Danas-Torhüterin Julia Sonntag im Interview
„Die anderen Torhüterinnen nennen mich Oma.“
02. May 2022
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen spielen die Danas im SparkassenPark in Mönchengladbach in der FIH Pro League. Für Torhüterin Julia Sonntag sind die Spiele als gebürtige Mönchengladbacherin immer noch etwas ganz Besonderes. Wie sie ihren Job als Zahnärztin und die Torhüterrolle unter einen Hut bekommt und wie weit es bei der WM in Spanien und den Niederlanden (1. - 17. Juli) gehen soll, verrät die 30-Jährige im Interview.
Julia, ihr habt vor gut einem Monat bereits in Mönchengladbach gespielt. Ist es für dich immer noch etwas Besonderes in deiner Heimatstadt zu spielen?
Julia Sonntag: „Auf jeden Fall! Der Hockeypark ist ein sehr großes Stadion und wir hatten bisher immer Glück, dass die Spiele dort mit Zuschauern stattgefunden haben. Das waren für uns immer tolle Erlebnisse und darauf hoffen wir natürlich jetzt wieder. Das ist es für uns, was es immer wieder so besonders macht.“
Hattest du viele Ticketanfragen von deinen Freunden, Bekannten und Familie?
Julia Sonntag: „Ja, obwohl die Spiele unter der Woche stattfinden und einige dann doch arbeiten müssen. Die Leute aus meiner Praxis können dementsprechend leider nicht dabei sein. Beim letzten Spiel (gegen die USA am 27. März, d. Red.) war mein Chef mit seinen Kinder dabei und hat fleißig mitgefiebert.“
Valentin Altenburg ist seit Anfang des Jahres Bundestrainer der Danas. Was zeichnet ihn als Trainer aus und was macht euch als Mannschaft aus?
Julia Sonntag: „Vali passt sehr gut zu uns, gerade die erfahreneren Spielerinnen wissen, was wir als Mannschaft wollen und brauchen. Jetzt beginnt wieder ein neuer Zyklus, wir wachsen mit jüngeren Spielerinnen zusammen. Dafür ist Vali der perfekte Trainer, der uns auch mal verrückte Sachen machen lässt, Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Ich glaube, dass uns das sehr gut tut!“
Mit England, Argentinien und den Niederlanden stehen in der FIH Pro League spannende Gegner auf dem Spielplan. Inwieweit können diese Spiele euch helfen, vor allem in Hinblick auf die WM, auf ein anderes Level zu kommen?
Julia Sonntag: „Die Pro League-Spiele sind für uns die perfekte Vorbereitung auf die WM, um vor allem auch zu sehen, wo wir gerade stehen und wo unsere Baustellen sind. Die bekommt man vor allem gegen stärkere Gegner aufgezeigt. Das wird uns für die WM weiterbringen.“
In der WM-Gruppe trefft ihr unter anderem auf den Weltmeister aus den Niederlanden und Vize-Weltmeister Irland. Wie stehen für euch die Chancen bei der WM?
Julia Sonntag: „Der erste Schritt für uns wird sein ins Viertelfinale einzuziehen. Das ist unser Ziel. Irland ist immer für eine Überraschung offen, die Niederlande ist nicht umsonst als Turniersieger hervorgegangen. Ab dem Viertelfinale sehen wir die aber hoffentlich erstmal nicht mehr. Im späteren Turnierverlauf werden die Karten dann neu gemischt und alles ist drin. Am Ende muss man alle schlagen. Wir schauen aber ohnehin nur auf uns und nicht auf die anderen Teams.“
Du spielst seit 2015 in der A-Nationalmannschaft. Wie siehst du deine Rolle in der Mannschaft, gerade gegenüber jüngeren Spielerinnen?
Julia Sonntag: „Ich sehe mich als sehr ausgeglichen, ruhig und als Person, die mit allen kann. Von den anderen Torhüterinnen werde ich 'Oma' genannt, so weit ist es mittlerweile schon. Man wird mit der Zeit gelassener und versucht Leute abzuholen, die noch etwas jünger sind. Ich versuche nach links und rechts zu schauen und mich nicht nur auf meine Sache zu konzentrieren. Ich habe schon viel erlebt und will meine Erfahrung an die jüngere Generation weitergeben.“
Hauptberuflich arbeitest du als Zahnärztin. Wie lässt sich deine Arbeit und das Hockeyspielen miteinander vereinbaren?
Julia Sonntag: „In erster Linie braucht man einen Chef, der den ganzen Spaß mitmacht (lacht). Da habe ich mit meiner Praxis wirklich Glück! Wenn ich mal einen Monat lang fehle, zum Beispiel bei einer WM, werden meine Fehlzeiten von der Deutschen Sporthilfe aufgefangen. Dort gibt es ein Programm, das meinen Chef unterstützt, ich aber trotzdem mein reguläres Gehalt bekomme. Das ist wahnsinnig viel wert! Ohne die Sporthilfe würde ich beides nicht unter einen Hut bekommen.“