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Olympische Spiele

Mein ganz persönlicher Olympia-Moment: Volker Fried

17. May 2024

Emotionen, Triumphe und unvergessliche Momente – bei den Olympischen Spiele kommen Aktive aus der ganzen Welt zusammen, um die Werte des Sport zu feiern und ihr Bestes geben. In unserer Reportage-Reihe erzählen ehemalige Nationalspielerinnen und -spieler ihre Geschichten. Jede von ihnen beinhaltet einen ganz persönlichen Olympia-Moment, der geprägt war von jahrelanger harter Arbeit, vielen Widerständen und dem Glauben an sich selbst.

Dem Kapitän der Siegermannschaft von 1992 ging und geht es beim Hockey vor allem um eines: Spielfreude und Erfolg haben!

Im Sommer 1972 sprang der Funke endgültig auf Volker Fried über. Während der Olympischen Spiele in München verfolgte der damals 11-Jährige zum ersten Mal ein Hockeyspiel im Fernsehen. Doch nicht nur das: Fried, seit seinem zehnten Lebensjahr selbst aktiver Spieler, kannte drei der deutschen Athleten persönlich. „Sie waren alle aus meinem Heimatverein Rot-Weiss Köln und hatten mir sogar eine Karte geschrieben. Das war für mich unvorstellbar“, beschreibt der heute 63-Jährige. „Da dachte ich: Das möchte ich auch mal erreichen, bei Olympischen Spielen dabei zu sein und zu gewinnen.“

Seinen Kindheitswunsch hat sich Volker Fried erfüllt – und wie! Ganze vier Mal hat der gebürtige Osnabrücker an Olympischen Spielen teilgenommen. Nach zwei Silbermedaillen 1984 und 1988 gelang 1992 der große Coup bei den Spielen in Barcelona: Das DHB-Team gewann mit Fried als Kapitän die Goldmedaille. „Auch wenn die beiden Silbermedaillen natürlich ein herausragender Erfolg waren, so überwog dabei doch eine ganze Weile eine große Enttäuschung“, erzählt er. „Nach der Finalniederlage 1984 ist für mich die Sportwelt untergegangen. Im Finale 1988 waren wir natürlich sehr motiviert, haben aber einfach nicht die notwendige Top-Leistung geliefert.“ Doch Fried wusste: „Aus Niederlagen geht man gestärkt hervor.“

1992 gelang im Endspiel schließlich ein 2:1-Erfolg über Australien. Die Gewissheit des Sieges ist einer seiner persönlichen Olympia-Momente. „Als Innenverteidiger habe ich von hinten gesehen, wie Michael Hilgers das zweite Tor erzielte.“ Was Fried dann durch den Kopf ging? „Ich dachte mir: Das ist es! Jetzt sind wir wirklich nah dran“, beschreibt er. „Das geben wir nicht mehr her!“ Ob die Kapitänsrolle für ihn von zusätzlicher Bedeutung war? „Natürlich ist es etwas Besonderes, die Mannschaft formell als Kapitän anzuführen, aber auf dem Platz spielt das bei einer so eingespielten und homogenen Mannschaft keine Rolle“, sagt Fried. „Nach außen hin ist man sicherlich einer der gefragtesten Spieler, vor allem im Nachhinein, aber alle Spieler haben ihren wertvollen Beitrag geleistet und jeder auf seine individuelle Art und Weise in unserem homogenen Mannschaftsgefüge zum absoluten Erfolg beigetragen. Natürlich war ich es mit meinen damals 31 Jahren auch gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, aber das haben viele meiner Mitspieler auch ohne offizielles Kapitänsamt getan. Wir waren einfach von A bis Z ein supercooles und eingespieltes Team!"

Gefußt hatte der Erfolg von 1992 auch auf einer harten Entscheidung aller Spieler. Im Januar 1991 war Bundestrainer Klaus Kleiter nach knapp 17 Jahren von seinem Amt entbunden worden, nachdem sich nahezu die gesamte A-Nationalmannschaft gegen eine weitere Zusammenarbeit entschieden hatte. „Das war eine zwischenmenschlich extrem unschöne Entscheidung, aber im Sinne unserer Zielsetzung, nämlich mit voller Überzeugung an einen möglichen Olympiasieg glauben zu können, ein unbedingt notwendiger Schritt“, sagt Fried, dem das Kapitänsamt nur zuteil kam, weil Spielführer Andreas Keller und sein Vertreter Frederik Ness in Folge der sogenannten „Spielerrevolte" suspendiert worden waren und deren unmittelbarer Nachfolger Thomas Brinkmann wegen Krankheit zwischenzeitlich ausfiel.

„Er herrschte ein zu soziales Verhalten und mangelnde Konsequenz gegenüber einigen Spielern“, beschreibt Fried. Nachfolger von Kleiter wurde der frühere Junioren-Bundestrainer Paul Lissek, der für eine härtere Gangart bekannt war. „Wenn man gewinnen will, muss man auf dem Weg zum Ziel alles dem Ziel unterordnen.. Das war der Ursprung für unseren Erfolg.“

Neben den Erfolgen waren für Fried vor allem die vielen Begegnungen während der Spiele wichtig. So durfte er 1992 zusammen mit Boris Becker und einigen anderen Athleten aus anderen Sportarten den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Olympischen Dorf empfangen und ihn bei seinem Rundgang durch das Olympische Dorf begleiten. „Wann trifft man schon mal den Bundespräsidenten? Das war für mich persönlich einer der unvergeßlichsten Momente.“ Gerne erinnert sich Fried aber auch an gemeinsame Erlebnisse mit seinen Teamkollegen. „1984 gab es in Los Angeles zum ersten Mal ein 24-Stunden-Kino bei Olympischen Spielen. Mein damaliger Freund und Zimmergenosse Thomas Reck und ich sind da gerne hingegangen, wann immer es ging", erzählt er.

Aus dem Gespräch wird deutlich, dass es Fried beim Hockey vor allem um eines ging und geht – Freude am Spiel und am Erfolg zu haben und alles dafür zu geben! „Ich glaube, dass sich das Spiel in fast allen Bereichen verändert hat. Unverändert geblieben ist aber der Kopf der Spielerinnen und Spieler. Meinem Sohn und manchmal auch seinen Mitspielern sage ich immer: „Achtet darauf, dass ihr bei aller Intensität und Trainingsarbeit den Spaß am Spiel nicht verliert!“, erklärt Fried.

Das gleiche Credo gelte auch für die deutschen Mannschaften bei den Olympischen Spielen in Paris. „Das Wichtigste ist die Lust und Gier auf das Spiel und genauso auf das Miteinander“, betont Fried. „Du musst bis zum Schluss Spaß an der Sache haben und an den Erfolg glauben! Dann ist Platz eins bis vier ist bei beiden Teams absolut möglich.“ Fried und seine Familie planen, die deutschen Teams in Paris vor Ort zu unterstützen. „Meine Frau und ich wollen den Kindern auch näher bringen, was die Olympischen Spiele so besonders macht" - damit der olympische Funke auch auf die jüngere Generation im Hause Fried überspringt.

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