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Der zweifache Olympiasieger soll als Co-Trainer für mehr Effizienz im Sturm sorgen

Wittis Comeback bei den Honamas

13. February 2022

Fast 450 Mal hat er im Laufe von mehr als anderthalb Jahrzehnten das Nationaltrikot des DHB getragen, unter anderem zwei olympische Goldmedaillen, zwei WM- und drei EM-Titel im Feld gewonnen – und trotzdem freut sich Matthias Witthaus gerade ein Loch in den Bauch, mal wieder mit dem A-Kader einen Lehrgang zu bestreiten.

Die Rolle des inzwischen 39-Jährigen ist allerdings diesmal auch eine andere. „Als André Henning mich angerufen hat, um zu fragen, ob ich mir das Co-Traineramt vorstellen kann, hat mich das sehr gefreut.“ „Witti“ holte sich das Go seines Arbeitgebers, des Hamburger Polo Clubs, für den er schon einige Jahre die Bundesligaherren verantwortet. „Das ist mein Hauptjob und hat erste Priorität, aber wenn ich wie jetzt zwei Wochen mit den Honamas unterwegs bin, gebe ich Vollgas und möchte das Maximum mit den Jungs rausholen.“

Die Arbeit mit dem Nationalteam auf allerhöchstem internationalem Niveau bringe schließlich auch einen positiven Input für seine Ligatätigkeit. „Wenn du die neuesten Trends unseres Sports und die Entwicklungen mitbekommst, ist das hoch spannend. Da lässt sich für einen persönlich und den Clubjob einiges mitnehmen

Fotocredits: worldsportpics.com

"Ein paar Prozent mehr rauskitzeln!

André Henning erhofft sich von Witthaus einen positiven Einfluss auf das Torschussverhalten seines Teams – einer der ausgemachten Haupt-Baustellen bei den Honamas, die im vergangenen Jahr bei EM und Olympia so oft zu Torchancen kamen wie kein anderes Team, aber daraus zu wenig Kapital schlagen konnten. Und wer könnte da besser helfen als Witti, der im Laufe seiner Nationalmannschaftskarriere 225 Mal für die DHB-Herren traf.

Dabei hat der Vater zweier Töchter (2 und 4 Jahre) absoluten Respekt vor den deutschen Stürmern. „Das sind ja bereits absolute Top-Angreifer auf Weltniveau. Umso spannender ist es, mitzuhelfen, da noch ein paar Prozent mehr rauszukitzeln. Die Zusammenarbeit hier in Potchefstroom lässt sich in den ersten Tagen schon super an.“

Matthias Witthaus Ansatz liegt dabei in erster Linie im individuellen Coaching. Mithilfe von Videobeobachtung schaut er, was bei den Spielern in Sachen Balllage, Torschussverhalten, Ausschwungtechnik oder Lage des Körperschwerpunkts beim Schuss noch zu optimieren wäre. „Es geht einerseits ums Finetuning, aber auch eine ganze Menge ums Mentale.“

Eine gewisse Rücksichtslosigkeit ist nötig

Beim Studium der Olympia-Spiele hat der ehemalige Kreisstürmer gerade bei der Abschlussmentalität entdeckt, dass es oft noch ein paar Prozent am absoluten Willen gefehlt hat, dann in der jeweiligen Situation voll durchzuziehen. „Wenn man da nur 80 statt 100 Prozent reinlegt, dann geht die Kugel halt auch mal drüber oder vorbei, beziehungsweise kann vom Keeper gehalten werden“, sagt Witti. „Man muss im entscheidenden Moment die ganze Qualität und Stabilität abrufen, um da hinzuschießen, wo man den Ball hinhaben möchte. Und dafür braucht man eventuell auch eine gewisse Härte und Rücksichtslosigkeit – etwas, das man im Training, wenn ein eigener Mitspieler vor einem steht, vielleicht nicht aufbringen will. Insofern müssen wir da vielleicht auf über eine andere Trainingshärte nachdenken.“

Zu solchen Gedanken wird sich Matthias Witthaus in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur mit André Henning austauschen, sondern vor allem auch mit Michael McCann, dem anderen Offensivcoach der Honamas, der in Südafrika dieses Mal nur digital für Zoom-Konferenzen dabei sein kann. McCann ist einer der längsten Wegbegleiter von Matthias Witthaus im internationalen Hockey. Als Aktive haben sie lange gegeneinander gespielt – Australien und Deutschland waren in den frühen 2000ern die beiden Hockey-Supermächte bei den Herren, die sich um alle Titel stritten.

Man muss im entscheidenden Moment die ganze Qualität und Stabilität abrufen, um da hinzuschießen, wo man den Ball hinhaben möchte. Und dafür braucht man eventuell auch eine gewisse Härte und Rücksichtslosigkeit

Mattias Witthaus, 225facher Torschütze für die Honamas

"Mike hat hohe Standards gesetzt"

Dann spielten sie in der Bundesliga beim Mannheimer HC zusammen, bis McCann deutlich vor Witti ins Trainerbusiness wechselte und noch einige Jahre der Trainer des heutigen Wahl-Hamburgers war. „Ich schätze Mike sehr und freue mich über diese Zusammenarbeit. Er hat ja schon länger mit den Honamas gearbeitet und dabei hohe Standards in Sachen Angriffsmethodik und Positionsspiel gesetzt.“

Wenn die DHB-Herren ab Mittwoch (19 Uhr deutscher Zeit gegen Frankreich) ihre ersten Pro-League-Spiele in der Henning-Ära bestreiten, darf man also gespannt sein, ob die ersten fünf Trainingstage mit Matthias Witthaus in Sachen Torschussverhalten schon einen Einfluss hatten – bis zur WM im Januar 2023 in Indien wäre ja aber auch noch reichlich Zeit für mehr Input des ehemaligen Rekord-Nationalspielers, der diesen Status erst bei Olympia 2021 in Tokio an Tobias Hauke verlor.

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