Interview mit Peter Maschke

„...ich schaue jetzt nur auf die 05/06er Jungs und gehe davon aus, dass 20 Prozent in LA und sicher auch in Brisbane eine Rolle spielen werden."

09. June 2023

Peter Maschke - Deutscher U18-Nationaltrainer männlich im Interview zur U18-Europameisterschaft, die vom 08. bis 16. Juli 2023 in Krefeld stattfindet. Er selbst sagt von sich, dass er aus dem „Hockey-Outback", dem Saarland, kommt. Dort hat er in jungen Jahren das Hockeyspielen von einem Trainer gelernt, der selbst nie Hockey gespielt hat, sondern sich alles aus Lehrbüchern beigebracht hat, sagt er vor dem Interview. Über Trainerstationen in Mannheim und der Landesauswahl landete Peter Maschke schließlich beim DHB und ist seit letztem Jahr Headcoach der männlichen U18.

Hallo Peter, wie verläuft die Vorbereitung auf die U18-Europameisterschaft?
Die läuft sehr gut. Und das obwohl wir einen komplette Maßnahme im Herbst kompensieren mussten. Zum einen muss man sagen, dass die Vorbereitung nicht hundertprozentig perfekt gelaufen ist, da wir im letzten Herbst keine zentrale Sichtung hatten. Normalerweise sind im Herbst immer die Sichtungslehrgänge, wo man den Kader für das nächste Jahr vorbereitet und festlegt. Letztes Jahr ist das aus finanziellen Gründen ausgefallen. Das mussten wir erst einmal kompensieren. Das heißt, der ganze Nominierungsprozess in Richtung U18-EM war für uns sehr komprimiert und wir mussten auch im Vergleich zu anderen EM Jahren  improvisieren. Das konnten wir auch Danke der Hilfe von Rein von Eijk sehr gut lösen und jetzt haben wir einen Kader von 22 Jungs, mit denen wir demnächst die Länderspiele gegen die Niederlande und England haben werden. Danach werden wir mit einem starken Kader zur Europameisterschaft nach Krefeld fahren.

In so einer Vorbereitung spricht man ja auch über Ziele. Für Deutschland ist es bei solchen Turnieren ja irgendwie immer das Ziel Europameister zu werden, auch wenn das bei Jugendturnieren schwer vorherzusagen ist. Was sagt der Headcoach: Was ist das Ziel für diese EM?
Ich glaube, da muss man nicht viel drum herum reden. Natürlich will man bei einer Europameisterschaft auch am Ende als Erster oben stehen. Es ist die erste internationale U-Europameisterschaft. Vorher in der U16 wird ja nur ein Sommerturnier gespielt. Neben dem gewinnen geht es uns im Jugendbereich auch darum, Mannschaften, Spieler und auch Trainer zu entwickeln. Und so eine U18-Europameisterschaft ist dann auch eine tolle Bühne für die Olympiateilnehmer der folgenden Olympischen Spiele. Von den Jungs und auch den Mädels werden 2028 in Los Angeles sicher einige dabei sein. Das ist natürlich spannend zu sehen und diesen Prozess zu begleiten. 

Lass uns noch bei der EM bleiben. Welche Gegner muss man knacken, um das Ziel Europameisterschaft zu erreichen und welche Gegner können dieses Jahr überraschen?
Überraschungen kann man vorher nicht wirklich vorhersagen, weil man sonst ja nicht überrascht wird. Für uns ist klar, dass wir in unserer Gruppe Belgien haben, die haben uns verdient beim Osterturnier geschlagen. In der anderen Gruppe sind es die Niederlande, Spanien und England, die um die beiden Halbfinalplätze kämpfen müssen. Unter diesen fünf Mannschaften fällt es mir sehr schwer, einen Favoriten auszumachen.

Es ist das erste große Turnier für die Jungs, die erste Europameisterschaft. Spürst du da eine gewisse Nervosität? Und wie bereitet ihr euch mental darauf vor?
Eigentlich spüre ich noch keine Nervosität. Wir sind in einer Arbeitsphase und die meisten Jungs sind auch noch mit ihren Bundesligateams im Ligabetrieb und trainieren fleißig an ihren Stützpunkten. Ich denke, die Nervosität kommt spätestens im Juni, wenn die letzten Maßnahmen bevorstehen und die Nationalmannschaft wieder in den zentralen Fokus rückt. Da reduzieren wir noch einmal von 22 auf 18 Spieler, die dann die n Krefeld auflaufen werden. Das Besondere ist ja auch, dass es eine Heim-EM ist. Da ist die Aufregung vielleicht noch ein bisschen größer, weil die Freunde und Familien mehr wahrnehmen, dass man um den Europameistertitel spielt. Wir haben uns im Vorfeld auch mit einer Sportpsychologin über das Thema Druck auseinander gesetzt und sind da auf einen guten Weg. Ich glaube, dass die Jungs in den letzten Jahren schon einiges erlebt und gelernt haben, weil sie in ihren Vereinen, in der Landesauswahl oder der U16 immer wieder mit solchen Situationen konfrontiert wurden.

Stichwort Heim-EM: Das ist ja, wie du schon sagst, etwas ganz besonderes. Inwiefern freust du dich denn ganz persönlich nochmal mehr darauf?
Also ich finde das spannend. Das habe ich in meiner Bundestrainer-Karriere noch nicht erlebt. Von der Seite bin ich auch ein bisschen aufgeregt, weil ich mir erstmal überlegen muss, was da alles passiert. Letztes Jahr vor dem Sommerturnier gab es zum Beispiel kein Interview mit mir. Wie reagiert die Mannschaft oder auch wir im Staff auf größere Aufmerksamkeit? Am meisten freue ich mich darauf, dass die Jungs die Chance bekommen vor einigen Zuschauern Spiele zu bestreiten, bei denen es um etwas geht. Wir hatten letzten Sommer das Sommerturnier in Hanau und hatten ein Flutlichtspiel gegen die Niederlande. Das war schon etwas Besonderes, muss ich sagen. Darauf freue ich mich!

Wenn man sich euren Spielplan anschaut, gibt es auch mal ein bis zwei freie Tage zwischen den Spielen. Dürfen die Spieler denn da auch Freunde sehen?
Ja, der Plan ist, dass man die wenigen freien Tage nutzt, um sich zu erholen. Das ist individuell, weil jeder sein eigenes Programm hat, um sich zu erholen. Die Jungs werden diese Freiheiten haben und sie werden sie sicher auch nutzen.

Abschließende Frage: Wie viele der Jungs aus der U18 schaffen es dann später auch in den A-Kader? Auch wenn man auf die letzten Jahre guckt, was ist das für ein prozentualer Anteil?
Das ist natürlich schon sehr unterschiedlich. Es gibt Jahrgänge, die deutlich stärker sind als andere, wo sich vielleicht ein größerer Teil durchsetzt. Aber ich schaue jetzt nur auf die 05/06er Jungs und gehe davon aus, dass 20 Prozent in LA und sicher auch in Brisbane eine Rolle spielen werden. Der aktuelle U18 Jahrgang ist eben ein sehr guter Jahrgang.

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