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Fotocredits: WORLDSPORTPICS/FRANK UIJLENBROEK

Interview R. v. Eijk

„Als U21-Bundestrainer ist es mir wichtig, dass wir fast alle Spieler der Jahrgänge 2005 und 2006 bei der Europameisterschaft spielen und Turniererfahrung sammeln lassen, damit sie danach noch eine Chance haben, in den Kader für die U21-Weltmeisterschaft zu kommen."

23. May 2023

Rein van Eijk ist Bundestrainer des gesamten männlichen Nachwuchses und Headcoach der männlichen U21 Nationalmannschaft. Im Juli steht für die männliche (und weibliche) U18 eine Heim Europameisterschaft in Krefeld an. Die männliche U21 spielt im Dezember eine Weltmeisterschaft in Malaysia. Große Aufgaben und spannende Herausforderungen also für den Bundestrainer des gesamten männlichen Nachwuchses. Im Interview spricht er über den weiteren Jahresverlauf.

Männliche-U18

Vom 08. bis 16. Juni 2023 finden in Krefeld die weiblichen und männlichen U18 Europameisterschaften statt. Für die jungen Damen und Herren ist es das erste große offizielle Turnier auf internationaler Bühne. Die Europameisterschaft findet in Deutschland statt und gibt uns sicherlich einen Vorgeschmack auf die EuroHockey Championships 2023 im August in Mönchengladbach.

Noch gute zwei Monate bis zum Start der U18 Europameisterschaft: Was erwartet uns da?
Die U18 befindet sich in einem sehr spannenden Prozess und spielt im Juli eine Europameisterschaft vor heimischer Kulisse in Krefeld. Diese Europameisterschaft wird mit neun Mannschaften ausgetragen, was bedeutet, dass das Turnier sowohl von den Spielern als auch von den Gegnern her überdurchschnittlich gut besetzt ist. Das wird eine ordentliche Aufgabe.

Was für ein Team erwartet uns bei der U18 Europameisterschaft? Wer sind die Stars von morgen?
Wir haben einen coolen Jahrgang bzw. eine coole Jahrgangskonstellation mit den Jahrgängen 2005 und 2006. Da sind viele gute Jungs dabei. Leider mussten wir letztes Jahr den zentralen Lehrgang aus den bekannten finanziellen Gründen absagen. Dadurch waren wir gezwungen, den Auswahlprozess für die EM zu strecken, so dass wir die ersten drei Maßnahmen als Nominierungsbasis genommen haben. Wir haben also sehr breit nominiert und eingesetzt, auch weil wir glauben, dass wir einen sehr starken Jahrgang mit sehr starken Spielern haben. Die 2006er haben letztes Jahr das U16-Sommerturnier gewonnen und die 2005er sind ein Jahrgang mit sehr viel Masse, wo einige Jungs in ihren Bundesligavereinen schon eine sehr große Rolle spielen. Sei es ein Paul Babic bei Rot-Weiss Köln, ein Ben Hasbach, ein Jonas von Gersum beim HTHC oder ein Jonas Cofalla beim Düsseldorfer HC. Das ist schon eine sehr spannende Truppe und ein spannender Prozess, in dem sie sich befinden. Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen in Richtung EM den Kader etwas verkleinern können, so dass wir uns in den letzten Länderspielen mit dem EM-Kader auf die EM vorbereiten können.

Gibt es schon ein Ziel?
Das Ziel als Deutschland ist natürlich immer, ein solches Turnier zu gewinnen. Aber in erster Linie wollen wir das Turnier erfolgreich spielen, denn jeder Spieler hat seine Entwicklungspunkte.
Als U21-Bundestrainer ist es mir wichtig, dass wir fast alle Spieler der Jahrgänge 2005 und 2006 bei der EM spielen und Turniererfahrung sammeln lassen und dass sie danach noch eine Chance haben, in den WM-Kader für die U21-Weltmeisterscahft zu kommen. Für die Entwicklung ist es sehr gut, Turniere zu spielen. Länderspiele zu bestreiten, in denen es wirklich um die Wurst geht, sind extrem wichtig, wenn es um Entscheidungen unter Druck und Schnelligkeit geht. Es ist das erste große Turnier für die Jungs und auch das erste Mal, dass wir sie auf dieser Bühne sehen. 

Deutschland ist in der Gruppe A mit fünf statt mit vier Teams . Das heißt sie haben ein Gruppenspiel mehr: Vorteil oder Nachteil?
Es ist, wie es ist, man muss es nehmen, wie es ist. Man hat bei keinem Turnier Einfluss auf die Gruppenstärke. Von daher sehe ich da keinen Vor- oder Nachteil. Der erste Spieltag ist frei, dementsprechend spielen wir immer zwei Tage und haben dann immer einen Tag Pause. Das gibt uns die Möglichkeit, einen geregelten Tagesablauf zu haben und die Jungs haben die Möglichkeit, sich körperlich darauf einzustellen. Wenn es gut läuft, auch auf die Intensität, die im Halbfinale und Finale erwartet wird.

Die EM in Krefeld ist natürlich auch Vorgeschmack auf die Heim-EM in Mönchengladbach - warum sollte man zur U18 EM kommen?
Das hat mehrere Gründe: Erstens ist es besonders, dass beide Geschlechter an einem Ort spielen. Das ist in den meisten Sportarten nicht üblich, und auch im Hockey bei den Erwachsenen nicht immer so. 
Die U18 sind vielleicht auch die Jungs und Mädels, die man in Los Angeles und Brisbane bei den Olympischen Spielen sehen wird und ich glaube, es gibt nichts cooleres als einen Rohdiamanten zu sehen. Die Spieler sind noch sehr eigen, es gibt noch nicht so viel Taktik, Regeln und Erfahrung. Die Talente sind so integriert, dass sie noch mehr hervorstechen, das ist immer ein Riesenspaß. Außerdem gibt es noch keine Sättigung, weil es das erste große Turnier ist. Abgesehen davon, dass Hockey eine tolle Sportart ist, ist es eine super Erfahrung zu sehen, was die Jungs und Mädels aus ganz Europa drauf haben, auch emotional. Die erste Europameisterschaft unserer zukünftigen Talente zu sehen und das auch noch in Krefeld, die sich in den letzten Jahren einen Namen als guter Veranstalter gemacht haben, verspricht einen guten Start in den Hockeysommer. 

Fotocredits: WORLDSPORTPICS/RODRIGO JARAMILLO

Männliche-U21

Die männliche U21 hat zum Jahresende noch ein echtes Highlight vor der Brust. Vom 5. bis 16. Dezember spielen die U21-Junioren in Kuala Lumpur (Malaysia) um den Junior Worldcup. An der Seitenlinie wird Trainer Rein van Eijk versuchen, sein Team zum Weltmeistertitel zu führen.

Du bist nicht nur Bundestrainer des männlichen Nachwuchses sondern auch Headcoach der U21.
Das ist eine besondere Rolle. Was bedeutet sie genau?
Bundestrainer des männlichen Nachwuchses - das heißt, ich bin letztendlich Ansprechpartner für alle Spieler und ich kenne auch alle Spieler. Ich versuche, alle Coaches zu begleiten und ihnen trotzdem die Verantwortung für die Betreuung der Mannschaften zu überlassen. Wir haben einige sehr coole Trainerteams, von denen ich mir sehr viel erwarte. Vor allem das Trainerteam um Peter Maschke, mit Paul Koch und Russell Garcia, die sehr spannend sind. Daher versuche ich eher die Rolle des Beobachters einzunehmen, der vor allem daran interessiert ist, dass unsere Spieler so gut wie möglich begleitet werden. 
Bei der U21 bin ich auch selbst Trainer, da habe ich natürlich noch mehr Einblick, was zum Beispiel die Teamprozesse angeht.

Wie ist der Stand bei der U21?
Wir haben unseren Kader nach dem ersten zentralen Lehrgang in Ludwigsburg Mitte März auf 28 Spieler reduziert und werden bis Ende Juli zwei U21-Maßnahmen, Länderspiele gegen Australien und gegen Frankreich, absolvieren. Frankreich wird immer nicht so ernst genommen, dabei ist Frankreich laut Statistik die zweitbeste europäische Jugend-Nation, deshalb wollten wir unbedingt gegen Frankreich spielen. Bis dahin werden wir mit diesen 28 Jungs arbeiten. Anfang August werden wir dann sehen, ob wir auffällige Jungs aus der U18 dazu nehmen. Es wird also eine Verkleinerung des Kaders in den Jahrgängen 2002-2004 geben, vielleicht kommen noch ein paar 2005er und 2006er dazu.  
Dann spielen wir während der Heim-EM ein cooles Vier-Nationen-Turnier mit Indien, Spanien und England. Sowohl die männliche als auch die weibliche U21 werden daran teilnehmen. Wir hoffen, dass wir danach relativ schnell unseren Kader für die WM zusammen haben, denn wir planen, am Ende der Vorrunde im nächsten Jahr am Sultan Johor Cup teilzunehmen. Das ist ein Acht-Nationen-Turnier in Malaysia, zu dem wir eingeladen sind und an dem wir unbedingt teilnehmen wollen, denn bei der WM, die einen Monat später stattfindet, sind die klimatischen Herausforderungen die gleichen. Dort haben wir im Dezember durchschnittlich 31 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von über 75 Prozent. Das können wir in Europa nur sehr schwer simulieren, selbst wenn wir in Mannheim die Heizung im Zelt aufdrehen. 

Kann nach dem zweiten Platz bei der letzten U21-Weltmeisterschaft Platz eins gelingen?
Wir wollen auf jeden Fall so weit wie möglich kommen. Es ist schwer vorherzusagen, da sich die Teams ständig verändert. Das einzig Coole ist, dass wir während Corona eine U19-EM hatten und diese Konstellation nicht zum ersten Mal zusammen spielt. Daher können wir ein bisschen einschätzen, wo wir ungefähr stehen (im Vergleich zu den europäischen Nationen), wir haben auf jeden Fall das Zeug oben mitzuspielen. Wir hoffen, dass wir uns über den Sommer hinaus ein Bild von den südamerikanischen und asiatischen Mannschaften machen können. Dann wäre es natürlich toll, wenn wir uns vielleicht für das verlorene Finale in Indien revanchieren könnten. 
Ich glaube, in dieser Mannschaft steckt mega viel drin. Was es natürlich auch unklar macht, ist die Olympiaqualifikation, weil auch andere Nationen erst spät wissen, wer dann überhaupt zur Verfügung steht. Ein Beispiel ist Jean Danneberg, der auch schon WM gespielt hat, noch U21 spielen darf und das gibt es auch bei den anderen Nationen. Man kann noch nicht abschätzen, was mit einem U21-Spieler passiert, wenn er so wichtig ist, dass er die Olympia-Qualifikation spielen muss. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft, die wirklich etwas ganz Besonderes und Spezielles ist, etwas ganz Besonderes erreichen können. Deshalb war es mir auch ein Anliegen, in diesem Jahr die U21 zu coachen. Als ich beim DHB angefangen habe, habe ich die U16 von Bene Schmidt-Busse übernommen und das war die Konstellation des Jahrgangs 2003/2004. Wenn man jetzt mit diesem Jahrgang die Reise von fünf Jahren mit einer WM abschließen könnte, wäre das schon ein krönender Abschluss einer sehr spannenden Reise. Dann würde ich am Ende des Jahres auch gerne die 2002er an André übergeben. 
Große Bitte an die Honamas, bitte werdet Europameister und qualifiziert euch direkt für die Olympischen Spiele 2024, denn wir wollen mit der bestmöglichen Mannschaft antreten.

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