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Fotocredits: Frank Uijlenbroek / Worldsportpics

Interview mit der Heilbronner Stimme

„Wir scheitern nicht an der Leistungsbereitschaft.“

13. September 2023

Valentin Altenburg, Bundestrainer der deutschen Hockey-Damen, hat sich in einem Interview mit der Heilbronner Stimme in der aktuellen Debatte zur deutschen Sportförderung für ein Umdenken starkgemacht. „Ein wichtiges Förderkriterium sollte Nachhaltigkeit sein“, sagte der 42-Jährige: „Nachhaltig in der Bildung. Stichwort: Duale Karriere. Nachhaltig im Bezug auf die mentale und physische Gesundheit. Und ebenfalls Nachhaltigkeit im klimatischen Sinne. Dass man die ganze Zeit im Flieger sitzt und um die Welt tourt, ist nicht zielführend.“ Hier lest ihr die wichtigsten Auszüge aus dem Interview

Das komplette Interview in der Heilbronner Stimme mit Valentin Altennburg lesen

Valentin Altenburg zur Sportnation Deutschland:

„Wir sind eine Sportnation. Wir sind auch eine leistungsorientierte Sportnation. Aber es stimmt: In vielen Sportarten ist es mittlerweile so, dass viele verschiedene Nationen Medaillen gewinnen können, ohne dass es gleich eine Sensation wäre. Der Wettbewerb ist größer geworden. Auch im Hockey."

Wie mehr Erfolg möglich ist:

Altenburg plädiert dafür, dass mehr Diversität  gewagt werden muss. Zwar bewege sich schon Einiges, aber  „gleichzeitig sind wir weißen alten Männer noch zu oft unter uns. Wir hatten im Deutschen Hockey-Bund bisher auch im weiblichen U16-, U18- und U21-Bereich reine Männer-Trainerteams, das ändern wir nun endlich zu gemischten Trainerteams. Das finde ich total wichtig. Es kommt spät und wird uns stärker machen. Wir brauchen dieses Mehr an Diversität für unterschiedliche Perspektiven und Einflüsse - auch für die Entwicklung der jungen Athleten als Persönlichkeit."

Ob der Hockeysport zu männerfokussiert ist:
„Aus meiner Sicht hat Hockey vor mehr als zehn Jahren angefangen, die Kurve zu bekommen." Sagte Altenburg der Heilbronner Stimme. Die finanzielle Förderung für die Maßnahmen der Nationalmannschaften sei gleichverteilt. Altenburg betont im Interview, das das Damenhockey einen langen Weg zu diesem Status hinter sich hat. „Inzwischen hat sich das Ansehen und Selbstbewusstsein entscheidend verändert. Und im Ergebnis spielen genauso viele Spielerinnen wie Spieler Hockey."

Warum Qualität und Fähigkeit der Trainer*innen wichtig sind:

„Wenn wir in Deutschland wieder mehr Medaillen gewinnen wollen, dann brauchen wir noch mehr starke and auch besser bezahlte Trainer. Bald werden die deutschen Trainer, die mit Athleten im Ausland arbeiten, mehr Medaillen gewinnen, als es unsere Athleten tun. Unsere Medaillenprognosen gehen ja auch deshalb nach unten, weil die Medaillen oft von deutschen Trainern für andere Länder gewonnen werden." Altenburg betont weiter, dass, um es wichtig ist, um die deutschen Toptrainer im Land zu halten, diese „nicht nur finanziell, sondern auch anders wertzuschätzen und viel mehr in die Verantwortung zu nehmen. Die Bundestrainer könnten auch gemeinsam noch häufiger die Gesichter sein, die für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Sports sprechen, kämpfen und zu Rate gezogen werden."

Zur Frage der Sportförderung der Zukunft:

„Ich wünsche mir, dass wir uns bei der Sport-Förderung in Deutschland fragen: Wofür wollen wir stehen? Was sind das für Sportarten, die in Deutschland eine Vorbildfunktion erfüllen können? Die deshalb auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden." Die Förderung sollte laut Altenburg auch am Thema Nachhaltigkeit verankert sein. 

Nachhaltig in der Bildung. Stichwort: Duale Karriere. Nachhaltig im Bezug auf die mentale und physische Gesundheit. Und ebenfalls Nachhaltigkeit im klimatischen Sinne. Dass man die ganze Zeit im Flieger sitzt und um die Welt tourt, ist nicht zielführend.

Valentin Altenburg in der Heilbronner Stimmer

Zum Ansatz, wie eine andere Sportförderung bei den einzelnen Athlet*innen aussehen kann:

„Für eine Förderung von Athleten braucht es einen Nachhaltigkeitsnachweis, dass diese sich um ihre berufliche Karriere für die Zeit danach kümmern können. Es sollte zudem einen Deutschen Olympischen Sportbund geben, der sich auf die Fahnen schreibt, einen humanistischen und nachhaltigen Leistungssport zu propagieren."

Zur neuer Sportler*innen Generation:

„Wir scheitern nicht an der Leistungsbereitschaft unserer jungen Athleten in Deutschland. Wir scheitern daran, sie erfolgreich zu führen. Es fehlt nicht an der Leistungsbereitschaft, die ist da. Unsere Führungsqualität, unsere Führungskultur im deutschen Sport hinkt einfach hinterher. Wir brauchen eine führende Institution im deutschen Spitzensport, welche sich wirklich darum kümmert, dass Spitzensport in Deutschland wieder einen gesellschaftlichen Auftrag erhält und an Vorbildfunktion gewinnt."

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