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Deutschlands beste Schiedsrichter bei der Hallen-WM im Einsatz

WM-Schiris Göntgen & Meister

10. February 2018

10.02.2018 - Mit Michelle Meister, Gaby Schmitz und Benjamin Göntgen nehmen neben den DANAS und den HONAMAS auch drei deutsche Schiedsrichter am Indoor Hockey World Cup 2018 in Berlin teil. Wir hatten die Chance, mit Meister und Göntgen zwischen den Spielen zu sprechen. Als Unparteiische haben die beiden natürlich wenig mit den deutschen Spielen zu tun. Trotzdem hatten beide bis zu den Finalspielen bereits jeweils sieben Einsätze. Neben den Stars am Ball gehören auch die Referees zur Crème de la Crème im Kreise der weltweiten Offiziellen.

Die Nominierung für das Endspiel einer Hallenhockey-WM wäre für jeden Schiedsrichter eine Ehre. Benjamin Göntgen und Michelle Meister, die genau wie Schmitz den Deutschen Hockey-Bund als Referees bei der Hallen-WM in Berlin vertreten, würden auf die Ehre eines Final-Anpfiffs aber gerne verzichten. „Natürlich wäre das persönlich grandios. Aber das deutsche Team spielt derart gut, die haben sich das Finale verdient“, meint Göntgen, der im Herren-Wettbewerb in die Pfeife bläst. Da die HONAMAS nun ins Finale am Sonntag eingezogen sind, darf der Mülheimer in Diensten des Kahlenberg HTC dieses natürlich nicht pfeifen. Der 34-Jährige hatte in diesem Jahr aber schon drei Finalspiele leiten dürfen: Nach dem Herren-EM-Finale in Antwerpen folgte das österreichische Landesfinale und zuletzt am vergangenen Wochenende das Endspiel der Herren beim Final Four in Stuttgart.

Während Göntgen über 500 Kilometer von seinem Heimatort bis zur WM-Halle in Berlin zurücklegen muss, ist die WM-Halle für die deutsche Olympia-Schiedsrichterin ein Heimspiel: Michelle Meister pfeift im DHB für die Köpenicker Hockey-Union aus Berlin. Auch sie hat in diesem Jahr bereits zwei Finalspiele in der Halle leiten dürfen: Sie pfiff das österreichische Finale und das Endspiel des KLAFS Final-Four zwischen dem Club an der Alster und dem Düsseldorfer HC. Die Schiedsrichterin, die auch in Rio dabei war, sieht sich aber nicht nur als Unparteiische, sondern auch als Fan der deutschen Teams: „Der Erfolg der Hockeynation Deutschland steht im Vordergrund. Da stellt man seine persönlichen Ziele hinten an.“

Beide lieben ihre Verantwortung an der Seitenlinie. Auch wenn Schiedsrichter meist diejenigen sind, die während einer Partie sehr viel Frust abbekommen. „Wir fallen eben nur auf, wenn wir etwas falsch machen“, berichtet Meister aus ihrer Erfahrung. Oder, wenn die Teams meinen, die Unparteiischen hätten danebengelegen. Sichere Regelkunde allein reicht aber nicht, um den Status eines internationalen FIH-Schiedsrichters zu erlangen. „Natürlich müssen wir die Regeln kennen. Aber der Job bringt auch viele andere Facetten mit sich. Solides Pfeifen hat sehr viel mit Empathie und Antizipation des Spiels zu tun. Ein Schiedsrichter sollte Hockey verstehen“, so Göntgen. Der Mülheimer spielte selbst lange Zeit Hockey, weiß also auch, wie sich die Spieler auf dem Feld mit all den Emotionen fühlen. „Ich bin sehr froh, dass ich selbst gespielt habe. So kann ich Pässe vorhersehen und mich besser in die Lage der Spieler versetzen“, sagt er.

Nicht nur die Leidenschaft für den Sport teilen die beiden mit den Spielern. Auch das Training ähnelt sich sehr. Nur zu pfeifen reicht auf dieser Ebene nicht mehr, die Referees müssen auch topfit sein. „Wir trainieren mehrmals die Woche. Natürlich pfeifen wir viele Spiele, um uns immer weiter zu verbessern. Aber auch das Kraft- und Ausdauertraining ist sehr wichtig“, erklärt Göntgen seinen Trainingsplan. Auch Meister hält sich natürlich fit. Die Mutter eines 4-jährigen Sohnes sieht im Training vor allem eines: die Fähigkeit, während des gesamten Spiels auf Ballhöhe zu sein: „Das Spiel ist so schnell geworden, es geht viel hin und her, da kommen einige Kilometer zusammen.“ Zeit zum Ausruhen bleibt während einer Partie bei der Hallen-WM kaum. „Da bin ich auch mal froh, wenn es eine Ecke gibt und ich vierzig Sekunden durchatmen kann“, gesteht Göntgen.

Nach einem so intensiven Hockeywochenende nehmen sich beide bewusst eine kurze Sport-Auszeit. Während Meister viel Zeit mit ihrem Sohn verbringt und als Geographin arbeitet, ist Göntgen gerne mit guter Musik im Wald unterwegs: „Ich lasse Hockey zwei Tage überhaupt nicht an mich ran. Ich will dann nichts sehen, lesen oder hören was mit dem Sport zu tun hat. Dann habe ich immer wieder richtig Lust auf die nächsten Spiele!“ Den Sport intensiv leben, aber auch mal bewusst Abstand zu nehmen – das ist wahrscheinlich auch eines der Geheimnisse für den internationalen Erfolg der beiden Schiedsrichter.

 „Wenn man pfeifen will schlage ich als erstes vor, es einfach mal auszuprobieren. Nur so merkt man, ob es Spaß macht und vor allem, ob man ein Talent dafür hat“, gibt Göntgen, der im vergangenen Jahr auch das World-League-Finale in Bhubaneswar gepfiffen hatte, Pfeifwilligen auf den Weg. „Schiedsrichter sein hat viel mit Einfühlungsvermögen und Führungsqualitäten zu tun. Ich kann ohne ein Wort zu zusagen, nur durch meine Körpersprache, viel ausdrücken und kommunizieren. Ein ruhiger, selbstsicherer Schiri kann das Spiel besser leiten, als einer, der durch seine Pfiffe nur Unruhe reinbringt“, ergänzt Meister. Da jedes Spiel anders ist, müsse auch der Schiri sein Verhalten darauf einstellen. Manche Teams könnten Vorteile besser nutzen, andere dagegen seien für fast jeden Pfiff dankbar, um durchatmen zu können, weiß Meister. „Wir können nicht jedes Spiel gleich führen, sondern müssen unser Verhalten dem Spiel und den Athleten anpassen.“ An diesem Wochenende haben beide auf jeden Fall früher Feierabend als die DANAS und die HONAMAS. Die Finals mit deutscher Beteiligung werden sich die beiden gemeinsam von der Tribüne aus anschauen.

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