Interview anlässlich des Internationalen Frauentages

„Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gefördert und unterstützt werden."

08. March 2024

Heute, am 08. März 2024, feiern wir den internationalen Frauentag. Wir haben mit Vizepräsidentin Katrin Kauschke über die aktuelle Situation im Deutschen Hockey-Bund und im Feldhockey generell gesprochen.

Hockey steht wie kaum eine andere Sportart für Gleichberechtigung: Wie würden Sie aktuell die Situation im gesamten Verband grob beschreiben?

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB: „Hockey ist in der privilegierten Lage, schon immer Gleichberechtigung gelebt zu haben. Im Leistungssportbereich sind wir sowohl in der weiblichen als auch in der männlichen Linie in den letzten Jahrzehnten immer wieder sehr erfolgreich gewesen. Hier wurden und werden bezüglich der Förderung keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gemacht. Im Breitensportbereich schätzt die Hockey-Community das Miteinander, Clubs und Vereine profitieren davon, dass Hockey geschlechtsunabhängig interessant ist.
Wenn es trotzdem in manchen Bereichen so aussieht, als würden Männer bevorzugt werden, liegt das mitunter auch am mangelnden Angebot interessierter Frauen. Hier sind wir als Verband gefordert. Beispielsweise bemühen wir uns sehr darum, mehr Trainerinnen für unsere Leistungsmannschaften zu gewinnen bzw. zu entwickeln, stoßen aber leider manchmal auf eine geringere Resonanz als bei den männlichen Kollegen. Wichtig ist uns schon immer Chancengleichheit. Eine Frau, die gerne Trainerin werden möchte, sollte diesbezüglich genauso gefördert werden wie ein Mann.“

Wie kann man in einem Sportverband für Gleichberechtigung sowohl auf sportlicher als auch auf verbandspolitischer Ebene sorgen?

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB: „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gefördert und unterstützt werden. Ob dies in einem Sportverband auf sportlicher und verbandspolitischer Ebene gelingt, hängt von der Haltung jedes Mitglieds, insbesondere aber der Führung des Sportverbandes ab. Haltung zeigt sich vor allem im Umgang mit Themen und in konkreten Handlungen, nicht in opportunistischen Statements.“

Sie sind aktuell die einzige Frau im DHB Präsidium, was tut der DHB, damit sich dies ändert? Wie ist es für Sie persönlich, in einem durchaus von Männer dominierten Bereich zu arbeiten? 

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB: „Zunächst würde ich festhalten wollen, dass es zwar außer mir momentan nur Männer im Präsidium des DHB gibt, dass das Präsidium aber keinesfalls von Männern dominiert wird, wie Sie es ausdrücken. Wir diskutieren alle Themen sehr ausführlich und alle Präsidiumsmitglieder sind offen für die Meinungen der anderen und durchaus bereit, ihre Ansichten durch schlagkräftige Gegenargumente selbst in Frage zu stellen und ggf. zu ändern. Für mich persönlich ist diese offene Haltung entscheidend, nicht das Geschlecht.

Unabhängig davon sind wir bestrebt, auch weitere Frauen für das Präsidium zu gewinnen und sprechen aktiv Kandidatinnen an, die uns für bestimmte Positionen passend scheinen.“

Haltung zeigt sich vor allem im Umgang mit Themen und in konkreten Handlungen, nicht in opportunistischen Statements.

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB

Was genau hat der Deutsche Hockey-Bund und die Sportart Feldhockey anderen Verbänden und Sportarten beim Thema Gleichberechtigung voraus?

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB: „Wie bereits erwähnt, ist ein gleichberechtigtes Miteinander beim Hockey, und zwar sowohl beim Feld- als auch beim Hallenhockey, traditionell verankert. Ob wir damit anderen Verbänden etwas voraushaben, möchte und kann ich nicht beurteilen.“

Was für eine Botschaft würden Sie gerne am internationalen Frauentag an alle Frauen und Mädchen weitergeben?

Katrin Kauschke, Vizepräsidentin DHB: „Darf ich im Sinne der Gleichberechtigung eine generelle Botschaft formulieren?
Ob man sich gleichberechtigt behandelt fühlt oder nicht hat mit der eigenen Wahrnehmung und der Freiheit der eigenen Reaktion zu tun. Für beides ist ein gesundes Selbstbewusstsein zuträglich. Eine gute Möglichkeit, sein Selbstbewusstsein aber auch das Bewusstsein für die Mitmenschen zu stärken, bietet Sport, insbesondere Team-Sport. Der Deutsche-Hockey-Bund freut sich jederzeit über neue Mitglieder jeder Altersklasse und jeden Geschlechts.“

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