
Hallen-Bundestrainer Matthias Witthaus im Interview
"Es geht wieder bei null los"
04. October 2025
Matthias Witthaus hat im vergangenen Januar zusammen mit Jan Philipp Rabente die deutschen Hallen-HONAMAS zum Titel geführt. Wir haben mit ihm über die anstehende EM in Heidelberg gesprochen.
Es war ein bemerkenswerter Ritt der deutschen Hallenhockey-Herren im vergangenen Januar. Mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe gewann das Trainer-Duo Jan Philipp Rabente und Matthias Witthaus bei der WM in Poreč Gold. Nur ein Jahr später steht der nächste Höhepunkt an: die Hallen-EM in Heidelberg. Und wieder soll es um den Titel gehen.
Matthias, Anfang des Jahres habt ihr in Poreč gleich bei eurem ersten großen Turnier als Trainerduo die Hallen-WM gewonnen. Mit welchem Gefühl gehen Jan Philipp Rabente und Du jetzt in die Vorbereitung auf die EM in Heidelberg?
Rabbi und ich hatten Mitte September ein Kickoff-Meeting, in dem wir über die Nominierungskriterien und die Vorbereitung gesprochen haben. Das war wichtig, um gleich zu Beginn eine gemeinsame Linie zu finden.
Die EM in Heidelberg wirft ihre Schatten voraus. Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei der Kaderplanung?
Man muss klar sagen, dass wir wieder sehr gehandicapt sind. Die U21-WM im Dezember und auch die Pro League sorgen dafür, dass uns eine ganze Reihe von Spielern nicht zur Verfügung stehen wird. Die meisten A-Kader-Feldspieler werden nicht in der Halle antreten. Und die U21-Spieler haben nach der Weltmeisterschaft nur ein paar Tage bis zum Start der EM – das ist einfach sehr wenig Zeit. Der Kreis der Kandidaten engt sich dadurch automatisch ein. Trotzdem möchte ich nicht ausschließen, dass jemand aus dem genannten Kreis dabei sein wird.
Wie geht ihr mit dieser Situation um?
Wir nehmen die Situation an und stellen eine Truppe zusammen, die richtig Bock auf die Heim-EM hat und titelhungrig ist. Wer performt gerade gut, wer hat sich auch in der Vergangenheit bewiesen? Bei der letzten Hallen-WM ist uns das schon gelungen, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Wir sind zuversichtlich, dass uns das wieder gelingt. Die Jungs, die schon dabei waren, haben gezeigt, dass sie Titel gewinnen können. Natürlich haben sie gute Karten – aber es ist keineswegs selbstverständlich, dass sie automatisch wieder nominiert werden.
Was bedeutet das für die anstehende Nominierung?
Es geht für uns bei null los. Wir schauen genau hin: Wer hat in der letzten Hallensaison überzeugt? Wer hat im Final Four stark gespielt? Und wer kommt jetzt gut rein in die neue Hallensaison? Danach wählen wir die Spieler aus, von denen wir glauben, dass sie den Titel holen können. Unser Anspruch ist klar: Nach der WM wollen wir auch den EM-Titel.
Die EM findet in Deutschland statt – zusätzliche Motivation?
Auf jeden Fall! Trotz aller Nominierungs-Herausforderungen ist das eine riesige Motivation. Die EM im SNP dome wird etwas Besonderes – eine tolle, enge Halle, hoffentlich viele Zuschauer, eine großartige Atmosphäre.
In Poreč bei der WM war die Resonanz überschaubar. Wie blickst du auf Heidelberg?
Wenn man etwas bemängeln konnte, dann war es sicher die geringe Zuschauerresonanz. Da geht mehr – und wir sind fest überzeugt, dass es in Heidelberg ganz anders sein wird. Wir freuen uns sehr auf die Unterstützung der Fans. Vermeintlich wirkt es noch weit weg, aber der Startschuss kommt schneller, als man denkt.