Australien – Deutschland 2:4 (1:1)
Olympia-Halbfinale: Deutsche Herren zum zweiten Mal in Folge im Olympiafinale!
09. August 2012
09.08.2012 - Die deutschen Hockeyherren stehen zum zweiten Mal in Folge im olympischen Finale. Mit einer sensationellen Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorrunde beherrschte das Team von Markus Weise über weite Strecken den Weltmeister aus Australien und ließ sich auch durch einen zweimaligen Rückstand nicht aus der Spur bringen. Moritz Fürste glich zum 1:1 aus, Matthias Witthaus eine Viertelstunde vor Schluss zum 2:2. Und dann brachte Timo Wess den Olympiasieger von 2008 mit dem Eckentor zum 3:2 auf die Siegerstraße, Florian Fuchs sorgte in der 63. Minute mit dem 4:2 für die endgültige Entscheidung.
Bundestrainer Markus Weise: „Das war so ein geiler Fight von den Jungs. Die haben gearbeitet wie Sau und sich mit tollem Teamgeist mit der Endspielteilnahme selbst belohnt! Es war ein sehr disziplinierter Auftritt – und tolle Tore! Heute habe ich überhaupt nichts zu meckern!“
Moritz Fürste: „Ich kann nur sagen, dass das beste Spiel war, das ich jemals in dieser Nationalmannschaft mitmachen durfte. Wir haben es wieder geschafft, genau zum richtigen Zeitpunkt bei 100 Prozent zu sein – scheiß egal, was vorher in der Vorrunde war! Schade, dass von den Fans draußen keiner so richtig fühlen kann, was das für ein fantastisches Gefühl ist, sich in dieser geilen Mannschaft auf dem Platz voll zu verausgaben! Wir möchten als Team auch einmal Dank sagen, für die riesige Anteilnahme, der wir hier von den Fans, aber vor allem auch bei Facebook und Twitter bekommen. Das haben wir so auch noch nicht erlebt!“
Das war so ein geiler Fight von den Jungs
Markus Weise
Timo Wess: „Wir haben in den ersten zehn Minuten gemerkt, dass wir dieses Spiel im Griff haben. Und danach konnte uns aber auch wirklich nichts aus der Ruhe bringen! Keine, wie auch immer geartete, Einflussnahme! Mir ist es jetzt völlig egal, gegen wen wir nun spielen – Hauptsache, wir gewinnen das nächste Spiel auch!“
Matthias Witthaus: „Nach dem Abpfiff sind mir erstmal ein wenig die Tränen gekommen. Es ist ein solch unfassbares Gefühl, nun schon wieder und noch einmal im Finale zu stehen! Das hat sich unser Team in diesem Spiel auch absolut verdient, denn wir haben Australien überhaupt nicht zur Entfaltung kommen lassen. Für mich wird das nun der krönende Abschluss meiner Karriere – mit einem Olympischen Finale als Abschiedsspiel! Das ist so großartig!“
Florian Fuchs: „Ich bin gerade völlig überwältigt! Einen solchen Teamspirit, einen solchen Willen – was wir da heute auf den Platz gebracht haben, das habe ich so noch nie erlebt! Wir hatten uns so viel vorgenommen und konnten tatsächlich alles auf die Kappe bringen! Jetzt schauen wir uns nachher ganz entspannt an, wer da im Finale gegen uns spielen wird. Uns ist völlig egal, wer da kommt!“
Die wichtigste Nachricht vor Spielbeginn war, dass Max Müller trotz der Fingerverletzung an der rechten Hand spielen konnte. Die Australier machten gleich Druck. Orchard versuchte von rechts auf Dwyer vor Tor zu passen. Doch abgewehrt. Fürste auf der anderen Seite mit starkem Lauf über links erst am Torpfosten gestoppt. Gute Phase der Deutschen. Es brannte im Kreis des Weltmeisters, der aber klären konnte. Australien immer im Vorwärtsgang, doch die DHB-Auswahl befreite sich gut, setzte eigene Akzente.
Die Deutschen setzten sich sogar teilweise stark fest am Kreis der Australier, setzten diese unter Druck. Ein Spiel absolut auf Augenhöhe – gute Steigerung im Vergleich zu den letzten Gruppenspielen. Stralkowski verpasste einen Steilpass in den Kreis nur knapp (9.). Die Australier kamen mit der deutschen Taktik in der Anfangsphase nicht gut zurecht. Erst in der 16. Minute die zweite Chance für Australien, als Knowles mit der Rückhand klar vorbei schoss.
Dann war Zeller durch, wurde im Kreis zu Fall gebracht. Simmonds gab Ecke, aber nach Videobeweis von Australien wurde dies auf Freischlag geändert. Kurios! Dann gab es doch die erste Ecke. Zellers Schlenzer wurde gehalten. Doch Simmonds pfiff die Ecke raus. Und im Konter schoss erst Turner – Weinhold hielt – aber Govers konnte volley im Nachschuss das 1:0 für den Weltmeister erzielen. Deutschland nun leicht ungeordnet. Australien nutzte das sofort und holte die erste Ecke (24.). Die hielt Weinhold aber stark!
Dann aber Deutschland wieder vorn. Witthaus erarbeitete die zweite Ecke für Deutschland. Und Moritz Fürste – da Zeller draußen saß – traf links unten zum 1:1. Absolut verdient der Ausgleich, denn die Deutschen waren mehr als ebenbürtig. Müller sah danach Grün, musste raus, und sofort holten sich die Kookaburras ihre zweite Ecke. Doch erneut war Max Weinhold da und parierte glänzend.
Bereits in diese Phase fühlte sich das DHB-Team mehrfach bei Zweikämpfen von den beiden Schiedsrichtern benachteiligt, sonst hätten sie noch mehr ausrichten können, denn es gab gute Angriffe. Das DHB-Team macht konzentriert und gut weiter nach dem Wechsel. Oliver Korn hatte in der 37. Minute eine erste Großchance, als er vom Kreisrand knapp rechts vorbei schoss. Die Deutschen waren überlegen, bauten gut auf, hatten die Australier im Griff.
Wenn die Australier pressten, war meist spätestens am Kreisrand Schluss. Doch dann gab es eine einzige Kreisszene, die nicht geklärt werden konnte – obwohl Weinhold drei Mal hielt, machte Turnier im Nachschuss das 2:1. Doch unbeeindruckt, ging das DHB-Team weiter nach vorn. Viel Pech, als Rabente mit einem Drehschuss knapp über die Latte schoss (44.) - eine riesen Chance. Immer wieder Ärger bei den Deutschen über die aus ihrer Sicht einseitigen Entscheidungen bei Zweikämpfen für den Weltmeister. Häner war kurz vor einer Zeitstrafe, weil er sich lautstark ärgerte.
Doch die Aggressivität setzten sie auch positiv vorn um. Ein Sensationstor von Oskar Deecke brachte vermeintlich den Ausgleich. Er nahm den Ball aus der Luft am Kreisrand an, prellte in zweimal in der Luft weiter und schlug dann über Nathan Burgers hinweg ins Tor. Doch wegen Spiels über Schulterhöhe wurde das Tor per Videobeweis aberkannt. Das Ärgerliche dabei: Jamson gab nicht einmal Strafecke – obwohl die Australier bei Deeckes Annahme aus der Luft keinen Abstand hielten.
Vor allem der britische Schiedsrichter nahm aus deutscher Sicht immer wieder recht einseitig Einfluss. So schickte er Christopher Zeller in der 52. Minute mit Grün vom Platz wegen Meckerns. In Unterzahl aber gab das DHB-Team die richtige Antwort. Matthias Witthaus machte das 2:2 aus der Drehung aus etwas neun Metern – absolut verdient inzwischen! Es war sein erstes Turniertor, aber was für ein Wichtiges!
Und die Deutschen setzten weiter nach. Christopher Zeller holte die dritte Ecke heraus (59.). Und Timo Wess traf von der Linksablage nach 90-Grad-Variante halbhoch links. Die Deutschen blieben weiter dran. Wesley mit guter Schusschance – wurde gerade noch über das Tor geleitet. Australien wirkte ratlos. Die Schlussoffensive fiel nicht so konsequent aus, wie man das erwartet hätte. Und das bestraften die Deutschen.
In der 63. Minute ein Konter über mehrere Stationen auf links, abschließend der Pass quer vor Tor zu Florian Fuchs, der zum 4:2 abschloss. Danach musste zwar auch Weinhold noch zwei Mal seine große Klasse zeigen, aber auch das DHB-Team hatte immer wieder Konterchancen. Es blieb letztlich beim völlig verdienten Erfolg der Deutschen!
Tore:
1:0 Kieran Govers (22.)
1:1 Moritz Fürste (KE, 29.)
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2:1 Glenn Turner (42.)
2:2 Matthias Witthaus (54.)
2:3 Timo Wess (KE, 59.)
2:4 Florian Fuchs (63.)
Strafecken:
AUS 2 (kein Tor) / GER 3 (2 Tore)
Grüne Karten:
GER 2 / AUS -
Schiedsrichter:
Gary Simmonds (RSA) / Hamish Jamson (GBR)