Interview Justus Warweg
U21-Weltmeister Justus Warweg: "Ein krasses Gefühl sich Weltmeister nennen zu können"
16. December 2025
Im Interview erzählt U21-Weltmeister Justus Warweg von den Emotionen nach Abpfiff des WM-Finales, den Eindrücken aus den vollen Stadien in Indien und dem Schlüsselmoment auf dem Weg zum Titel.
Welche Emotionen sind für dich geblieben von diesem Triumph?
JW: Richtig realisiert habe ich es immer noch nicht. Es ist immer noch ein krasses Gefühl sich Weltmeister nennen zu können. Viele Erinnerungen von dem Abend sind auch nicht mehr da ehrlicherweise. Am Wochenende sind wir nochmal alle zusammengekommen, haben auf den Triumph angestoßen und die letzten drei Wochen nochmal Revue passieren lassen. Das war einfach ein geiles Gefühl, dass wir diese WM gewinnen konnten.
Wie hast du das Penalty Shootout verfolgt?
Erstmal war auch eine so krasse Stimmung in dem Stadion, die indischen Fans haben wirklich richtig Lärm gemacht. Das macht es dann auch nicht einfacher den Penalty auszuführen. Dann hatten wir den ersten Penalty verschossen, die Spanier aber auch. Als Nächstes bin ich nach vorne und war eigentlich guter Dinge, weil ich im Viertelfinale meinen Penalty verwandelt hatte. Als ich dann verschossen habe, hatte ich aber die ganze Zeit im Kopf, dass wir mit Jasper (Ditzer) jemanden im Tor haben, der dieses Spiel für uns einfach auch gewinnen kann. Als dann der letzte von den Spaniern verschossen hatte, haben wir dann alle unseren Emotionen freien Lauf gelassen. Das war dann echt überwältigend, dass man noch nie so ein Gefühl gehabt hat.
Von außen betrachtet habt ihr die Spanier auch mental besiegt. War dem auch ein wenig so?
Ja, im Penalty Shootout vielleicht schon, also ich glaube, wenn Jasper sich groß macht, wird es schwer für den Schützen, war es für mich ja schon im Training auch. Wenn du dann als letzter Schütze dann auch noch den entscheidenden Penalty treffen musst, nachdem Ben (Hasbach) diesen extrem souveränen Penalty reingemacht hat, führt das denke ich dazu, dass sich so viel in dem Kopf des Schützen abgespielt hat. So richtig hat er dann in meinen Augen nicht mehr daran geglaubt.
Wie war es in Indien, wird das auch kulturell eine Erinnerung für immer sein?
Wir waren im März auch schon in Pakistan und da war es von den Eindrücken schon ähnlich krass, wenn auch etwas anders. So dachten wir aber auch im Vorhinein, dass die drei Wochen in Indien möglicherweise noch beeindruckender sein würden. Die Ankunft mit der Begrüßungszeremonie war dann atemberaubend. Da haben zehn Trommler und fünfzig Kinder richtig Lärm gemacht, um uns zu empfangen.
Danach hatten wir alle richtig Bock auf diese drei Wochen. Die eine Ausfahrt zu einem Tempel, die wir gemacht haben, war dann mit dem Finale eine meiner absoluten Lieblingserinnerungen von der Reise, weil wir da das alltägliche Leben auch nochmal hautnah erleben konnten. Alle Interaktionen mit Einheimischen, die wir hatten, waren auch offen und sehr gastfreundlich.
Was war euer Erfolgsrezept?
Das Erfolgsgeheimnis steckt in der Vorbereitung. Wir haben über das ganze Jahr geackert für dieses eine Endspiel und haben über das ganze Kalenderjahr kein einziges Spiel verloren. Das hat uns Rückenwind gegeben und wir hatten das Selbstbewusstsein jeden schlagen zu können.
Ich würde sagen ein Teil des Erfolgsrezepts war zum einen ein guter Torwart und zum anderen, dass wir als Team agiert haben.
Insgesamt haben wir uns einfach auch super verstanden und da sind über das letzte Jahr echte Freundschaften entstanden. Das hilft, wenn man genau weiß, wie der Nebenmann denkt. Wir sind uns auch selten auf die Nerven gegangen und man hatte sich am Essenstisch eigentlich immer was zu erzählen.
Was war dein Schlüsselmoment?
Der Halbfinalsieg gegen Indien. Das war einfach auch irre, wie wir da die erste Halbzeit schon 3:0 gewonnen haben. Und dieses Gefühl das Stadion leise gespielt zu haben, war unglaublich. Da kam dann von den Fans fast gar nichts mehr und sonst sind die Fans immer ausgerastet, wenn das indische Team mindestens mal in unsere Hälfte gedribbelt hat. Das war so ein Schlüsselmoment, wo wir alle gemerkt haben, dass uns das viel Kraft für das Finale geben kann, weil wir das auch solide runtergespielt haben. Die indischen Fans haben nach dem Spiel dann auch für uns geklatscht, das hat uns auch Kraft gegeben.
Was ist dein persönliches Fazit?
Ich habe aufgrund einer Verletzung nur drei Bundesligaspiele gemacht in der Hinrunde, deshalb war ich ohnehin froh, dass ich in der Form mitspielen konnte. Daher bin ich relativ zufrieden, vor allem hat es aber auch richtig Bock gemacht bei dieser WM zu spielen.