Special Olympics Latin American Games
Special Schiedsrichter-Team fliegt zu den Special Olympics Latin American Games nach Paraguay
12. September 2024
Vom 04. bis 12. Oktober finden in Paraguay die Special Olympics Latin American Games statt. Unser Special Hockey Team Deutschland wurde eingeladen an den Spielen teilzunehmen. Aber auch deutsche Special-Schiedsrichter werden vor Ort sein und das Turnier begleiten. Ein einzigartiges Schiedsrichter-Tandem aus Menschen mit und ohne geistige Beeinträchtigung wird die Hockeywettkämpfe bei den Special Olympics Latin American Games in Paraguay begleiten. Diese Initiative ist nicht nur ein Vorreiterprojekt in Deutschland, sondern könnte sogar weltweit einmalig sein. Auch die "Aktion Mensch" unterstützt die Ausbildung.
Tandems mit Vorbildcharakter
Bei den Spielen fungieren immer zwei Personen als Schiedsrichter: Eine Person mit geistiger Beeinträchtigung und ein so genannter Unified Partner - eine Person ohne Beeinträchtigung. In einigen Fällen ist es sogar möglich, dass zwei besondere Schiedsrichter - also Menschen mit Beeinträchtigung - gemeinsam ein Spiel leiten. Diese Konstellation ist ein Meilenstein der Inklusion und schafft einen Rahmen, in dem beide Akteure voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können.
Die Ausbildung der Special Schiedsrichter konzentrierte sich bisher auf die Leitung von Specialhockeyspielen und -turnieren. Es besteht jedoch der große Wunsch, diese Tandems auch bei regulären U10-Turnieren ab dem nächsten Jahr einzusetzen. Dies wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiveren Sportwelt. Da sich die Regeln im Special Hockey von denen im regulären Sport unterscheiden, wie z.B. die „kurze Ecke“, wird es jedoch einige Zeit dauern, bis genügend Erfahrungen gesammelt wurden, um sie im regulären Wettkampf einzusetzen.
Deutschland als Vorreiter
Obwohl beispielsweise auch im Fußball Menschen mit geistiger Behinderung zu Schiedsrichtern ausgebildet werden, ist die Art und Weise, wie dies im Hockey geschieht, in der Welt des Behindertensports wohl einzigartig. „Soweit wir wissen, sind wir auf diesem Gebiet weltweit Vorreiter“, betont Projektleiterin Linda van Overmeire-Sandkraulen. Die "Aktion Mensch" würdigt diese Ausbildungsform und unterstützt.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Derzeit gibt es drei ausgebildete Special Schiedsrichter und 19 Schiedsrichter, die als Unified Partner agieren können. Nach einem bevorstehenden Ausbildungswochenende soll das Team um drei weitere Special Schiedsrichter erweitert werden. Feste Tandems gibt es allerdings noch nicht, stattdessen pfeifen diejenigen zusammen, die bei einem Turnier gerade Zeit haben. Ein großes Problem ist der Mangel an Einsatzmöglichkeiten, da es noch keinen regulären Spielbetrieb für den Einsatz von Special Schiedsrichtern gibt. Daher wäre die Einbindung in U10-Turniere ein wichtiger Schritt, um den Schiedsrichtern mehr Praxiserfahrung zu ermöglichen.
Besondere Erfahrungen der Tandems
Die bisherigen Erfahrungen der Unified-Schiedsrichter sind durchweg positiv. Besonders bemerkenswert ist der hohe Respekt, den die Special-Spieler den Schiedsrichtern entgegenbringen. Es wird deutlich, wie sehr die Spieler es schätzen, „eigene“ Schiedsrichter zu haben, die ihre Bedürfnisse und Herausforderungen verstehen. Auch die Unified Partner erleben die Spiele auf eine ganz neue Art und Weise - sie werden nicht nur zu Coaches, sondern arbeiten als gleichwertige Teammitglieder mit ihren Schiedsrichterkolleginnen und -kollegen zusammen.
Der größte Gewinn des Projekts ist das gemeinsame Lernen und die gegenseitige Unterstützung, wie die Teilnehmenden immer wieder betonen. Dieses Zusammenwachsen stärkt nicht nur das Selbstbewusstsein der Special-Schiedsrichter, sondern trägt auch zu einem inklusiven Miteinander im Sport bei.
Mit der Teilnahme an den Special Olympics Lateinamerikanischen Spielen in Paraguay werden die Schiedsrichter-Tandems einmal mehr zeigen, dass Inklusion im Sport nicht nur möglich, sondern auch bereichernd ist - für alle Beteiligten.