Olympische Spiele Paris 2024
DANAS und HONAMAS: Der große Olympia-Rückblick Part 3
25. August 2024
Große Widerstände, bemerkenswerte Erfolge und bittere Momente. Die deutschen Hockey-Teams haben bei den Olympischen Spielen großartige Leistungen gezeigt. Ein Rückblick auf das Turnier.
Im Viertelfinale sind beide Mannschaften gegen Argentinien, eine absolute Top-Nation im Welthockey, gefordert. Den Auftakt machen am Abend des 4. August die Herren. Es ist eine hochspannende Partie. Nach neun Minuten geht Deutschland durch Teo Hinrichs in Führung. Maico Casella trifft im Gegenzug nach einer Strafecke zum 1:1-Ausgleich. Im zweiten Viertel nutzte Gonzalo Peillat die erste Strafecke des deutschen Teams zur erneuten Führung. Die HONAMAS haben in der Folge mehr Kontrolle, verpassen aber einen weiteren Treffer. Im vierten Viertel kommt Argentinien durch Agustin Mazzilli zurück. Die Spannung ist nun auf dem Siedepunkt. Das deutsche Team legt aber wieder vor. Nach großartiger Vorarbeit von Niklas Wellen trifft Justus Weigand in der 56. Spielminute zum 3:2. Argentinien wirft in den Schlussminuten alles nach vorne und kommt zu zwei späten Strafecken, die Danneberg beide Male pariert. Nach einem packenden Hockey-Spiel steht fest: Die HONAMAS spielen um eine Medaille. „Was für ein unglaubliches Spiel!“, bilanziert Bundestrainer Henning. „Die Jungs haben heute wohl eines der schwersten Spiele, die wir in meiner Zeit zusammen gespielt haben, mental souverän auf unsere Seite gezogen. Wir waren heute gegen alle Widerstände unglaublich stark.“
Die DANAS bestreiten ihre Partie am Folgetag zur Mittagszeit. Für die Mannschaft ist es die Gelegenheit, sich für das Olympia-Aus von Tokio zu revanchieren. Die Argentinierinnen sind zu Beginn überlegen, die erste deutsche Chance hat kurz vor dem Ende des ersten Viertels Jette Fleschütz. Im zweiten Viertel sind die DANAS feldüberlegen, kommen aber nicht konsequent genug vor das Tor. Auch nach dem Seitenwechsel ist es eine intensive Partie, in der sich keine Mannschaft einen Fehler erlauben will. In der Schlussphase geht es dennoch hoch her. Nach einem Konter läuft Fleschütz alleine auf das Tor zu und wird von Torhüterin Cristina Cosentino gefoult. Es gibt Siebenmeter! Viktoria Huse tritt an und trifft drei Minuten vor Spielende zur umjubelten Führung. Doch das Spiel ist noch nicht vorbei: In der 59. Spielminute verwertet Julieta Jankunas eine Strafecke zum 1:1-Ausgleich. Im anschließenden Penaltyschießen ist beiden Teams die Anspannung anzumerken. Den kühleren Kopf haben letztlich aber die Argentinierinnen, die sich mit 2:0 durchsetzen. Für die deutschen Damen endet die Olympia-Reise damit auf maximal bittere Art und Weise. Nike Lorenz ist nach der Partie untröstlich: „Wir sind am Boden zerstört und wissen nicht wohin mit uns“, sagt sie. „Der Glaube an uns war so stark und sollte uns ins Halbfinale tragen. Es gibt einfach gerade nichts mehr zu sagen, außer dass wir alles gegeben haben, sowohl heute als auch in den vergangenen zwei Jahren.“
Die HONAMAS dürfen dagegen weiter vom Finaleinzug träumen. Im Halbfinale bekommt es das Team am Abend des 6. August mit Indien zu tun. Mit acht gewonnenen Goldmedaillen ist Indien die olympische Top-Nation im Männer-Hockey, der bisher letzte Finaleinzug ist allerdings 44 Jahre her. Das deutsche Team, das zuletzt 2012 im Endspiel stand, ist auch deshalb leicht favorisiert. Vor einem olympischen Halbfinale sind das aber nur Randnotizen, wie die Anfangsphase beweist. Denn Indien ist von Beginn an deutlich überlegen. Nach sieben Minuten nutzt Top-Torschütze Harmanpreet Singh eine der zahlreichen Strafecken zur verdienten Führung. Im zweiten Viertel beweisen die HONAMAS gnadenlose Effizienz und kommen nach einer Strafecke durch Gonzalo Peillat zum Ausgleich. Christopher Rühr dreht das Spiel kurz darauf per Siebenmeter zugunsten des deutschen Teams. Nach der Pause kommt Indien durch Sukhjeet Singh zurück, anschließend neutralisiert sich die Partie. Im vierten Viertel macht das deutsche Team den besseren Eindruck – und belohnt sich. In der 56. Spielminute staubt Marco Miltkau auf Vorlage von Peillat zum 3:2 ab. Indien rennt noch einmal an und hat in den letzten Sekunden des Spiels eine große zum Ausgleich, der Ball geht aber über das Tor. Es ist geschafft, Deutschland steht im Endspiel!
„Unsere Taktik war nicht so auf dem Platz zu sehen, wir hatten viele technische Fehler“, sagt Henning. „Die Mannschaft hat aber auf einem hervorragenden mentalen Niveau dagegen gehalten. Diese Wettkampfmentalität ist einfach eine große Stärke, die uns auch heute wieder geholfen hat.“ Und bereits jetzt steht fest: „Wir werden mit mehr Gepäck nach Hause fahren als auf der Hinreise.“ Kapitän Grambusch hat sich außerdem seinen Traum vom Endspiel erfüllt. Gibt es nun die Krönung?
Auch am 8. August herrscht wie so häufig bei diesen Olympischen Spielen strahlender Sonnenschein. Im Stade Yves-du-Manoir kommt es um 19 Uhr zur Neuauflage des Gruppenspiels gegen die Niederlande. Der sportliche Rahmen ist dem eines olympischen Endspiels mehr als würdig: Beide Teams haben im bisherigen Turnierverlauf beeindruckende Leistung gezeigt. Deutschland gegen die Niederlande bedeutet zudem das Duell des amtierenden Weltmeisters gegen den amtierenden Europameister.
Von Beginn an agieren beide Mannschaften vorsichtig und taktisch diszipliniert. Nach einem guten Beginn der Niederländer gewinnen die HONAMAS mit zunehmender Spieldauer an Kontrolle. Hochkarätige Chancen bleiben in der ersten Halbzeit aber aus. Auch im dritten Viertel kommen beide Teams kaum zu gefährlichen Torszenen. Der Auftakt ins vierte Viertel hat es dafür in sich: Nach Zuspiel von Koen Bijen schiebt Thierre Brinkmann zur Führung für die Niederländer ein. Kurz darauf bewahrt Gonzalo Peillat das deutsche Team mit einer spektakulären Rettungsaktion auf der Torlinie vor dem 0:2. Auf der Gegenseite bekommt Deutschland eine Strafecke zugesprochen. Die HONAMAS verstoppen die Herausgabe zwar, doch Thies Prinz schaltet schnell und schlägt den Ball präzise und wuchtig ins linke Eck – der Ausgleich! Nun ist alles offen. In der Schlussminute muss das deutsche Team nochmal zittern. Jip Janssen setzt eine Stracke knapp am linken Pfosten vorbei. Ein hochdramatisches Spiel endet 1:1-Remis. Die Entscheidung muss damit im Penaltyschießen fallen.
Beide Torhüter präsentieren sich im Shootout in Top-Form. Bei Deutschland scheitern Hannes Müller und Niklas Wellen, auf niederländischer Seite verpassen Jonas de Geus und Jop de Moel den ersten Treffer. Im dritten Durchgang legt Thierry Brinkmann dann für die Niederlande vor, während Thies Prinz den Ausgleich verpasst. Thies van Dam erhöht auf 0:2 und setzt damit Justus Weigand unter Druck. Der 24-Jährige trifft und hält Deutschland damit im Spiel. Den fälligen Matchball verwandelt Duco Telgenkamp aber zum 1:3-Endstand – die Goldmedaille geht an die Niederlande.
Es ist ein bitterer Schlussakkord für die HONAMAS. Trotz der Enttäuschung über die Finalniederlage feiern die mitgereisten Fans das Team für den großartigen Gewinn der Silbermedaille. Den Stellenwert dieses Erfolges hebt kurz nach der Partie auch Bundestrainer Henning hervor. „Vor 18 Monaten haben wir den Weltmeistertitel gewonnen, jetzt stehen wir im Olympia-Finale, das wir denkbar knapp im Penaltyschießen verloren haben. Wir haben ein fantastisches Turnier gespielt und unglaublich viel Qualität mitgebracht“. Und weiter: „Natürlich haben wir uns heute Gold gewünscht. Meine Mannschaft hat sich aber auch mit der Silbermedaille fantastisch belohnt. Eine tolle Leistung, die das Team hier gezeigt hat und der Beweis für eine starke Entwicklung in den letzten eineinhalb Jahren.“
Nach drei intensiven Wochen in Paris geht die Olympia-Reise für die deutschen Hockey-Teams zu Ende. Große Widerstände, bemerkenswerte Erfolge und bittere Momente – die DANAS und die HONAMAS haben in Paris viel erlebt und den deutschen Sport-Fans tolle Erlebnisse beschert. Beide Teams haben alles gegeben und großartige Spiele gezeigt.