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Fotocredits: Willem Vernes Fotografie

Hockey-Bundesliga

Deutsche Hockey Zeitung: „Für Hockey eine wahrlich einmalige Chance“

22. March 2023

Im Sommer geht die vom langjährigen Topmanager Christian Seifert (Ex-Geschäftsführer Deutsche Fußball Liga) gegründete Sportstreaming-Plattform DYN an den Start. Und gleich mit dabei ist – neben Handball, Basketball, Volleyball und Tischtennis – auch Hockey. Ab der neuen Saison werden alle Spiele der 1. Bundesliga Feld der Damen und Herren live bei DYN übertragen. Über die neue Medienpartnerschaft des Ligaverbandes Hockeyliga e.V. hat sich DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer mit Hockeyliga-Geschäftsführer Victor vom Kolke (37) und Vizepräsident Medien & Kommunikation Valentin Heyl (36) unterhalten.

Die neue Medienpartnerschaft mit DYN startet mit Beginn der Feldsaison 2023/24. Ist für die Erstligaclubs schon jetzt etwas zu tun?
VOM KOLKE: Mit der Annahme des verhandelten Angebots Mitte Januar durch die Bundesliga-Clubs bei der Bundesligatagung ging praktisch sofort der operativ umsetzende Teil des Projekts los. DYN tritt in diesen Tagen zusammen mit ihrem Produktionspartner Spontent mit allen Feld-Erstligaclubs in Kontakt, um das Projekt für die Saison 2023/24 vorzubereiten.Zuerst wird ermittelt, welches Material für den Produktionsstandard noch benötigt wird. Wenn die nötige Hard- und Software beschafft und bei den Vereinen angekommen ist, wird es Schulungen vor Ort für die Haupt- und Ehrenamtlichen der Clubs geben, so dass das Material für die Produktion möglichst aufwandsarm eingesetzt werden kann. Darüber hinaus sind ab April sportartübergreifende Workshops angesetzt. Das sind dezentrale Arbeitstreffen, um auch die beteiligten Sportarten untereinander zu vernetzen und einen Knowhowtransfer herzustellen. Wir können davon ausgehen, dass wir in Sachen Bewegtbild- und Contentproduktion von den anderen Sportarten noch lernen können.

Nach Zurverfügungstellung von Hard- und Software sowie Schulung stellt ein BL-Verein den Stream eines Erstligaspiels also selbstständig her. Korrekt?
VOM KOLKE: Ja. Wobei weitere Contenterstellung durch DYN und Spontent in die Partnerschaft mit eingebracht wird. So ist ein wöchentliches Magazin mit Highlightszenen aus den Spielen des zurückliegenden Wochenendes geplant. Zur Mitwirkungspflicht, wie es vertragstechnisch heißt, der BL-Clubs gehört auch, den vereinbarten 3+1-Kamera-Standard mit Menpower zu versorgen, also eine handgeführte Hauptkamera, einen Regisseur und einen Kommentator sowie Experten zu stellen. Neben diesen vier Jobs kommen für die Vereine dann noch die Personen für Auf- und Abbau der Technik hinzu. Das ist das Setup, mit dem wir starten werden, um einen gewissen Standard herstellen zu können. Natürlich kann man jetzt neidisch auf Sportarten wie Basketball, Handball und zum Teil auch Volleyball schauen und fragen, warum die ihre Streamproduktionen voll oder zum großen Teil gestellt bekommen. Wenn wir anschauen, auf welchem Status unser Bewegtbildprodukt derzeit ist, dann muss man ehrlicherweise feststellen, dass der Markt im Moment nicht mehr hergibt als das, was wir jetzt mit DYN ausverhandelt haben. So ein Angebot fällt uns ja nicht einfach so in den Schoß, sondern ist das Ergebnis monatelanger intensiver Arbeit, zahlreicher vertrauensvoller Gespräche. So wie wir das Kooperationsprodukt stricken konnten, ist das ein Meilenstein für uns in der Entwicklung des medialen Produkts der Hockey-Bundesliga.

Haben Sie Sorge, dass einzelne Clubs den höheren Aufwand, vor allem beim Personal, nicht stemmen können?
HEYL: Diese Sorge höre ich tatsächlich ab und an von Clubs und kann die Ängste auch verstehen. Einige Clubs haben sehr wenig Erfahrung mit Streaming und gehen etwas ins Ungewisse. Der Personaleinsatz ist eigentlich gering: Im Grunde geht es um eine kleine Gruppe an Menschen, die Lust darauf haben, sich technisch mit Hockey zu beschäftigen. Ich sehe das vielmehr als Chance, Mitgliedern oder Interessierten eine Möglichkeit zu geben, ihrem Club etwas zurückzugeben und eventuell die ersten Schritte in Richtung Beruf zu machen. Denn Medien sind immer noch stark nachgefragt. Aber gerade bei uns im Hockey ist es ja oft so, dass wir einen hohen Anspruch haben und auch sehr viel wollen, dafür müssen wir natürlich etwas liefern – das ist ja nur logisch. Hockey spielt sich nicht von alleine in den Vordergrund, das hat in der Vergangenheit auch nicht geklappt. Also ich glaube, dass es eine Riesenchance für unsere Clubs ist, junge Leute für solch ein Thema gewinnen zu können. Es gibt bestimmt junge Clubmitglieder, die sich für ein solches Medienprodukt mit professionellem Anspruch begeistern können. Da hat man eine Bühne und sofort Kontakte in die Medien-Szene über das reine Hockey hinaus.

Nach einem Jahr des freien Zugangs wird – so war es in einer Kritik zu lesen – Hockey bei DYN „hinter der Bezahlschranke verschwinden“. Ist das nicht kontraproduktiv zum Ziel der erhöhten Sichtbarkeit und der erhofften Steigerung der Zuschauerzahlen?
HEYL: Ich glaube, dass durch unsere Zusammenarbeit mit DYN die Sichtbarkeit von Hockey in den frei zugänglichen Medien steigen wird. Es ist ja kein Geheimnis, dass DYN eine Mehrheitsbeteiligung des Springer-Verlags mit entsprechend auflagenstarken Produkten hat. Nicht außer Acht lassen darf man auch die Möglichkeiten der Nachverwertung, beispielsweise Highlight-Zusammenschnitte auf einem höheren technischen Niveau als bisher. Außerdem wird es auch über das erste Jahr hinaus ein frei empfangbares Hockeyspiel pro Spieltag bei Damen und Herren geben. Aber ja: Wer jedes Spiel seines Lieblingsvereins in voller Länge sehen will, der muss nach dem ersten Jahr eine Zugangsgebühr bei DYN bezahlen. In meinen Augen ist das nur logisch. Wir wollen den Standard heben, aber irgendwer muss diesen Standard auch finanzieren. Und DYN, das investiert, möchte auf Dauer damit Geld verdienen. In diesem Fall durch Zuschauer, die für den Zugang zum Angebot bezahlen müssen. Es ist ja im Übrigen auch kein Abo nur für Hockey, sondern für die ganze Plattform.
VOM KOLKE: Die Preisstruktur wird nach Aussage von DYN unter 15 Euro pro Monat für alle auf DYN vertretenen Sportarten liegen. In der Vergangenheit ist es Hockey nicht gelungen, bei der Bewegtbildproduktion sowohl qualitativ als auch quantitativ die Visibilität so zu entwickeln, dass sie den nationalen Anspruch, den die Hockey-Bundesliga und die Clubs an sich selber haben, gerecht zu werden. In den letzten Jahren gab es kein schlüssigeres und umfangreicheres Konzept als das, was wir jetzt mit DYN vereinbart haben. Insofern ist das der Weg, den wir in den nächsten Jahren mit aller Konsequenz und vereinten Kräften verfolgen müssen.

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