DANAS: Starke Willensleistung zum Dreier in London
07. June 2019
FIH Pro League, Damen, Auswärtsspiel in London: England - Deutschland 3:4 (2:1)
Bundestrainer Xavier Reckinger: „Das war ein interessantes und für die Zuschauer spektakuläres Match. Dass wir vier Feldtore erzielen, ist super! Aber die Britinnen haben uns auch vor einige Probleme gestellt, die wir nicht gut gelöst haben. Drei Gegentore sind mir zu viel. Aber die Mannschaft hat Charakter gezeigt, indem sie die Partie noch gedreht hat. Jetzt ist die Erholung das Wichtigste, weil wir in 36 Stunden schon wieder in Krefeld gegen Neuseeland spielen und ja auch noch dahinreisen müssen.“
Charlotte Stapenhorst: „Das war ein so tolles Spiel, auch weil die Stimmung hier in London grandios war. Die Fans geben richtig Gas, machen hier unglaublichen Lärm, jedes Mal, wenn ihr Team am Ball ist. So macht die FIH Pro League Spaß! Jetzt sind wir in Schlagdistanz, um die Finals zu spielen. Auch wenn die EM im August in Antwerpen im klaren Fokus ist, würden wir das Finalturnier der Pro League schon gern bestreiten.“
Cecile Pieper: „Wir sind nicht so gut gestartet, haben insgesamt drei Tore relativ leicht hergeschenkt durch dumme Fehler. Aber dann haben wir uns mega geil zurückgekämpft und viel Moral gezeigt. Ich denke, wir haben in der zweiten Hälfte auch wirklich gut gespielt – am Ende war es purer Wille!“
Hannah Granitzki: „Das erste Viertel haben wir verpennt, aber uns dann in die Partie gut zurückgekämpft und in der zweiten Hälfte auch stark gespielt. Letztlich war es dann auch ein verdienter Sieg für uns hier in London!“
Mit viel Ruhe und Geduld spielten die DANAS zu Beginn nach vorn, kamen zu guten Offensivaktionen. Die Britinnen mehr im Kontermodus, zeigten aber durch Hannah Martin in der 3. Minute, dass dies Gefahr kreieren könnte, als diese frei vor Nathalie Kubalski nicht mehr ganz an den Ball kam. Nach einem Ballverlust von Rebecca Grote im eigenen Kreis kam eine Engländerin erstmals zum Abschluss, aber Kubalski hatte keine Probleme damit (5.).
Selin Oruz brachte in der 6. Minute von rechts eine Flanke gefährlich vors Tor, wo Cecile Pieper gerade nicht mehr herankam. Eine Chance von Lena Micheel wurde direkt vor dem englischen Tor noch abgeblockt (7.). Schröder hatte nach gutem Solo die nächste Chance, ihr Schlag ging aber deutlich rechts vorbei (9.). Etwas aus dem Nichts brachte eine Unaufmerksamkeit in der deutschen Abwehr die Briten dann 1:0 (10.) in Führung, als Tessa Howard allein vor Kubalski stand, die den ersten Ball noch verteidigen konnte, aber gegen den Volley im Nachschuss chancenlos war.
Auf der Gegenseite eine ähnliche Chance für die Deutschen, doch die dreifache Welttorhüterin Maddie Hinch hatte die Übersicht zu klären. Kurz darauf lenkte Kubalski mit dem Schläger eine Rückhand von Sarah Evans über die Latte. Es waren hinten zu große Lücken in der Deckung in dieser Phase. Amelie Wortmann wurde gleich bei zwei guten Kreisszenen stark rausverteidigt, belohnte sich nicht.
Ein technischer Lapsus von Janne Müller-Wieland, die im Kreis den Ball verlor, bescherte den Britinnen das 2:0 früh im zweiten Viertel, als erneut Tessa Howard direkt vor Kubalski volley ins Tor blocken konnte Die Deutschen kamen sofort wieder, aber Schröder (17.) musste dann nach einer Rangelei im Kreis mit Grün auf die Strafbank. Die DANAS trotz Unterzahl im Vorwärtsgang. Wieder in Gleichzahl war es Hannah Gablac, die mit der Rückhand aus kurzer Distanz Hinch zur Glanztat zwang (21.).
Es fehlte in dieser Phase die nötige Ruhe und Cleverness in den Aktionen, gerade am Kreis der Hausherrinnen, wo die Deutschen zwar oft waren, aber zu wenig Gefahr erzeugten. Doch dann hatten sie etwas Glück, als die Britinnen nach einem Fuß im Kreis den Eckenpfiff gegen sich erwarteten und Amelie Wortmann geistesgegenwärtig weiterspielte und Hinch mit einem sehenswerten Rückhandchip zum 2:1 überwand (26.).
Lena Micheel verlor dann in aussichtsreichster Position frei am Kreis die Ballkontrolle (28.). Hinch kurz darauf sehr aufmerksam, als sie vor der frei auf sie zulaufenden Micheel klärte. Obwohl die Deutschen viel Alarm machten, blieb es zur Pause beim 1:2-Rückstand – aufgrund der Spielanteile schmeichelhaft für die Briten, aber von den DANAS durch zu viele Fehler im eigenen Kreis eben auch begünstigt.
Die erste Chance der zweiten Hälfte hatte Isabelle Patter für die Hausherren, deren Schuss aber zwei Meter übers Tor ging. Nike Lorenz hatte nach Ballgewinn im britischen Aufbau die erste deutsche Chance, konnte Hinch aber nicht bezwingen. Dann setzte heftiger Regen ein in London, der die Bedingungen schwierig machte. Sarah Robertson sah Grün für ein Foul an Charlotte Stapenhorst, und dann in Überzahl hatte Amelie Wortmann, nach spektakulärem Ballgewinn zuvor durch Selin Oruz, einen Rückhandschuss, mit dem sie den Pfosten traf, und Nike Lorenz konnte den Abpraller gedankenschnell direkt zum 2:2 verwerten.
Immer noch in Überzahl drückten die DANAS sofort auf die Führung, aber die Britinnen retteten sich in die Gleichzahl. Und da holten sich die Hausherrinnen ihre erste Strafecke (43.), die Giselle Ansley an den oberen linken Pfosten setzte. Ein Fehler von Franzisca Hauke brachte Kubalski in Probleme, woraus der zweite Eckenpfiff für die Britinnen entstand, den die Deutschen über den Videobeweis anzweifelten (43.). In den Zeitlupen konnte man keine eckenwürdige Aktion erkennen und die DHB-Auswahl bekam Recht.
Es ging im strömenden Regen etwas die Linie verloren, die Aktionen zum Teil etwas wild auf beiden Seiten. Kira Horn hatte jedoch Sekunden nach Anpfiff des letzten Viertels eine Riesenchance, als sie eine Rechtsflanke am kurzen Pfosten nur ganz knapp zum Tipp-in verpasste. Die Deutschen nun mit guter Spielkontrolle, doch Grote musste nach taktischem Foul auf die Strafbank (48.). Die Britinnen hatten in Überzahl jedoch wenig Ideen, um zum Erfolg zu kommen. Anne Schröder hatte Pech, als sie im Solo den Ball etwas zu weit vom Schläger verlor, sonst wäre sie allein vor Hinch gewesen.
Wieder eine Unaufmerksamkeit am eigenen Kreis brachte die DANAS in Rückstand, als ein Freischlag schnell ausgeführt wurde, von Esme Burge in den Kreis gebracht wurde, wo Isabelle Petter einen Sekundenbruchteil vor Hanna Granitzki zum Stecher am Ball war und Kubalski überwand. Lena Micheel prüfte Hinch mit einem guten Rückhandschuss (53.). Und der Einsatz zahlte sich aus, als Costello in der nächsten Aktion eine Flanke vor ihrer Keeperin quer zu Micheel wegblockte, die dann ohne Probleme zum 3:3 (54.) einschlenzte.
Doch nur eine Minute später wieder eine Ecke für Großbritannien (55.), die Granitzki stark ablief. Die Britinnen nahmen den Videobeweis für eine weitere Ecke, weil die Alsteranerin zu früh rausgelaufen sein sollte, doch sie war mit dem Fuß noch nicht auf dem Boden. Es gab zur Verwunderung der Deutschen trotzdem Strafecke durch Videoschiedsrichter van Bunge, die aber von Ansley über das Tor geschlenzt wurde. Stapenhorst wurde in der 57. Minute von Toman von hinten beim Torschuss gefoult – Joubert gab „nur“ Ecke, aber die Deutschen zogen auch nicht den Videobeweis für einen Siebenmeter, der berechtigt gewesen wäre.
Die Ecke wurde technisch schlecht ausgeführt, die Britinnen konterten und hätten fast das 4:3 durch Howart gemacht. Kubalski hielt ihr Team im Spiel. Zwar nahm Hannah Martin den Videobeweis für eine Ecke, doch bekam kein Recht und die Gastgeber verloren das Anrufungsrecht. Und im Gegenzug war es, nach starker Einzelleistung von Pia Maertens, 18 Sekunden vor Schluss Charlotte Stapenhorst, die in einem Gewühl vor Hinch den Ball zum 3:4 über die Linie stocherte. (Fotos: worldsportpics.com)
Tore:
1:0 Tessa Howard (10.)
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2:0 Tessa Howard (17.)
2:1 Amelie Wortmann (26.)
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2:2 Nike Lorenz (40.)
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3:2 Isabelle Petter (52.)
3:3 Lena Micheel (54.)
3:4 Charlotte Stapenhorst (60.)
Ecken:
GBR 3 (kein Tor) / GER 1 (kein Tor)
Grüne Karten:
GBR 1 (Robertson) / GER 2 (Schröder, Grote)
Schiedsrichterinnen:
Carolina de la Fuente (ARG) / Michelle Joubert (RSA)
Videoschiedsrichter:
Coen van Bunge (NED)