EuroHockey Championships 2023
Interview nach der Heim-EM: „Ab der Vorbereitung in Südafrika schmeckt dann wirklich alles nach Olympia."
17. October 2023
Nach der Heim-Europameisterschaft 2023 in Mönchengladbach stehen die deutschen Damen mit der Bronzemedaille da. Nach dem ersten großen Hockeyturnier in Deutschland seit zwölf Jahren, vielen deutschen Fans, einer grandiosen Gruppenphase und dem bitteren Aus im Halbfinale gegen Belgien gab es für das Team von Bundestrainer Valentin Altenburg viel zu verarbeiten. Wir haben mit Kapitänin Nike Lorenz gesprochen und einen Blick zurück auf die Europameisterschaft sowie die kommenden Maßnahmen und Turniere geworfen. Außerdem haben die DANAS das Ziel für den Hockeywald in Südafrika erreicht und Nike Lorenz berichtet, was jetzt passiert.
Mit ein bisschen Abstand zur Veranstaltung: Wie fällt das sportliche und organisatorische Fazit zur Heim-Europameisterschaft bei euch aus?
Rückblickend hat die Europameisterschaft sehr viel Spaß gemacht. Wir haben viele Tore geschossen, was die Stimmung im Stadion vor heimischem Publikum sehr gehoben hat. Das Halbfinale war am Ende natürlich eine riesige Enttäuschung und ich bin froh, dass wir uns mit dem Spiel um Platz drei einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss verschafft haben. Die Enttäuschung über das Halbfinale überwiegt, aber das Drumherum war fantastisch und wir haben bei einer Heim-EM vor deutschem Publikum fast das Maximum herausgeholt.
Auch organisatorisch war das Turnier wirklich gelungen. Ich habe von vielen Nationalspieler*innen mitbekommen, dass sie es richtig cool fanden. Das Stadion war riesig und auch wenn es nicht immer ausverkauft war, war die Stimmung immer super. Der DHB hat einen richtig guten Job gemacht und das Stadion gut präsentiert.
Überwiegt sportlich die Enttäuschung über das Halbfinale oder der Gewinn der Bronzemedaille?
Das Ende spielt natürlich eine große Rolle, denn mit diesem Gefühl fährt man nach Hause. Ich finde es sehr wichtig, dass wir nicht wie bei der Weltmeisterschaft mit leeren Händen nach Hause fahren, sondern abschließend einen Sieg geholt haben. Wenn man das Turnier als Ganzes betrachtet, ist das Halbfinale dann aber schon maßgebend.
Wie hat sich die Bronzemedaille auf die Stimmung im Team ausgewirkt? Hält der Erfolg an oder denkt ihr schon an die nächsten Turniere und Maßnahmen?
Die Stimmung ist so, dass es unbedingt weitergehen muss. Wir schauen nach vorne und halten uns nicht zu lange mit einer Bronzemedaille bei der Europameisterschaft auf. Der Titel zählt hier schon mehr als alles andere. Deshalb schauen wir im Moment viel auf unsere weitere Entwicklung und auf die Olympic-Qualifier, der im Januar ansteht. Nach den Europameisterschaften waren wir natürlich froh, das Turnier mit einem Sieg beendet zu haben. Aber der Blick ging auch schnell wieder nach vorne und zu der Frage, wie wir das nächste Halbfinale gewinnen können.
Welche sportlichen Gründe habt ihr für die Niederlage im Halbfinale gefunden?
Noch keine. Jeder wird für sich persönlich Gründe gefunden haben, aber als Team haben wir noch nicht darüber gesprochen. Das werden wir beim nächsten Treffen tun.
Das nächste große Turnier wird, wie angesprochen, die Olympia-Qualifikation im Januar sein. Was passiert bis dahin noch bei euch?
Wir beenden jetzt erst einmal unsere Bundesliga-Saisons. Danach haben wir alle zehn Tage Pause, in denen wir wieder etwas Abstand vom Hockey gewinnen können. Nach den zehn Tagen steht dann die sportmedizinische Untersuchung an, die wir einmal im Jahr machen müssen. Ende November sind wir für zwei Wochen im Trainingslager in Südafrika. Die zwei Wochen vor Weihnachten verbringen wir im Trainingslager in Spanien. Anfang Januar ist dann schon die Qualifikation. Jetzt haben wir noch einmal Zeit, Abstand zur Nationalmannschaft zu gewinnen, bevor es dann wieder richtig losgeht. Ab der Vorbereitung in Südafrika schmeckt dann wirklich alles nach Olympia. Der Fokus muss also schnell wieder auf die Nationalmannschaft gerichtet werden und da bleibt er dann auch erst einmal für die nächsten zehn Monate.
Ihr kennt sowohl eure Gegnerinnen, als auch den Spielort für den Olympic-Qualifier noch nicht. Wie geht ihr damit um?
Im Moment konzentriere ich mich auf meine Bundesligasaison. Alles andere kommt danach, so dass sich, glaube ich, noch niemand damit beschäftigt oder sich davon ablenken lässt. Außer die Trainer natürlich.
Ein weiterer Erfolg neben der Bronzemedaille bei der Europameisterschaft war das Erreichen des Crowdfundingziels für den Hockeywald in Südafrika. Kannst du das noch einmal kurz zusammenfassen?
Die Idee war, unseren Hockeywald in Südafrika während der Europameisterschaft wieder aufzuforsten und dafür eine große Kampagne zu starten. Gemeinsam mit allen anderen europäischen Nationen wollten wir dieses Ziel erreichen. Das hat am Anfang sehr gut geklappt, denn wir haben alle für ein Video an Bord bekommen. Die Prämien haben sich gleich zu Beginn super verkauft und uns ein gutes Startbudget verschafft. Während der Europameisterschaft hat sich das leider etwas abgeschwächt, sodass wir am Ende des Turniers nur knapp 15.000 Euro von den benötigten 25.000 Euro gesammelt hatten. Für die fehlenden 10.000 Euro haben wir noch einmal unser internes Netzwerk aktiviert und konnten glücklicherweise einige große Sponsoren gewinnen, was sensationell ist, um das Projekt jetzt umsetzen zu können. Insgesamt hätten wir uns etwas mehr gewünscht, dass es ein gesamtgesellschaftliches Projekt geworden wäre und nicht einzelne Personen so viel Geld gespendet hätten. Aber alles in allem sind wir natürlich sehr froh, dass das Geld zusammengekommen ist und wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten können.
Was bedeutet das konkret für den Wald in Südafrika? Wie viele neue Bäume können dort gepflanzt werden?
Wir haben angekündigt, dass wir weitere 1.000 Bäume pflanzen wollen, und daran werden wir uns natürlich halten. Im Moment bin ich im Austausch mit der Grootbos Foundation, um herauszufinden, wie viel Geld genau für diese Bäume benötigt wird. Man rechnet mit 25 Euro pro Baum, also werden wir auch etwa 1000 Bäume pflanzen. Wenn wir im November dort sind, werden wir auch wieder selbst Hand anlegen und den einen oder anderen Baum pflanzen. Außerdem gibt es über die Grootbos Foundation ein Projekt, bei dem sozial benachteiligte Kinder Sport treiben und Hockey spielen können. Auch dieses Projekt wollen wir mit dem gesammelten Geld unterstützen und sind gerade im Austausch, wie wir das Geld so einsetzen, dass beides möglich ist.