Deutsche Teams vor dem Start der Hallen-WM in Kroatien
„Wer sich jetzt nicht freut, ist selbst schuld“
31. January 2025
Die Stimmungslage bei den unmittelbar Beteiligten vor großen sportlichen Events ist eigentlich immer dieselbe. Es ist die aufregende Mischung aus Vorfreude, Euphorie, Anspannung und auch ein bisschen Unsicherheit. Bei den Trainern der beiden deutschen Hallen-Hockey-Nationalmannschaften ist es vor dem Start der WM im kroatischen Poreč ganz genauso.
Matthias Witthaus, der zum ersten Mal zusammen mit Jan Philipp Rabente die Herren zu einem großen internationalen Turnier begleitet, merkte man wenige Tage vor dem Start der WM bei einer Presserunde noch etwas anderes an: den unbedingten Willen, etwas Großes zu erreichen.
Das Team konnte sich zwar noch nicht entwickeln. Die Kommunikation läuft aber jetzt schon gut. Das ist die große Herausforderung: Wir wollen in der Kürze der Zeit ein echtes Team werden, alle Eitelkeiten müssen zur Seite geschoben werden. Wir wollen schnell zusammenwachsen, kurz und knackig an einem Strang ziehen und dann erfolgreich sein.
Matthias Witthaus
Der Olympiasieger startet mit seinem Team am kommenden Montag, den 3.2., gegen Malaysia (9:40 Uhr) in diese WM bevor es am Dienstag gegen den zweiten Pool-Gegner Iran (15 Uhr) geht und zum Abschluss der Gruppenphase am Mittwoch das Aufeinandertreffen mit den Argentiniern (17 Uhr) auf dem Programm steht. Auch das sportliche Programm in Poreč ist kurz und knackig. Die beiden besten Teams aus den jeweiligen Pools, sowie die beiden besten Pool-Dritten qualifizieren sich direkt fürs Viertelfinale. Der Rest spielt um die Plätze 9 bis 12.
Aber für die beiden deutschen Mannschaften soll es nicht „um die Plätze“ gehen. Nicht weniger als zwei WM-Titel erwartet Martin Schultze, Sportvorstand des DHB, von seinen Coaches und den Spielerinnen und Spielern. Wenn auch mit einem kleinen Augenzwinkern.
Wir waren ja in Südafrika nicht dabei, jetzt sind wir sehr froh, bei so einem internationalen Topevent wieder mitzuspielen. Wir wollen in das Jahr 2025 mit zwei WM-Titeln starten. Das würde uns sehr gefalle
Martin Schultze
Die Erwartungshaltung ist also hoch. Witthaus, der mit Rabente einen jungen und hungrigen 12-er Kader für Poreč zusammengestellt hat, kann damit gut umgehen. „Wir nehmen diese Vorgabe sehr gerne an. Nach so langer Zeit (2011 holten die deutschen Herren zuletzt Gold bei einer Hallen-WM, Anm. der Red.) soll es endlich wieder klappen“, so Witthaus, der gleichzeitig auch etwas auf die Bremse tritt: „Es ist aber sicher auch kein Selbstläufer. Die anderen haben aufgeholt. Sie verbringen mehr Zeit zusammen. 2011 als wir zuletzt Hallen-Weltmeister waren, waren es alles gestandene A-Kader-Spieler. Das ist jetzt anders. Wir können damit aber umgehen. Wir wollen trotzdem den Titel holen, auch mit einigen unerfahrenen und sehr jungen Spielern.“ Die Jungen und Unerfahrenen, damit meint Witthaus zum Beispiel Nicolas Proske (28) vom TSV Mannheim und Ben Hasbach (19) vom Mannheimer HC. „Ihre Reaktionen über die Nominierung waren sehr schön, aber auch die anderen sind alle unglaublich heiß“, so Witthaus weiter.
Den Titel fest im Visier haben auch die deutschen Damen. Ihr letzter Sieg bei einer Hallen-WM liegt nicht so lange zurück. 2018 holten sie die Goldmedaille. Und auch die vergangenen drei Europameisterschaften in der Halle konnten die deutschen Damen gewinnen. Das Trainerduo Dominic Giskes und Markus Weise ist eingespielt und ergänzt sich gut, 2024 holten beide in Berlin mit den Damen den EM-Titel. Der große Vorteil dieser aktuellen WM-Mannschaft: Sie kennt sich. Acht Spielerinnen aus dem Kader waren schon in Berlin dabei. Darunter so erfahrene Akteurinnen wie Elisa Gräfe (Düsseldorfer HC), Philin Bolle (Münchner SC) oder Teresa Martin Pelegrina (Harvestehuder THC). „Das kommt uns sehr entgegen, sagte Giskes unter der Woche.
“Wir haben eine sehr gute Truppe beisammen und haben einen guten Plan gestrickt. Die Vorfreude ist unendlich groß
Bundestrainer Dominic Giskes
Die deutschen Damen starten wie die Herren am Montag in das Turnier. Der Erste Gegner heißt um 16:40 Uhr Neuseeland. Es folgt Mittwoch das Spiel gegen Australien (13:30 Uhr), und zum Ende der Gruppenphase am Donnerstag geht es gegen Namibia (13:30 Uhr). „Wir unterschätzen mit Sicherheit keinen der drei Gegner, sind aber schon so selbstbewusst, um zu sagen, dass wir in Kroatien sehr weit kommen wollen. Alles ist für uns möglich“, sagte Giskes, der nach der WM als neuer Co-Trainer zu den Danas stoßen wird.
2011 bei den Herren, 2018 bei den Damen, und jetzt vielleicht ja der Doppelsieg in Kroatien 2025? Poreč könnte ein guter Ort sein, um an die letzten Siege der deutschen Teams bei einer Hallen-WM anzuknüpfen. Es scheint alles bereitet. „Die Euphorie ist groß, wer sich jetzt nicht freut, ist selbst schuld“, sagte Dominic Giskes noch. Recht hat er.