start der Saison 2022/23 in Zusammenarbeit mit der Hockeyliga erfolgen. Es soll ein neues Spielsystem inklusive Spielberichtsbögen, einem neuen Liveticker für die 1. und 2. Bundesliga umgesetzt werden. Zum Ligastart sollen Ergebnisse, Spieler*innen, einzelne Ligen und Tabellen aus dem neuen System generiert werden und somit einfach auffindbar, nicht nur auf den DHB-Seiten, sondern auch den Seiten der Hockeyliga, sein. Das wird der erste Meilenstein sein. Bis Ende des Jahres wollen wir dann das alte System komplett ablösen und den neuen Ansatz auf alle anderen Ligensysteme erweitern.“

Die Modernisierung ist von besonderer Bedeutung und der Nutzen kommt den Mitgliedern des DHB zugute.

Niclas Thiel

Wie wird das „DHB-digital“ Projekt finanziert?

Niclas Thiel: „Das ,DHB /digital´ Projekt ist derzeit inhaltlich und finanziell das größte Projekt innerhalb des DHB. Phase 1 des Projektes ist bereits abgeschlossen, Phase 2 läuft aktuell. Die Modernisierung ist von besonderer Bedeutung und der Nutzen kommt den Mitgliedern des DHB zugute. Im Zielbild werden insbesondere die Landesverbände und Vereine von der Umstellung auf ein neues System und dem weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung neben dem DHB davon profitieren. Für die weitere Finanzierung ist der DHB auf die finanzielle Unterstützung seiner Mitglieder angewiesen. Hierzu hat der DHB zusammen mit den Landesverbänden eine Sonderumlage beschlossen, die für dieses Projekt eingesetzt wird. Weitere Informationen hierzu an die Vereine erfolgen zeitnah.“

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