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Fotocredits: Willem Vernes Fotografie

Fédération Internationale de Hockey

Die FIH hat einen neuen Präsidenten

09. November 2022

Die Welt des Hockeysports hat eine neue Führung. Am vergangenen Samstag wurde Tayyab Ikram beim 48. Kongress der Internationalen Hockey-Föderation FIH als Präsident gewählt. Der 64 Jahre alte gebürtige Pakistaner, der in Macau lebt und Mitglied der Macau Hockey Association ist, setzte sich in der Stichwahl gegen den Belgier Marc Coudron deutlich mit 79 zu 47 Stimmen durch. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem der eigentlich bis 2024 gewählte FIH-Präsident Narinder Batra (Indien) am 18. Juli 2022 aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt vom Amt erklärt hatte. Ikrams Amtszeit läuft entsprechend erst einmal für zwei Jahre. Normalerweise dauert eine volle Amtsperiode vier Jahre.

"Hockey ist meine Leidenschaft, Hockey hat mein Leben verändert, und ich bin Hockey und der Hockeyfamilie dafür dankbar. Ich danke Ihnen allen für das Vertrauen, das Sie mir heute entgegengebracht haben. Ich verspreche Ihnen, dass ich die Botschaft der Solidarität tragen und die FIH zusammenbringen werde", sagte Ikram nach seiner Wahl, an der sich 126 der insgesamt 138 nationalen Mitgliedsverbände der FIH beteiligt hatten. Er ist der 13. FIH-Präsident in der Geschichte des auf sein 100-Jahre-Jubiläum zugehenden Welthockeyverbandes, der im Januar 1924 gegründet wurde.

„Auch wenn es kein Geheimnis ist, dass wir als nationaler Verband aus Europa unsere Stimme dem europäischen Kandidaten gegeben haben, so habe ich sofort im Anschluss an die Wahlen Tayyab Ikram gratuliert. Ich kenne ihn persönlich bereits seit vielen Jahren, und ich glaube, dass man gut mit ihm zusammenarbeiten kann“, sagte Carola Morgenstern-Meyer, die als Präsidentin des Deutschen Hockey-Bundes den DHB zusammen mit dem Kaufmännischen Vorstand Niclas Thiel bei diesem rein virtuell stattgefundenen FIH-Kongress vertrat.

Deutlich unglücklicher zeigte sich Morgenstern-Meyer über den Ausgang einer anderen Personalentscheidung. Marion Rodewald, die deutsche Kandidatin für zwei zur Wahl stehende Sitze im FIH Executive Board, scheiterte knapp gegenüber zwei Mitbewerberinnen, die bereits diesem höchsten FIH-Gremium angehörten und sich um eine Wiederwahl bewarben. Maureen Craig-Rousseau (Trinidad & Tobago; 88 Stimmen) und Elizabeth Safoa King (Ghana; 68 Stimmen) erhielten mehr Zuspruch von den Delegierten als die deutsche Olympiasiegerin von 2004, die bei ihrer ersten Bewerbung auf 64 Stimmen kam. „Das ist sehr schade, denn Marions Videopräsentation war ganz hervorragend und sorgte für viele sehr positive Rückmeldungen. Aber beim Abstimmverhalten spielt halt leider viel Politik mit“, reagierte die DHB-Präsidentin.

Fotocredits: Ulrich Meyer

Da mit Michael Green der zuletzt einzige Deutsche aus dem Executive Board nach zwölfjähriger Zugehörigkeit nicht mehr zur Wiederwahl stand, ist der DHB erstmals seit Einführung dieses Gremiums dort nicht mehr vertreten. Neu ins Executive Board wurden Hiroya Anzai (Japan; 72 Stimmen), Piotr Wilkonski (Polen; 70) and Deon Morgan (Südafrika; 66) hineingewählt, die mehr Stimmen erhielten als Simon Mason (England; 52), Walter Krämer (Chile; 48) und John Williamson (Neuseeland; 37).

Die wichtigste Sachentscheidung war die Vergabe der Damen- und Herren-Weltmeisterschaften 2026, die bereits am Vorabend des Kongresses durch das FIH Executive-Board noch unter Vorsitz des seit dem Batra-Rücktritt als „acting president“ eingesetzten Ägypters Seif Ahmed vorgenommen wurde. Den Zuschlag erhielten die Verbände von Belgien und Niederlande, die die WM als kombinierte Veranstaltung im Juli oder August 2026 in Amsterdam/Amstelveen, Niederlande, und Wavre, Belgien, austragen wollen, wobei weibliche und männliche Mannschaften an beiden Austragungsorten spielen sollen. FIH-Geschäftsführer Thierry Weil sagte zur WM-Bewerbung 2026, für die auch der DHB Interesse bekundet hatte: „Im Namen der FIH möchte ich allen Nationalverbänden, die eine Bewerbung eingereicht haben, von ganzem Herzen danken. Wir haben hervorragende Vorschläge erhalten, und es war daher eine besonders herausfordernde Aufgabe, eine Entscheidung zu treffen. Wir sind sehr zufrieden. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden der aktuellen Welt- und Olympiasieger der Damen und Herren, den Niederlanden und Belgien, die zweifellos herausragende Weltcups veranstalten werden!"

Der FIH-Kongress hatte unter dem Titel „Stronger Together“ wichtige Themen wie Fan-Engagement, Innovation, Nachhaltigkeit, Entwicklung oder Governance diskutiert. Vorgestellt wurde dabei auch eine globale „Nachhaltigkeitsstrategie für Hockey“. Clare Prideaux, Executive Board-Mitglied und Präsidentin der Oceania Hockey Federation, die die 2021 eingerichtete FIH Sustainability Task Force leitet, kommentierte: „Es ist aufregend, diese Nachhaltigkeitsstrategie für Hockey zu starten, an der wir seit 18 Monaten arbeiten. Wir laden alle Mitglieder der globalen Hockey-Community ein, ihren Beitrag zu leisten, ihre Erfolge zu teilen und sich an Projekten auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu beteiligen, die gemeinsam einen echten Unterschied für die nachhaltige Zukunft unseres Sports bewirken werden."

Alle FIH Präsident*innen:

1924-1926: Paul Leautey (Frankreich)
1926-1932: Franz Reichel (Frankreich)
1932-1936: Marc Bellin du Coteau (Frankreich)
1936-1945: Georg Evers (Deutschland)
1945-1946: Robert Liegeois (Belgien)
1936-1966: Jaap Quarles van Ufford (Niederlande)
1966-1983: René G. Frank (Belgien)
1984-1996: Etienne Glichitch (Frankreich)
1996-2001: Juan Angel Calzado (Spanien)
2001-2008: Els van Breda Vriesman (Niederlande)
2008-2016: Leandro Negre (Spanien)
2016-2022: Narinder Dhruv Batra (Indien)
seit 2022: Tayyab Ikram (Macau)

Am selben Tag, an dem die FIH-Nachhaltigkeitsstrategie für Hockey vorgestellt wurde, hat der deutsche Sportbodenhersteller Polytan als globaler FIH-Partner bekanntgegeben, dass die olympischen Hockeyturniere in Paris 2024 auf dem ersten kohlenstofffreien Hockeyrasen namens „Poligras Paris GT Zero“ ausgetragen werden. „Wir freuen uns, dass Paris 2024 ein‚ Hockey Zero‘-Event sein wird. Diese Innovation unseres vertrauten Partners Polytan bestätigt neben der kontinuierlichen Reduzierung des Wasserverbrauchs für Spielfelder die Entschlossenheit des Hockeysports, Paris 2024 bei seinen Nachhaltigkeitszielen voll zu unterstützen", sagte FIH-CEO Thierry Weil. Das Executive Board verabschiedete außerdem, dass sich die Gewinner (Damen und Herren) der FIH Hockey Pro League in Saison 5 (2023/2024) und Saison 6 (2024/2025) direkt für die Weltmeisterschaften 2026 qualifizieren werden. Sollte sich der Sieger der Saison 6 bereits in Saison 5 qualifizieren, wird dem Zweitplatzierten der Saison 6 der direkte Qualifikationsplatz angeboten.

Der FIH-Kongress ist auch immer ein Anlass, Einzelpersonen oder Verbände für ihre Verdienste für den Hockeysport auszuzeichnen. Der einzige Deutsche, der diesmal mit einer der vielen unterschiedlichen Auszeichnungen bedacht wurde, war Michael Green. Der Hamburger erhielt wie auch Shahbaz Ahmad (Pakistan) und Sarinder Dillon (Hongkong) den „Order of Merit“ für „ihren unschätzbaren Einsatz und ihr Engagement für Hockey auf allen Ebenen“.

Finanziell steht der Welthockeyverband auf gesunden Füßen. Dank zusätzlicher Einnahmen und reduzierter Ausgaben wird das endgültige Betriebsergebnis für 2022 voraussichtlich höher sein als die budgetierten 500.000 Schweizer Franken (entspricht in etwa 500 000 Euro). Das operative Ergebnis der FIH Hockey Pro League ist mit 129.000 Franken für Saison 3 (2021/22) ebenfalls positiv und wird voraussichtlich mindestens 150.000 Franken für Saison 4 (2022/23) betragen, nachdem die Pro League in der Startphase (2018 bis 2021) mit einem Minus von rund 4,5 Millionen zu Buche schlug. Für 2023 erwartet die FIH insgesamt einen operativen Gewinn von 1 Million Franken, was zu einem großen Teil der bevorstehenden Herren-Weltmeisterschaft in Indien zu verdanken sein wird, wie der Weltverband vor dem Kongress bekanntgab.

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