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Fotocredits: Worldsportpics

EuroHockey Championships 2023

„Ich könnte mir vorstellen, dass mehr Mannschaften wieder zur Manndeckung zurückkehren und das schon in der Qualifikation für Olympia."

20. October 2023

Vor knapp zwei Monaten beendeten die HONAMAS die Heim-Europameisterschaft in Mönchengladbach auf dem vierten Platz. Nach vielen Höhen und Tiefen während der EM in Mönchengladbach ging es für alle Hockey-Herren der Nationalmannschaft wieder zurück in den Ligabetrieb ihrer Vereine. Mit etwas Abstand zum EM-Turnier erzählt Verteidiger Lukas Windfeder, was er über die vergangene Europameisterschaft denkt und wie sich die HONAMAS nun auf die Olympia-Qualifikation vorbereiten.

Die Heim-EM liegt nun schon ein paar Wochen zurück. Wie blickst du mit etwas Abstand zurück?
Im ersten Moment überwiegt natürlich das tolle Erlebnis im eigenen Stadion. Vor einem vollen Haus zu spielen und diese Atmosphäre zu erleben, war etwas ganz Besonderes. Auf der anderen Seite ist die Enttäuschung immer noch groß und auch frustrierend, dass wir in den K.O.-Spielen nicht unsere Leistung abrufen konnten, wie wir uns das vorgestellt haben und am Ende mit dem unglücklichen vierten Platz da stehen.

Würdest du bei der sportlichen Beschreibung „Enttäuschung" mitgehen?
Wir haben uns natürlich ein höheres Ziel gesetzt, daher ist es in Ordnung. Auf der anderen Seite hatten wir mit Belgien und den Niederlanden zwei Gegner, die auch schon bei der Weltmeisterschaft unter den Top 3 waren, da kann man nicht immer davon ausgehen, dass man bei einer Europameisterschaft am Ende ganz oben steht. Auch England hat schon bei der WM ein sehr, sehr gutes Spiel gegen uns gemacht und in Mönchengladbach sind wir im Halbfinale knapp an ihnen gescheitert. Das sind einfach Gegner, die auf Augenhöhe mit uns spielen und bei denen die Tagesform und der eine oder andere glückliche Pfiff eine Rolle spielen. Bei der Qualität der Gegner ist es zu verkraften, aber für uns natürlich eine Enttäuschung.

Wie hat das Team auf den vierten Platz reagiert? Gab es dort Unterschiede?
Wir sind nach der EM direkt in die Bundesliga gestartet und haben uns seitdem auch nicht mehr mit der Nationalmannschaft gesehen. Jeder war also mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Diese Woche treffen wir uns zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder und ich bin mir sicher, dass wir einen Teil der Zeit auch noch einmal zur Analyse der EM nutzen werden.

Habt ihr trotzdem schon Gründe für den vierten Platz analysiert?
Es hat schon vereinzelt Analysegespräche gegeben. Der Trainerstab hat schon Einzel- und Gruppengespräche geführt, warum wir so abgeschnitten haben. Wir haben nicht unser bestes Hockey gespielt, das wissen wir auch. Wenn man in zwei K.O.-Spielen kein Tor schießt, dann ist das einfach zu wenig. Hier ist die ganze Mannschaft gefragt, dass wir mehr Dynamik im Aufbau schaffen und dass vorne im Schusskreis die nötige Konsequenz an den Tag gelegt wird.

Fotocredits: Worldsportpics

Hast Du bei der EM taktische Beobachtungen gemacht? Bzw. was erwartet uns da mit Blick auf den Olympic-Qualifier? 
Spannend ist auf jeden Fall, dass bei der Weltmeisterschaft mit Belgien und uns zwei Mannschaften im Finale standen, die ausschließlich Raumdeckung gespielt haben. Bei der Europameisterschaft standen mit den Niederlanden und England zwei Mannschaften im Finale, die fast ausschließlich Manndeckung gespielt haben. Ob das jetzt ein Trend ist, weiß ich nicht. Man hat bei der WM und bei der EM gesehen, wie knapp die Spiele ausgegangen sind. Mit einem etwas anderen Turnierverlauf stehen Belgien und wir wieder im Finale. Ich würde es wahrscheinlich nicht als Trend bezeichnen, aber die Medien haben sich in letzter Zeit etwas darauf gestürzt. Ich könnte mir vorstellen, dass mehr Mannschaften wieder zur Manndeckung zurückkehren und das schon in der Qualifikation für Olympia. Man hat gesehen, wie schwer wir uns damit getan haben, weil wir jahrelang nur gegen Raumdeckung gespielt haben. Jetzt müssen wir wieder anfangen, Lösungen gegen die Manndeckung zu finden, aber ich mache mir keine Sorgen, dass uns das nicht gelingt.

Was passiert noch bei den Honamas bis zu den Olympic-Qualifiers?
Wie angesprochen treffen wir uns diese Woche wieder im Kreis der Honamas. Es wird einen Rückblick auf die EM und einen Ausblick auf das kommende Jahr geben. Im November sind wir für zwei Wochen zu einem Lehrgang in Südafrika und im Dezember spielen wir ein Vier-Nationen-Turnier in Spanien. Im Januar steht dann die Olympia-Qualifikation an. Das wird wieder eine sehr intensive Zeit mit der Nationalmannschaft, aber sicher auch eine sehr coole.

Das Ziel für den Olympic-Qualifier dürfte klar sein. Wie geht ihr damit um, dass die Gegner noch nicht bekannt sind?
Dass wir noch nicht wissen, gegen wen wir spielen, ist im Vergleich zu anderen Sportarten sicherlich einmalig. Dass wir uns in drei Monaten für das größte Turnier, das ein Hockeyspieler spielen kann, qualifizieren wollen und noch nicht wissen, wer die Gegner sein werden. Bis vor vier Wochen stand noch nicht einmal fest, wo gespielt wird. Dass es jetzt Oman geworden ist, wo glaube ich noch nie jemand Hockey gespielt hat, ist sicher auch etwas Besonderes. Das sind alles neue Dinge, mit denen wir uns aber im Vorfeld nicht so viel beschäftigen, bzw. ich mich überhaupt nicht beschäftige. Ich konzentriere mich auf die Mannschaft und auf mich und wenn wir dann irgendwann vor Ort sind und die Mannschaften feststehen, dann können wir uns das auch anschauen. Bis dahin stehen die persönliche und die Teamentwicklung im Vordergrund.

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