15 olympische Hockeymedaillen seit 1928
Die Geschichte der erfolgreichsten deutschen Olympischen Spielsportart
26. July 2024
Feldhockey ist die erfolgreichste olympische Spielsportart in Deutschland. Die Nationalteams des Deutschen Hockey-Bundes konnten seit 1928 15 olympische Medaillen sammeln - fünf Mal Gold, fünf Mal Silber und fünf Mal Bronze ist die Bilanz vor Paris 2024. Hier finden Sie einen Überblick über die bisherige Geschichte des Hockeysports bei Olympischen Spielen und die Medaillen des DHB bei Olympischen Spielen.
Start von Indiens Rekord-Siegesserie und Deutschlands Medaillensammlung
1928 in Amsterdam war der Startschuss der unglaublichen Siegesserie von Indien, das 32 Jahre lang in über 100 Länderspielen (darunter 30 Olympiapartien) unbesiegt bleiben sollte. Fünf Siege und 30:0 Tore waren es 1928 in Amsterdam für den neuen Olympiasieger, der im Endspiel Gastgeber Niederlande mit 3:0 besiegte. Das deutsche Team errang mit Bronze seine erste olympische Hockeymedaille, nachdem im Spiel um Platz drei Belgien mit 3:0 besiegt werden konnte.
Das bestbesuchte olympische Hockeyturnier der Geschichte
Das olympische Hockeyturnier in Berlin 1936 war das zuschauerreichste der Geschichte. Schon bei den Vorrundenspielen waren es meist über 10.000 Besucher und im Finale zwischen Indien und Gastgeber Deutschland waren die Ränge des eigens für die Spiele erbauten Hockeystadions auf dem Olympiagelände mit über 22.000 Schaulustigen restlos ausgefüllt.
Bis zur Halbzeitpause hielt die Hoffnung, dass die deutsche Auswahl sich der technischen Überlegenheit der Asiaten in den Weg stellen könnte und es stand lediglich 0:1 hieß. Doch in den zweiten 35 Minuten war der indische Wundersturm mit Roop Singh, Jafar und Dhyan Chand nicht mehr zu halten. 8:1 hieß es am Ende für Indien. Dem Berliner „Kutti“ Weiß war beim Stand von 0:4 der umjubelte Ehrentreffer geglückt.
Erste Nachkriegsmedaille im fernen Melbourne
In Melbourne 1956 hielten die von Hugo Budinger angeführten Deutschen im Halbfinale bis weit in die zweite Halbzeit hinein ein torloses Unentschieden gegen Indien. Der europäische Außenseiter spielte sogar auf Augenhöhe mit den schon über ein Vierteljahrhundert unbesiegten Asiaten mit, denen dann doch noch der 1:0-Siegtreffer gelang. Mit dem gleichen Ergebnis, und nicht weniger mühsam, gewann Indien gegen Pakistan auch das Finale und machte das halbe Dutzend Olympiasiege perfekt.
Die DHB-Auswahl krönte ihren Turnierauftritt mit dem Gewinn der Bronzemedaille durch ein 3:1 im Platzierungsspiel gegen Großbritannien. Der Erfolg ist umso höher einzuschätzen, als aus Kostengründen nur 15 Spieler auf die weite Reise nach Australien geschickt werden konnten.
Erstes deutsches Hockey-Gold vor heimischer Kulisse
Vor heimischer Kulisse in München 1972 blieb es der deutschen Auswahl von Sportwart Werner Delmes vorbehalten, nicht nur eine 16 Jahre dauerende Phase ohne olympische Medaille, sondern auch die 44 Jahre währende asiatische Vorherrschaft bei olympischen Hockeyturnieren zu beenden. Am 10. September 1972 schoss im Endspiel der deutsche Strafeckenspezialist und heutige DHB-Ehrenpräsident Michael Krause zehn Minuten vor Schluss per Ecke das einzige Tor. Knapp 16.000 Zuschauer auf den Tribünen und Millionen an den deutschen TV-Bildschirmen bejubelten das erste deutsche Hockey-Gold.
Wieder eine Premiere: Zwei Medaillen für den DHB!
Für den Deutschen Hockey-Bund gab es in 1984 in Los Angeles erstmals gleich zwei Medaillen - und zwar silberne. Die deutschen Damen, damals amtierender Weltmeister, konnten sich in einer Jeder-gegen-jeden-Runde von sechs Mannschaften hinter den souveränen Holländerinnen ganz knapp den zweiten Platz sichern. Zwei Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage (2:6 gegen Niederlande) brachten die erste olympische Hockeymedaille für die weibliche Abteilung im deutschen Hockey.
Das stark verjüngte deutsche Herrenteam kämpfte sich über die Gruppe und das Halbfinale (1:0 gegen Großbritannien) bis ins Endspiel vor. Ausgerechnet dem einzig Übriggebliebenen der 72er-Goldmannschaft, Michael Peter, gelang gegen Pakistan Anfang der zweiten Halbzeit der Führungstreffer. Doch wie schon im vorausgegangenen WM-Finale 1982 beider Nationen konnte Pakistan den Rückstand drehen und siegte in der Verlängerung mit 2:1.
Ohne Blöcher "nur" Silber für den Favoriten
Wieder Silber für das DHB-Herrenteam 1988 in Seoul, aber dieses Mal hockten die Deutschen niedergeschlagen und zutiefst enttäuscht auf dem Kunstrasenplatz des olympischen Hockeystadions. Deutschland, als heißer Goldkandidat nach Südkorea gereist, hatte gegen den Überraschungsfinalisten Großbritannien so gut wie keinen Fuß auf den Boden bekommen und völlig verdient mit 1:3 verloren.
Das lag auch daran, dass Starspieler Stefan Blöcher, der im Halbfinale einen missglückten Strafeckenschlag an den Kopf bekam, nicht einsatzfähig war. Und ohne den langen Blonden brachten die Deutschen im Finale nicht mehr viel auf die Reihe.
Erstmals beide deutschen Hockeyteams in den olympischen Finals
1992 in Barcelona standen zum bislang einzigen Mal beide deutschen Mannschaften im olympischen Endspiel. Am Ende holten die Herren Gold und die Damen Silber.
Das stark verjüngte Damenteam überraschte durch einen 1:0-Vorrundensieg über Titelverteidiger Australien und stand nach dem verdienten 2:1 im Halbfinale gegen Großbritannien im Finale. Und fast hätte ja auch noch der Griff nach Gold geklappt. Gegen Spanien stand es im Finalduell der beiden Außenseiter nach 70 Minuten 1:1. Spanien setzte einen tödlichen Konter in der Verlängerung und gewann Gold.
Als Favorit fuhren die DHB-Herren zu den Olympischen Spielen nach Barcelona. Die Deutschen rangen in einem atemberaubenden Halbfinale Pakistan mit 2:1 nach Verlängerung nieder und besiegten dann im Endspiel Australien. Zwei Traumtore des Gladbachers Michael Hilgers bescherten den verdienten 2:1-Erfolg. 20 Jahre nach München war das zweite Olympiagold perfekt.
Die "Wundertüten" holen das erste Hockey-Gold für die DHB-Damen
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle bescherten die DHB-Damen Hockey-Deutschland in Athen 2004. In der Vorrunde schon so gut wie ausgeschieden, zog das Team - von Bundestrainer Markus Weise als "die Wundertüten" betitelt - durch ein 3:2 über Korea und Dank niederländischer Schützenhilfe ins Halbfinale ein. Dort wurde China nach Abwehrschlacht in der Verlängerung geschlagen. Und gegen die in der Vorrunde noch 4:1 siegreichen Holländerinnen wurde dann im Endspiel so grandios verteidigt, das am Ende die erste Goldmedaille für ein deutsches Damenteam zu Buche stand.
Die DHB-Herren zogen recht souverän ins Halbfinale ein, hatten dort aber gegen Oranje mit 2:3 das Nachsehen. So jubelten die Herren am Ende über eine in der Verlängerung gegen Spanien (4:3) gewonnene Bronzemedaille.
Die Zeller-Brüder sichern den "Honamas" das dritte Gold
Die deutschen Herren machten bei den Spielen 2008 den dritten Olympiasieg der Geschichte perfekt. Das Team ging zwar ungeschlagen durch das Turnier, hatte aber in der Vorrunde nach Unentschieden gegen Belgien und Korea eine schwere Phase zu überstehen, die aber auch dazu führte, dass die Honamas nochmal ganz anders zusammengeschweißt wurden. Drama pur war im Halbfinale gegen die Niederlande angesagt, als Europameister Oranje dreieinhalb Minuten vor Ende der Verlängerung in Führung ging. Doch Philip Zeller glich noch aus und brachte sein Team damit ins Siebenmeterschießen. Das wurde erst im sechsten Pärchen entschieden, als Keeper Max Weinhold seinen dritten Siebenmeter hielt. Im Finale erzielte dann der andere Zeller-Bruder Christopher das Goldene Tor zum 1:0-Sieg über Spanien.
Zweiter Olympiasieg in Folge für Deutschlands Herren
Mit dem vierten Olympiasieg der Geschichte schafften die DHB-Herren bei den Olympischen Spielen 2012 in London etwas, das vorher nur Indien, Pakistan und den Niederlanden gelungen war: Einen Olympischen Titel bei den drauffolgenden Spielen zu verteidigen! Das Team von Bundestrainer Markus Weise, der als einziger Trainer der Welt mit Damen und Herren olympisches Gold gewonnen hat, kam relativ sicher durch die Vorrunde, auch wenn es nach einem 1:3 gegen die Niederlande nur Platz zwei war. Doch im Halbfinale zeigte das Team gegen Weltmeister Australien, was in ihm steckte. einen 1:2-Rückstand drehten die Honamas durch Treffer von Matthias Witthaus, Timo Weß und Florian Fuchs in der Schluss-Viertelstunde in einen 4:2-Sieg. Und im Finale gelang die Revanche gegen Oranje durch zwei Treffer von Jan-Philipp Rabente, den die Niederländer so gar nicht auf der Rechnung hatten.
Gemeinsamer großer Jubel über Siege in den "kleinen Finals"
Einen unglaublich emotionalen Abschluss für beide deutschen Teams hatten die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Vor allem für die Danas war der Gewinn von Bronze, nach zwölf Jahren ohne Medaille, ein unglaublicher Befreiungsschlag. Die Vorrunde war mit Niederlagen gegen Spanien und den Niederlanden und einem Remis gegen China sowie Siegen über Neuseeland und Korea nicht optimal gelaufen. Doch im Viertelfinale bereits gewann das Team von Jamilon Mülders verdient 2:1 über die USA, so dass der damalige Weltranglisten-Neunte im Halbfinale stand. Das ging zwar mit viel Pech im Penaltyschießen gegen die Niederlande verloren, aber auch im Spiel um Bronze bestätigten die Danas ihre Leistungsexplosion mit einem umjubelten 2:1-Erfolg über Neuseeland.
Die Honamas überzeugten in der Vorrunde unter anderem durch Siege über die Niederlande und Indien, mussten nur beim 4:4 gegen den späteren Olympiasieger Argentinien Punkte abgegeben. Dann kam das Viertelfinale, das jeder Hockeyfan kennt. Vier Minuten vor Schluss lag das DHB-Team 0:2 gegen Neuseeland zurück - und dann traf die Mannschaft von Valentin Altenburg noch drei Mal, unter anderem durch Florian Fuchs 0.7 Sekunden vor der Schlusssirene zum 3:2-Sieg. Diese Wahnsinnstat ließ sich gegen Argentinien im Halbfinale nicht wiederholen, als das Team eine Viertestunde vor Schluss 0:5 zurücklag und nur noch auf 2:5 herankam. Doch die puren Emotionen waren wieder da, als gegen den ewigen Rivalen Niederlande im Spiel um Bronze der Sieg nach Penaltyschießen feststand!