London, Samstag, 4. August: Deutschland – Argentinien 1:3 (0:2)
Olympia: DHB-Damen verlieren gegen den Weltmeister
04. August 2012
04.08.2012 - Für Deutschlands Damen ist nach dem vierten Spiel bei Olympia das Tor zum Halbfinale weiter zugegangen. Gegen Weltmeister Argentinien verlor das DHB-Team durch erneut „blöde Tore“ (O-Ton Kapitänin Fanny Rinne) mit 1:3 (0:2). Dabei steigerte sich die Mannschaft nach zwei Gegentoren gegen Ende der ersten Hälfte und hatte in der zweiten Halbzeit mehr vom Spiel. Doch das 1:2 durch Nina Hasselmann kam sehr spät, und ein Konter machte die aufkeimende Hoffnung sofort wieder zunichte. Das DHB-Team braucht für die Halbfinalteilnahme nun am Montag einen Sieg mit drei Toren gegen Neuseeland, wobei Australien und Argentinien im späteren Spiel dann nicht Remis spielen dürfen.
Bundestrainer Michael Behrmann: „Schade, wir können jetzt nicht mehr alles selbst beeinflussen! Jetzt müssen wir am Montag auf ein frühes Tor gegen Neuseeland hoffen – dann kriegt man vielleicht nochmal einen Lauf. In Athen vor acht Jahren hat die Mannschaft ja auch ganz lange hoffen und warten müssen, bis es am Ende doch reichte. Heute sind wir nicht gut gestartet, haben wieder so ein Murmeltor bekommen, das wir leider immer wieder kriegen. Die Ecke von Aymar hatten wir vorher analysiert, die kannten wir. Dann haben wir ab Mitte der ersten Hälfte viel mehr gegen deren Tor unternommen und sie in der zweiten Hälfte fast komplett gegen die Wand gedrückt. Aber wir machen halt zu wenig draus!“
Kapitänin Fanny Rinne: „Klar, übermorgen geben wir nochmal alles, aber im Moment überwiegt doch die Enttäuschung! In der ersten Hälfte haben die uns mit ihrem Trichter zu stark dominiert und wir haben wieder zu viele Bälle im Aufbau leicht abgegeben. In der zweiten Hälfte war es besser. Aber man hat hier im Turnier gesehen: Wer eine gute Chancenausbeute hat, der gewinnt seine Spiele. Und wir haben die zurzeit leider nicht!“
Wer eine gute Chancenausbeute hat, der gewinnt seine Spiele. Und wir haben die zurzeit leider nicht!
Fanny Rinne
Vor dem Spiel wurde Maike Stöckel von Bundestrainer Michael Behrmann mit einem Blumenstrauß für ihr 200. Länderspiel geehrt, das sie heute absolvierte. Es war ein vorsichtiges Abtasten der Teams in der Anfangsphase, wobei die Argentinierinnen mehr Druck machten, weiter vorn angriffen, sich allerdings selbst auch ganz ins eigene Viertel zurückzogen, wenn das DHB-Team im Angriff war. Die Deutschen konnten trotz starken Drucks gute Chancen der Las Leonas noch verhindern, standen gut.
Dann hatten die Deutschen wohl die beste Chance der bisherigen Spielzeit, als Schütze von rechts vorbereitete und Keller im Rückraum knapp den Direktschuss verpasste (9.). Jennifer Plass verfehlte kurz darauf einen Stecher vor der Torfrau. Bitter, dass quasi mit der ersten Halbchance das 0:1 (13.) fiel, als erst Anke Brockmann ein Ball links am Kreis zu einer Gegnerin versprang und dann Katharina Otte vor Yvonne Frank am Ball war, klären wollte, aber verstolperte und Rocio Sanchez Moccia von hinten den Ball clever zu Sofia Maccari durchspitzelte, die dann nur noch aus einem Meter ins leere Tor einzuschieben brauchte.
Schütze sah in der 16. Minute Grün für ein Stockfoul. In Unterzahl kassierte das DHB-Team die erste Ecke. Frank hielt den ersten Schuss, aber es gab die zweite Ecke hinterher. Die verzogen die Argentinierinnen aber von der Ablage. So blieb die Unterzahl folgenlos. Sofort gingen auch die Deutschen wieder in den Angriff über, hatten gute Szenen durch Lisa Hahn und Janne Müller-Wieland. Oft war der allerletzte Pass aber zu ungenau.
Die Ansätze waren gut – eine spielerische Steigerung zu den letzten Auftritten. Eine umstrittene Strafecke, als eine Argentinierin den Ball weg vom Tor hoch ans Knie von Otte lupfte, brachte nochmal Gefahr. Es folgte die vierte direkt dran. Und da zeigte Luciana Aymar auf der Ablage ihre Klasse, lupfte über Mandy Haases Schläger und schlug dann volley unten ins lange Eck zum 2:0 (29.) ein. Danach eigentlich wieder gute Bemühungen der DHB-Auswahl, die oft an den Kreis kam, aber dann meist nicht die Aktion abschließen konnte.
Aber der Einsatz wurde belohnt. Eine starke Aktion von Keller brachte die erste Ecke für das DHB-Team (34.). Die angetäuschte Variante über rechts gelang auch mit dem Spiel auf Müller links, doch deren Schuss ging hoch über das Tor. So blieb es zur Pause beim 0:2. Die Deutschen machten auch nach der Pause weiter Druck. Viel spielte sich in der Hälfte der Leonas ab. Es fehlten aber noch die gefährlichen Kreisszenen.
Die Deutschen hatten allerdings auch nicht viel Glück mit den beiden Schiedsrichterinnen, die zwar keine gravierenden Fehlentscheidungen trafen, aber im Zweifel sehr selten für die Deutschen entschieden. Ein krasser Abspielfehler beim eigenen Abschlag zwang Fanny Rinne in der 45. Minute zu einer Rettungstat auf der Linie. Es war die erste Chance für die Weltmeisterinnen in der zweiten Hälfte und fast schon wieder ein Tor.
Es lief dann mal wieder besser, die DHB-Auswahl war vorn dran. Auch hier interpretierte Ashton-Lucy eine strittige Szene gegen die Deutschen, es gab keine Ecke für gefährliches Spiel, sondern den Konter. Ganz viel Pech in der 54. Minute, als Stöckel über links in den Kreis eindrang und Jennifer Plass den Ball nicht am Keeper vorbei bekam. Lisa Hahn hatte eine Hundertprozentige kurz darauf, knallte den Ball aber aus acht Metern mittig hoch und weit vorbei.
Als Mandy Haase kurz danach von zwei Argentinierinnen hart gefoult wurde, gab es keine Karte, keine Überzahl, die berechtigt gewesen wäre. Rinne leitete die nächste Großchance ein, wieder Hahn verfehlte mit einem Drehschuss das Tor knapp rechts (57.). Schütze, auf Vorarbeit von Rinne, dann vielleicht auch mit der falschen Entscheidung: Statt die Ecke zu holen, versuchte sie den Schlag in Bedrängnis. Chance vertan (59.).
Das Team blieb dran. Keeper Maria Mutio musste in der 60. Minute gegen zwei Deutsche retten. Kurz danach Stecherchance für Keller allein vor Mutio, den den Ball verpasste die Rekord-Nationalspielerin. Im Konter rettete Frank, da sich jetzt natürlich Lücken auftaten. Aber die Deutschen hatten jetzt Großchancen. Celine Wilde wurde überrascht, als sie allein links vor Tor den Ball bekam, aber ihn dadurch verpasste. Die Zeit wurde immer knapper – das Team brauchte die zwei Tore, die das Turnier wieder offen halten würden.
Es gab weiter Chancen. Natascha Keller versuchte es mit einem Stecher, doch scheiterte an der Torfrau. Dann versuchte sich das DHB-Team in der 66. Minute per Videobeweis eine zweite Strafecke zu holen und bekam Recht. Es waren noch vier Minuten zu spielen. Und es war Nina Hasselmann, die aus dem Gestocher das 1:2 machte. Hoffnung keimte auf. Doch die war Sekunden später vorbei, als ein Ball abgefangen wurde und ein langer Schlenzer bei Rocio Sanchez landete, die Frank umkurvte und zum 1:3 traf. Die Zeit lief runter, aber es war nun entschieden.
Tore:
0:1 Sofia Maccari (13.)
0:2 Luciana Aymar (KE, 29.)
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1:2 Nina Hasselmann (KE, 67.)
1:3 Rocio Sanchez (68.)
Ecken:
GER 2 (1 Tor) / ARG 5 (1 Tor)
Grüne Karten:
GER 1 / ARG -
Schiedsrichter:
Julie Ashton-Lucy (AUS) / Chieko Soma (JAP)