U21-Bundestrainer Akim Bouchouchi im Interview
„Wir wollen in die Medaillenränge!“
31. March 2022
Vom 1. bis zum 12. April findet im südafrikanischen Potchefstroom die U21-WM der Damen statt. Welche Ziele Trainer Akim Bouchouchi mit der Mannschaft hat, wieso das Team sein ursprüngliches Hotel nicht beziehen konnte und wie sehr Corona das Turnier beeinflusst, verrät er im Interview.
Akim, was erwartest Du von der U21-WM in Südafrika?
Akim Bouchouchi: „Das Wichtigste ist zunächst, dass die WM stattfindet und nichts mehr dazwischen kommt. Bis jetzt sieht es gut aus und ich gehe davon aus, dass es auch klappt. Wenn es dann losgeht, wird erstmal die Erleichterung da sein. Es ist schwer einzuschätzen, wo wir selbst stehen, weil wir viele Gegner nicht mehr so gut kennen, auch gegen die europäischen Teams haben wir lange nicht gespielt. Für uns geht es vor allem darum, gut ins Turnier hineinzufinden und unsere Leistung zu bringen.“
„Wir wissen nicht genau, wo wir stehen“
Welches Ziel verfolgt ihr mit den deutschen U21-Damen bei der WM?
Akim Bouchouchi: „Natürlich wollen wir auch gerne in die Medaillenränge. Das ist meiner Meinung nach auch realistisch. Wir wollen uns aber eigentlich nicht an einem bestimmten Ziel orientieren, weil wir gegen ganz viele Nationen noch nie gespielt haben und daher keinerlei Erfahrungen besitzen. Wir wissen gar nicht genau, wo wir stehen.“
Wie schätzt Du den aktuellen Leistungsstand des U21-Kaders ein?
Akim Bouchouchi: „Die Stimmung in der Mannschaft ist positiv, obwohl wir gerade erst aus der Hallen-Saison kommen, haben wir schon in den Pro-League Spielen in Indien ein gutes Niveau gezeigt, auf dem wir jetzt aufbauen können. Die Mannschaft hat auf allen Positionen sehr viel Qualität, sie verteidigt sehr erwachsen. Wir haben viele schnelle Spielerinnen, deswegen wollen wir auch viel über Konter kommen. Das Team ist gut eingespielt, sodass wir bereits eine gute Struktur haben.“
Wie soll das Spiel der U21-Damen angelegt sein?
Akim Bouchouchi: „Wenn wir sagen, wir können gut verteidigen und kontern, dann muss der Gegner natürlich mitspielen. Das ist aber nur eine unserer Stärken. Auf der anderen Seite können wir das Spiel auch selbst intelligent aufbauen. Gerade in der Vorrunde gehe ich davon aus, dass wir eher das Spiel machen müssen. Unsere Stärke ist die Variabilität, die wir auf den Platz bringen können. Dazu haben wir Spielerinnen, die kreative Lösungen finden können, ohne dass wir diese vorher geplant haben.“
Wie laufen die nächsten Tage bis zum Beginn der WM ab?
Akim Bouchouchi: „Wir sind seit dem 26.03 vor Ort in Südafrika. Dort haben wir noch zwei Trainingsspiele gegen die USA und England. Wir wollen dort an den letzten Themen arbeiten. Das wird bestimmt mit dem Turnierstart noch nicht abgeschlossen sein. Eine Turniermannschaft macht es aus, dass sich Dinge noch während des Turniers entwickeln. Es werden sicherlich neue Themen aufploppen, die werden wir dann aber während des Turniers entwickeln und verbessern müssen.“
„Wir wollen Gruppenerster werden“
Welche Mannschaften siehst Du denn als Favoriten bei der WM?
Akim Bouchouchi: „Natürlich ist jeder Kopf der Gruppen als Favorit zu sehen. Das sind neben uns die Niederlande, England, Argentinien. Dies sind die Mannschaften, deren Leistungsstand wir noch ganz gut einschätzen können. Argentinien ist der amtierende Weltmeister, die sind traditionell immer sehr stark. Welche Mannschaften dahinter folgen, ist schwer zu sagen, weil wir ganz viele Nationen nicht einschätzen können. Wir wollen natürlich Gruppenerster werden, um dem stärkeren Gegner vorerst aus dem Weg zu gehen.“
Unsere Stärke ist die Variabilität, die wir auf den Platz bringen können.
Akim Bouchouchi, Bundestrainer U21-Damen
Wie seid ihr in Südafrika untergebracht?
Akim Bouchouchi: “Wir konnten leider nicht unser gewünschtes Hotel beziehen, weil um diese Zeit die Leichtathleten in Südafrika ihre Trainingscamps abhalten. Wir sind jetzt in einem anderen großen Hotel, aber weniger optimalen, Hotel untergebracht. Dort sind mit England, Irland und uns insgesamt drei Teams untergebracht. Jeder in seiner eigenen Blase, mit eigener Etage sowie einem Aufenthalts- und Essenraum. Die Herausforderungen besteht nicht nur im sportlichen Abschneiden, sondern auch im Hinblick auf Corona, auch wenn es hier etwas lockerer geworden ist. Wir müssen schauen, dass wir etwas Abwechslung in die Tage bekommen. Das Turnier ist sehr lang und dementsprechend haben wir viel Freizeit. Aber ich mache mir bei unseren Mädels da keine Sorgen.“
Ist es für euch möglich, auch das Land etwas genauer kennenzulernen?
Akim Bouchouchi: „Es ist natürlich unser Wunsch, dass wir, wenn wir in unserer Blase bleiben, zumindest mit dem Bus irgendwo hinfahren können. Das werden wir in den kommenden Tagen checken, ob so etwas möglich ist. Wir haben den Spielerinnen schon im Vorfeld gesagt, dass sie sich möglichst viel Freizeitgestaltung organisieren sollen. Es wäre natürlich schade, wenn man in so einem schönen Land ist und nicht so viel sehen kann. Wir machen aus der Situation das Beste.“
Gab es für die Spielerinnen vor dem Abflug nach Südafrika auch eine Art Blase, in die sie sich begeben haben?
Akim Bouchouchi: „Die vergangene Zeit war häufig ein Abwägen zwischen sportlichen Zielen und den Corona-Regeln. Wenn man es optimal handhaben will, dann müsste man das Team komplett isolieren. Dann könnte ich sie aber nicht zu den Trainingseinheiten bitten. Und wenn wir nicht trainieren können, dann brauchen wir auch keine Weltmeisterschaft spielen. Wir haben versucht, da einen guten Kompromiss zu finden. Die Spielerinnen waren zu Hause und haben mit ihren Vereinsmannschaften trainiert, die sich aktuell in der Vorbereitung auf die Rückrunde befinden. Sie hatten klare Regeln, dass sie ihre Kontakte beschränken und sich in Selbstisolation befinden.“