Interview mit Nicklas Benecke
"Mein persönliches Ziel ist auf jeden Fall der Titel"
31. May 2023
Nicklas Benecke - Deutscher Nationaltrainer für die U18 weiblich im Interview über U18-Europameisterschaft, die vom 08. bis zum 16. Juli 2023 in Krefeld stattfindet. Nicklas kommt aus einer Hockeyfamilie und hat früher selbst Hockey gespielt und ist inwzischen schon länger Trainer. Seit 2015 hauptberuflich. Zunächst war er für die U18 männlich Nationalmannschaft tätig und hat dort bereits zwei große Turniere miterleben dürfen. Seit dem letzten Jahr ist er fester U18 Bundestrainer des weiblichen Nachwuchses. Mit großen Zielen für die U18-EM in Krefeld.
Im Juli steht das Jahreshighlight für die weibliche U18 an. Wo steht ihr mit der Mannschaft aktuell, wo gibt es noch Baustellen und was passiert noch in den letzten Wochen bis zum Startschuss zum Turnier?
Es wird noch viel passieren. Im letzten Herbst haben wir uns zum ersten Mal richtig getroffen. Das war der Startschuss. Über den Winter gab es dann viele Aufgaben für die Mädchen - vor allem individueller Art. Im März hatten wir dann unser nächstes Treffen, den zentralen Lehrgang in Duisburg. Hier haben wir als Team einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber auch individuell konnten wir schon viele Verbesserungen sehen. Danach mussten wir die Mädels wieder in die Bundesligasaison entlassen, wo sie aber auch wieder individuelle Aufgaben bekommen haben. So haben hoffentlich alle in ihren Teams an ihren Baustellen gearbeitet. Nach der Saison, die ja für einige schon teilweise vorbei ist, werden wir viel Zeit miteinander verbringen und uns final auf die Europameisterschaft vorbereiten.
Wie steht es um den Kader? Steht schon fest, wer zur Europameisterschaft fährt oder muss der Kader noch verkleinert werden?
Nein, der Kader steht noch nicht. Wir haben im Moment einen Kader von 26 Mädchen und die sind auch alle im Rennen. Aber wir werden den Kader bei den nächsten Maßnahmen ziemlich schnell verkleinern müssen, weil nicht mehr so viel Zeit bis zur EM ist. Unsere letzte Maßnahme vor der EM ist in England, da werden wir schon mit unserem EM-Kader hinfahren. Die Maßnahme davor ist in den Niederlanden, da werden wir den Kader schon auf 20 Spielerinnen reduziert haben. Wir werden also Mitte bis Ende Juni wissen, wie der Kader aussieht.
Werfen wir einen Blick auf das Turnier: Als Deutschland und besonders als U-Nationalmannschaft ist das Ziel häufig, ein solches Turnier zu gewinnen, habt ihr schon über Ziele gesprochen oder wie ist deine spontane Zielsetzung für die Europameisterschaft?
Darüber haben wir noch nicht gesprochen, aber das wird natürlich im Laufe der nächsten Maßnahmen ein Thema sein. Ehrlich gesagt glaube ich, dass das ein Ziel für die Mannschaft sein könnte, mein persönliches Ziel ist es auf jeden Fall. Ich bin überzeugt, dass wir die Leistung auf den Platz bringen können, um jeden zu schlagen, und auf der anderen Seite mag ich es nicht, ein Turnier zu spielen, nur um das Halbfinale zu erreichen. Solche Turniere sind auch für Deutschland da, um sie zu gewinnen. Natürlich gibt es mal mehr und mal weniger Chancen, aber am Ende möchte ich auf jeden Fall diesen Weg gehen.
Welche Nationen muss man auf dem Weg zum Titel dann schlagen? Das ist bei den U-Nationalmannschaften immer schwieriger zusagen, aber hast du da schon was gehört, wer die Konkurrenten sein könnten? Und gibt es Nationen die in den letzten Jahren überrascht haben?
Ich würde sagen, das sind die üblichen Verdächtigen. Die Niederlande ist ein sehr schwerer Gegner, sie sind vor allem bei den Mädchen immer sehr gut aufgestellt. Aber auch die Spanierinnen waren in den letzten Jahren immer gut, vor denen habe ich auch großen Respekt und ich denke, Belgien und England werden auch eine gute Leistung zeigen. Mit uns sind das die fünf stärksten Mannschaften bei der EM, denke ich. Spätestens im Halbfinale werden wir auf eine dieser starken Nationen treffen und dann müssen wir unsere Leistung abrufen. Aber so genau kennen wir die Mannschaften noch nicht und deshalb wird sich das auch erst kurz vor der EM herauskristallisieren, wer der größte Favorit ist.
Je näher das Turnier rückt, umso größer wird auch die Anspannung und für die Mädels ist es das erste große Turnier. Spürst du da schon eine Anspannung bei den Mädchen und wie wirkt ihr dem entgegen?
Ja, das habe ich schon im letzten Herbst gemerkt, dass das bei den Mädels ein ganz großes Thema ist. Zum einen natürlich, weil es eine Europameisterschaft ist und zum anderen, weil es ja auch das Heimturnier ist. Aber ich spüre ehrlich gesagt eine große Vorfreude auf das ganze Turnier und bin da eher entspannt. Im Laufe der Zeit wird es aber auch wieder Phasen geben, in denen es noch einmal spannender wird und wir in manchen Situationen mehr Druck verspüren als sonst. Daran werden wir im Laufe der Zeit arbeiten und die Mädels darauf vorbereiten. Genauso wie technisch und taktisch werden die Mädels auch mental vorbereitet, so dass es kein Druck ist, sondern der letzte Kick. Wir sollten den Aspekt der Heim-EM als Vorteil sehen. Ich sehe die Mädels auf einem guten Weg.
Stichwort Heim-EM: Hast du persönlich schonmal eine Heim-EM gecoacht oder sogar gespielt und was macht das so besonders?
Da es meine erste Heim-EM ist, ist es für mich auch etwas Besonderes. Wir waren schon in Spanien und in Irland bei der U18 Europameisterschaft. In Deutschland war ich noch nie und ich freue mich darauf und es ist eine schöne Abwechslung. Ich war sofort dafür, als ich davon gehört habe und fand es toll. Ich freue mich genauso wie die Mädels auf ein cooles Turnier in Krefeld.
Die U18 Jährigen sind die Stars von morgen und einige werden bestimmt in LA und Brisbane mitspielen. Aus der Erfahrung heraus oder vielleicht auch durch Statistiken, wie viele Spieler*innen schaffen es denn prozentual in den A-Kader?
Ich habe keine genaue Statistik, aber es gibt immer ein paar von jedem Jahrgang. Manche Jahrgänge sind stärker vertreten, andere weniger. Ich kann mir schon vorstellen, dass der eine oder andere aus LA oder Brisbane dabei ist. Wie viele es letztendlich sein werden, hängt von den verschiedensten Faktoren ab, das kann und will ich nicht beurteilen, auch weil die Entwicklungsphase dafür noch viel zu lang ist. Aber die Chancen sind da und ich würde mich natürlich sehr freuen, sie auf diesem Weg begleiten zu dürfen, auch wenn es noch ein weiter Weg ist.