Porträt
Christopher Rühr - privat zurückhaltend, doch dafür umso lauter auf dem Platz
10. January 2023
169 Länderspiele, 79 Siege und 66 Tore (Quelle FIH) - Christopher Rühr (CR17) ist eine tragende Säule der deutschen Hockeynationalmannschaft und wird auch bei der Weltmeisterschaft 2023 in Indien eine wichtige Rolle spielen. Hier erfahrt ihr, wie Christopher Rühr neben dem Platz ist.
Der gebürtige Düsseldorfer begann seine Hockeykarriere beim Kahlenberger HTC und wechselte mit elf Jahren, als B Knabe, zum drei Kilometer entfernten Uhlenhorst Mülheim. 2014 verschlägt es Christopher Rühr nach Hamburg zum Club an der Alster, von wo aus er schon ein Jahr später zu Rot–Weiss Köln wechselte: „Der Wechsel von Hamburg zurück in den Westen hatte damals private Gründe. Mein Papa erkrankte genau in dem Jahr, in dem ich nach Hamburg zog und ich wollte zu dem Zeitpunkt einfach so schnell wie möglich wieder in der Nähe meines Vaters Hockey spielen”, so Christopher Rühr. Die Weltmeisterschaft 2018 in Indien war bereits eine ganz besondere Weltmeisterschaft für den 28-jährigen. Im Oktober 2018 verstarb Rührs Vater und schon zwei Monate später schoss CR17 bei der Weltmeisterschaft im Kalinga Hockey Stadium in Indien wieder Tore für Deutschland. Auch bei dieser WM wird Christopher Rühr das Gleiche versuchen und dabei an seinen Vater denken: „Wir kommen jetzt wieder in dasselbe Stadion wie schon 2018, kurz nachdem mein Papa verstarb. Das weckt Erinnerungen und spielt auch noch immer eine Rolle bei mir. Mein Papa war mein absolut größter Fan, das merke ich immer noch und nehme diese Motivation dann mit in die Spiele. Den Titel zu holen wäre definitiv auch ein Titel, den ich für meinen Vater gewinnen würde”, berichtet der Topstürmer.
Im Spiel kennt man Christopher Rühr als einen aufbrausenden Leader, der gerne den Mund aufmacht und Mitspielern, Gegenspielern und Unparteiischen seine Meinung sagt. Trifft man den 28-Jährigen aber abseits des Kunstrasens, sei dies ganz anders: „Ich glaube, dass Christopher Rühr auf dem Platz und neben dem Platz zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind. Auf dem Platz bin ich extrovertiert, energetisch, voller Tatendrang und immer an der Grenze zum Legalen. Im Privaten bin ich eher ein introvertierter Typ, der gerne beobachtet .Laut meiner Freunde bin ich sehr loyal und ein guter Zuhörer. Ich kann ganz gut einschätzen, wie es meinem Gegenüber gerade geht und darauf eingehen”, sagt der Nationalspieler. Woher diese 180 Grad Drehung kommt, weiß Christopher Rühr genau: „Es ist mit Sicherheit die Liebe zum Gewinnen. Ich kann meine Emotionalität auf dem Platz nicht einfach abstellen und das will ich auch nicht. Sie treibt mich an und macht mich zu dem Hockeyspieler, der ich bin. Auch wenn ich dann ab und zu über die Stränge schlage”, gesteht CR17.
Findet man den Kölner Stürmer gerade nicht auf dem Hockeyplatz oder im Gym, widmet er sich wohl seiner Familie, seiner Freundin Nike Lorenz oder seinem Studium. Seit 2020 studiert Christopher Rühr Medizin. Ein steiniger Weg sagt er: „Es ist nicht immer alles so glücklich gelaufen bis zum Start meines Studiums. Ich habe zwei Ausbildungen angefangen, die ich beide abbrechen musste. Das lag daran, dass die verschulte Organisation dieser Ausbildungen mir nicht mehr Fehlzeiten einräumen konnte, als jemand, der kein Leistungssportler ist. Auch über Anträge beim Ministerium für Inneres und Sport konnte ich nichts daran ändern. Jetzt bin ich aber auf dem Weg, meinen Traumberuf zu erlernen und darüber sehr glücklich.”
Bis zum Finale am 29. Januar 2023 dürfte es für die Honamas ebenfalls noch ein steiniger Weg sein. Christopher Rühr spürt aber einen besonderen Willen in der Mannschaft: „Ich bin so zuversichtlich wie selten in den letzten Jahren. Ich habe endlich mal wieder das Gefühl, dass wir wirklich um den Titel mitspielen können. Wir sind nicht Topfavorit, aber ich glaube, wir haben das Potenzial jeden Gegner in einem K.O.-Spiel zu schlagen.”