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Olympische Spiele Paris 2024

Ben Göntgen: „Jeder Pfiff wird genau beäugt“

29. July 2024

Nicht nur unsere Hockey-Damen und -Herren sind derzeit in Paris im Einsatz. Ben Göntgen ist einer unserer deutschen Offiziellen vor Ort und als Schiedsrichter im Einsatz. Wir haben mit ihm über die Sommerspiele und die besonderen Herausforderungen für Schiedsrichter gesprochen.

Der FIH-Weltschiedsrichter des Jahres 2023 gibt vor Beginn der Olympischen Spiele einen Blick in seine Vorbereitung. Sein Ziel: Möglichst lange im Turnier bleiben.

Vor dem Start der Olympischen Spiele verbrachte Ben Göntgen ein paar Tage in den Bergen. „Um den Kopf frei zu kriegen und zu entspannen. Ich habe ein sehr langes und straffes Programm hinter mir“, sagt er. Der FIH-Weltschiedsrichter des Jahres 2023 weiß genau, dass er in Paris körperlich und mental in Topform sein muss. Denn auf der größten Bühne der Sportwelt stehen nicht nur die Athleten, sondern auch die Spielleiter besonders im Blickfeld.

„Bei Olympia guckt gefühlt die ganze Welt zu. Für die Spieler geht es um alles. Entsprechend ist auch der Druck für uns Schiedsrichter größer“, sagt er. „Jeder Pfiff wird genau beäugt. Fehlentscheidungen können bedeuten, dass wir in der zweiten Woche nicht mehr dabei sind.“ Die außergewöhnliche Tragweite von Olympischen Spielen bekam der 40-Jährige bei seinem Debüt in Tokio zu spüren. „In den Anfangsminuten meines allerersten Olympia-Spiels hing eine riesige Wolke über mir. Gefühlt hatte ich da drei Tonnen Last auf meinen Schultern“, erzählt er. Durch die einprägsame Erfahrung könne er sich nun aber besser auf das anstehende Turnier vorbereiten.

Trotz der besonderen Anforderungen verspüre er vor allem eines: Vorfreude. „Dass in Paris wieder Zuschauer dabei sind, spornt mich umso mehr an. Es ist einfach deutlich schöner, wenn man ins Stadion einläuft und dort Atmosphäre herrscht.“ Das Sprichwort „dabei sein ist alles“ würde voll zutreffen, sagt er. „Bei Olympia besteht der Reiz darin, dass so viele Sportarten zusammenkommen. Es ist das größte Sportevent der Welt. Der Stellenwert lässt sich kaum beschreiben. Wenn du die Info erhältst, dass du dabei bist, geht ein Traum in Erfüllung!“

Zusammen mit seinen Schiedsrichterkollegen ist Göntgen rund eine Woche vor Turnierbeginn in Paris eingetroffen. Die Unparteiischen sind nicht im olympischen Dorf, sondern in einem Hotel außerhalb der Innenstadt untergebracht. Der Vorteil: Das Hockey-Stadion ist von dort aus fußläufig zu erreichen. „Wir können uns also in Ruhe an unseren Tagesablauf halten und sind dadurch nicht auf andere angewiesen“, sagt der Referee.

Auf dem Vorbereitungsplan stand ein Trainingsprogramm, außerdem trafen sich die Schiedsrichter zu Online-Meetings. „Wir sind nochmal auf Themen wie Schlenzbälle eingegangen und haben am nötigen Feinschliff gearbeitet“, berichtet Göntgen. Konkret soll das absichtliche Unterbrechen der Schlenzball-Annahme noch strikter geahndet werden. Das Regelwerk sei ansonsten aber unverändert. „Wenn überhaupt hat sich für mich im athletischen Bereich etwas geändert. Die Spieler sind nochmal schneller und ich bin ja auch vier Jahre gealtert“, sagt er lachend.

In seiner freien Zeit möchte der frühere Tennisspieler vor allem beim Beachvolleyball vorbeischauen. „Das ist eine coole Location direkt am Eifelturm. Natürlich ist man in Paris auch ein bisschen Tourist, aber das ist zweitrangig.“ Denn: Wie in Tokio, wo er ein Halbfinalspiel leitete, möchte Göntgen am Ende bei den ganz großen Partien dabei sein.

„Mein Wunsch wäre, dass die deutsche Mannschaft und ich beide im Halbfinale stehen. Das Team darf dann gerne ins Finale einziehen und die Goldmedaille gewinnen, während ich mich mit dem Spiel um Bronze begnüge“, sagt er lachend. „Sollte es für die Herren nicht reichen, hoffe ich natürlich, dass meine Leistung so gut war, dass ich für das Finale infrage käme.“ Und eines ist für ihn sicher: „Es wird ein echtes Hockey-Fest in Paris! Ich wünsche allen Fans eine tolle Zeit!“

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